Theoretischer Schwerpunkt in Heidelberg

Physikstudium allgemein: Der Anfang des Physiksstudiums kann ganz schön schwer und frustrierend sein. Man wird mit einer ganz neuen Mathematik und theoretischen Physik konfrontiert, wie man sie aus der Schule bisher nicht kannte und es braucht 1-2 Semester, bis man sich an diesen neuen Formalismus und Schwierigkeitsgrad gewöhnt hat. Insgesamt braucht man auf jeden Fall ein sehr gutes mathematisches Verständnis und Logik, außerdem Ausdauer, Fleiß und Zeit. Die ersten Semester drehen sich um die Grundlagen, also Mechanik, Elektrodynamik, Quantenmechanik und Kern- und Atomphysik, ergänzt durch Mathevorlesungen. Man besucht Vorlesungen und Tutorien, die restliche Zeit braucht man zum Lösen der Übungsaufgaben. In den Semesterferien sind dann Versuchspraktika und Protokolle schreiben angesagt. Man sollte das Physikstudium nicht unterschätzen! Aber: 90% der Studienanfänger haben die gleichen Schwierigkeiten, das Geheimrezept lautet vor allem: nicht aufgeben! Denn die Mühe lohnt sich auf jeden Fall: Sobald die Grundlagen sitzen, wird es inhaltlich sehr interessant und auch wesentlich einfacher. Man lernt unglaublich viel dazu, nicht nur bezogen auf Physik, sondern generell was Probleme lösen angeht, wie man diese logisch angeht, wie groß die eigenen Kapazitäten sind und auch, wie man Frustration überwindet.

Physik in Heidelberg: Als Physikstudent in Heidelberg sitzt man mit ca. 400 Leuten zusammen in der ersten Vorlesung. Es wird zwar weniger, aber trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass es grundsätzlich eine sehr große Fakultät ist und es eher anonym bleibt, der Prof die Studenten also im Allgemeinen nicht kennt. Die Organisation leidet im Allgemeinen aber nicht darunter, es werden zu den Vorlesungen zahlreiche Tutorien angeboten, in denen nur etwa 20 Leute sitzen - es gibt also auf jeden Fall auch Raum für Fragen und persönliche Probleme. Die Anforderungen liegen in Heidelberg schon etwas höher als an anderen Unis, bei der großes Zahl an Studenten können sie sich das Aussortieren aber auch leisten, was man in den ersten Semestern auch deutlich merkt. Im ersten Semester wird gleich mit der theoretischen Physik angefangen, außerdem sind die Einführungvorlesungen der Mathematiker Pflicht ( an anderen Unis gibt es theoretischen Physik erst an dem 2. Semester und extra Mathe für Physiker Vorlesungen, was insgesamt etwas einfacher ist). Es gibt wie wohl überall didaktisch gute und schlechte Professoren, im Allgemeinen sind sie aber schon kompetent. In Heidelberg wird vor allem Grundlagenforschung betrieben, dafür sind aber fast alle Bereiche der Physik vertreten (Quantenphysik, Astro, Umweltphysik, medizinische, theoretische usw.). Die anderen klassischen Naturwissenschaften sind hier außerdem auch alle vertreten, wer auch an dem interdisziplinären Teil interessiert ist. Man sollte sich bewusst sein, dass die reine Physik hier sehr breit aufgestellt ist und es sehr viele Institue dafür gibt, aber direkte Anwendungen von Physik im technischen Bereich bzw. in den Ingenieurwissenschaften finden sich hier eher nicht, da sollte man besser eine andere Uni wählen. In der Grundlagenforschung passiert in Heidelberg natürlich viel und die Uni
genießt in der Hinsicht einen guten Ruf. Das bekommt man als Student in den Grundvorlesungen nicht zu spüren, aber sobald man sich seine Vorlesungen aussuchen kann, profitiert man von einem großen und vielfältigen Wahlbereich. Außerdem passiert rundherum auch viel, dass heißt es gibt viele Veranstaltungen und oft kommen Forscher aus aller Welt für Vorträge in Kolloquien und ähnliches.

Insgesamt bin ich mit meinem Studium zufrieden, auch wenn der Anfang zunächst etwas holperig verlief. Heidelberg bietet im Bereich der Physik viele Möglichkeiten ubd ein breites Angebot, hat aber auch hohe Anforderungen. Nicht aufgeben, es lohnt sich.