Sehr solide, aber doch teils desolat

Studieninhalte: 3/5
Hier wird dem Bewerber versprochen, er bekomme alle essentiellen Grundlagen des polyvalenten Bachelors der Psychologie vermittelt, und das wird soweit auch erfüllt. (Man muss anmerken, dass momentan die Anforderungen für die neue Approbation des Therapeutengesetzes nicht erfüllt wird und man somit nicht Psychotherapeut werden kann. Das wurde uns aber beim Einstellungsgespräch transparent mitgeteilt, dass man darüber keine verbindliche Aussage treffen konnte, da der Föderalismus unberechenbar ist. Dieses Thema wurde entsprechend nicht mit in die Bewertung einbezogen, da es nicht zugesichert wurde)

Allerdings, und hier bin ich sehr penibel, weswegen auch ein Punkt abgezogen werden muss, wird in mehreren Modulen der Modulkatalog nicht eingehalten beziehungsweise es werden völlig andere Themata behandelt, die ebenso eine wichtige Daseinsberechtigung erhalten, aber nichtsdestotrotz das Fehlen der Versprechungen wettmachen. Exemplarisch: "Psychologische Methoden in der Praxis" (an dieser Stelle möchte ich nicht weiter darauf eingehen. In anderen Punkten, wie Organisation wird das Thema wiederkommen)
Weiterhin möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass manche Module über Studienbriefe vermittelt werden, was an und für sich eine sehr gute, abwechslungsreiche Methode ist. Hier erarbeitet sich der Student selbstständig und autodidaktisch verschiedene Schwerpunkte diverser Bereiche. Leider sind diese Studienbriefe auf dem Stand einer Hauptschule stehengeblieben (sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich) und prüfungsrelevant (es musste das Wissen gelernt werden, was in diesen Briefen stand), wodurch mir einige Module "ruiniert" wurden, da man in dieser Hinsicht nicht tiefgreifend genug arbeiten konnte.

Dozenten: 4/5
Die Dozenten kennen nahezu sämtliche Namen der Studenten (Vor- und Zunamen), wirken alle sehr freundlich und entgegenkommend. Manche blühen richtig auf, wodurch das Studieren viel angenehmer und familiärer wird. Man merkt, dass es sich hierbei überwiegend um richtige Experten der jeweiligen Gebiete handelt.
Der Statistik-Dozent veröffentlicht viele Artikel
Die Dozentin für klinische Psychologie ist zeitgleich Psychotherapeutin und kann praktische Anwendungstipps mitgeben
Der Dozent für die biologische Psychologie war Mediziner (wenngleich er nicht unterrichten durfte, wegen der Studienbriefe)
Einziger Kritikpunkt an diesem Punkt ist, dass viele Dozenten sozusagen "betriebsfremd" sind und nicht intern angestellt. Dadurch entstehen Organisationsprobleme und Unstimmigkeiten, die hätten vermieden werden können.

Lehrveranstaltungen: 4/5
Zu den Veranstaltungen lässt sich leider nicht viel sagen, da ich die meiste Zeit (wie vermutlich ganz Deutschland auch) zuhause vor dem Rechner saß und die Uni selten betrat. Wenn dies aber geschah, wurden verschiedene Auflockerungsmethoden und andere didaktische/methodische Mittel eingesetzt, um die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Ansonsten klassische Vorlesung, woran ich mich aber nicht störe.
Berechtigte Kritik meinerseits sei darin zu finden, dass man nur selten die Chance hatte, richtig zu diskutieren, was früher einst das Studium auszeichnete. Eine Stunde pro Woche je Modul (als Zeitraum für Diskussionsrunden und allgemeine Diskurse) täten die Veranstaltungen noch verbessern.

Ausstattung: 4/5 und die Bibliothek: 2/5
Die Hochschule ist meines Erachtens nahezu perfekt ausgestattet. Es gäbe nur wenige Verbesserungsmöglichkeiten, wozu unter anderem die Bibliothek zählt.
Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass die SRH früher eine besser ausgestattete Bibliothek besaß, diese aber von Studenten peu à peu kleptomanisch verkleinert wurde. Verständlich, dass das in einer Dezimierung zeitigt.

Organisation: 2/5
Hier liegt einer der Hauptschadpunkte der Hochschule. Wie bereits obig erwähnt, werden viele Dozenten auf Honorarbasis beschäftigt, was zu erheblichen Organisationsproblemen führt. Es kam öfter vor, dass es solche "Kollegen" von heute auf morgen (hyperbolisch, natürlich erst im nächsten Monat) verschwanden und somit die hinterlassene Arbeit auf die festangestellten aufgeteilt werden musste. --> Konsultationen fanden nicht statt, obgleich zeitnah vereinbart (mehrfach!) Viel schlimmer ist aber, dass der Modulkatalog von einer solchen Freiberuflerin verfasst wurde, die zwar sehr interessante Module anpries, diese aber nach einem Jahr (da verzog sich die werte Frau) fallen gelassen wurde. Und noch viel schlimmer ist, dass noch immer solche Module bei der Bewerbung im Modulkatalog beworben werden, obgleich jeder Dozent weiß, dass dies nicht umsetzbar ist, da die dafür ausgebildete Dozentin weg ist. (Ja, ich bin anscheinend der Einzige, der jemals den Modulkatalog mit dem abglich, was zugesichert wurde. Letztlich möchte ich nicht den Anschein erwecken, dass alles so schlimm sei, aber es nichts Elementares außer Acht gelassen werden.)
Positiv anzurechnen ist aber, dass trotz erfolgreich überstandenen Hackerangriff, die interne Infrastruktur zumindest sofort rudimentär funktionierte, weswegen es zu keinen Problemen kam und die Vorlesungsteilnahme ermöglicht wurde.

Digitales Studieren: 3/5
Das wird, auch aufgrund der noch immer vorherrschenden Lage, angeboten und verpflichtend erklärt. Mehrere Prüfungen wurden Online als mündliche Prüfung abgehalten statt diese zu verschriftlichen, was auf demokratischem Boden fußt. So wurde uns die Wahl gelassen, ob wir diese Variante bevorzugen oder eine sogenannte "open-book-Variante". Die Dozenten sind alle per E-Mail verfügbar, manche antworten innerhalb weniger Stunden, andere antworten gar nicht. Mir sei bitte noch die Anmerkung erlaubt, dass, im Sinne aller Studenten, sich die virtuelle Variante nicht durchzusetzen vermag. Sehr viele wichtige Informationen und zwischenmenschliche Aktivitäten gehen zugrunde. Mehr sei an dieser Stelle auch nicht zu sagen.