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Pharmazie in Tübingen ist muss gewollt werden!!!!

Pharmazie (Staatsexamen)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    2.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Gesamtbewertung
    2.8
Im Folgenden lasse ich mal all meine Emotionen raus, die ich während meines Studiums in Tübingen erlebt habe und biete euch einen subjektiven sehr langen Erfahrungsbericht meines Pharmaziestudiums. Dieses Review bietet euch einen sehr guten Einblick in den Studiengang und ist kein unaussagekräftiges 0815 Review. Ich werde die einzelnen Bewertungsaspekte nacheinander durchgehen, wie ICH das Studium empfunden habe:

1) Studieninhalte:
Hier wird eine Menge an Wissen vermittelt, wer Pharmazie in Tübingen studieren will, muss sich auf etwas gefasst machen. Der Stoff ist sehr umfangreich, wer ein volles Privatleben hat und Pharmazie studieren will, kann sich schon mal davon verabschieden. Pharmazie ist eine Schnittstelle von allen Naturwissenschaften, man lernt sehr viel Biologie, Chemie & Physik (inkl. physikalische Chemie, Biochemie etc.) im Grundstudium (Semester 1-4), auch teilweise sehr vertieft. Hier ist meiner Meinung nach die Hälfte des Stoffes überflüssig und wird von Pharmaziestudierenden lediglich als eine Art Aussiebverfahren zur Reduktion der Studierendenanzahl gesehen. Wer Pharmazie studieren will, muss sich durch den unnötigen Stoff durchbeißen, ab dem Hauptstudium (Semester 5-8) kann man diesen dann ohne schlechtes Gewissen wieder vergessen. Hierzu zählen Dinge wie z.b. Heißenbergsche Unschärferelation, Schrödinger Gleichung, MO-Theorie, Ligandenfeldtheorie was in Chemie im 1. Semester gelehrt wird, der Kationentrennungsgang im 2. Semester zu dem es unnötigerweise ein zu ganzes Praktikum eine ganze Semesterhälfte gibt oder wie das Auswendiglernen lateinischer Namen unzähliger pharmazeutisch irrelevanter Pflanzen, wie Süß- oder Sauergräser, Tannen, Kiefern, Hahnenfußgewächse etc. sowie das Anfertigen eines Herbariums im 3. Semester oder die Berechnung der Steigung von Steigungs-und Gefälle-Verkehrsschildern in Mathematik im 1. Semester. Auch das seit neuestem das Fach Nomenklatur (Chemie) im 1. Semester stattfindet ist nicht sinnvoll. Auch das Labor zur anorganischen Chemie. Positiv anzurechnen sind hier aber vor allem die Lehre der organischen Chemie im 2. Semester, sowie das zugehörige Praktikum im 3. Semester. Auch die allgemeine Biologie im 3. Semester wird von mir als positive Erfahrung eingestuft.

Das Grundstudium wird mit einer sogenannten Modulprüfung abgeschlossen, welche vor allem die Themen der organischen Chemie, sowie der instrumentellen Analytik behandelt, es handelt sich um eine mündliche Prüfung. Hier braucht man leider mehr Glück als Verstand, da 1. in 15 oder 20 Minuten Prüfungszeit man unmöglich die Leistung, bzw. das Wissen eines Studenten prüfen kann und 2. die geprüften Themen der instrumentellen Analytik sich stark in ihrem Schwierigkeitsgrad unterscheiden. Es ist einfach Fakt, dass bspw. eine HPLC leichter zu erklären ist als die physikalischen Vorgänge während einer H-NMR-Spekroskopie. So beeinflusst das geprüfte Thema sehr stark die Note und spiegelt das Wissen eines Studenten wenig wider.

Das Hauptstudium geht dann stark in Richtung Pharmazie. Auch hier wird stark Bezug auf die Naturwissenschaften genommen. Wer denkt Pharmazie sei lediglich ein Studium in dem man lernt wie Medikamente wirken und wie man sie in der Apotheke verkauft hat sich stark geirrt. Das Wissen, dass im Apothekerberuf benötigt wird, entspricht nicht mal im Ansatz 10% von dem was man im Studium lernt. Hierbei wird vor allem Bezug genommen auf die 5 großen Fächer der Pharmazie: Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Technologie, Pharmazeutische Chemie, Pharmakologie und Klinische Pharmazie. Im weiteren werde ich kurz was zu den Fächern sagen.

Pharmazeutische Biologie:
Hier lernt man viel über Themen wie Mikrobiologie und Gentechnik, Phytochemie, Antibiotika, Immunologie & Impfstoffe, wobei die Immunologie auf alle Fälle zu kurz im Studium kommt (lediglich in den Hauptvorlesungen ein Semester lang). Die Pharmazeutische Biologie wird bereits im Grundstudium (Semester 1-4) mehrmals behandelt und geht dann im 6. Semester in die Tiefe. An dieser Stelle ist zu Bemängeln, dass für das Praktikum für die Molekularbiologie kein ausreichendes Vorwissen vermittelt wird, so dass man im Praktikum stupide den Anweisungen des Skriptes folgt, ohne zu wissen, was genau man tut. Phytochemie wird jedoch mehr als ausreichend behandelt und kann hier definitiv nicht kritisiert werden.
Die Pharmazeutische Biologie wird auch mit einer mündlichen Prüfung abgefragt und deckt den Großteil des Stoffes ab. Eine sehr angenehme und gerecht bewertete Prüfung.

Pharmazeutische Chemie:
Hierfür gibt es Praktika sowie Seminare im 6. und 8. Semester. Das Labor im 6. Semester ist richtet sich vor allem an Prüfungen der Arzneistoffe nach dem Europäischen Arzneibuch (Identifizierung und Gehaltsbestimmung), während das Labor im 8. Semester lediglich ein billiger Abklatsch davon ist. Hier wurde definitiv was falsch gemacht. Die Arzneistoffe welche im 8. Semester geprüft werden sind ca. an die 150 Arzneistoffe, die im Labor hauptsächlich ein ganzes Semester lang über Dünnschichtchromatographien geprüft werden. Für dieses Praktikum wird mehr Glück als Verstand benötigt, denn für das Auftüpfeln auf DC-Platten ein Semester lang, muss man keine Pharmazie studieren. Das 6. Semester ist da deutlich anspruchsvoller und sinnvoller, denn hier werden ca. 60 Arzneistoffe nach Arzneibuchmonographien geprüft. Das Labor aus dem 8. Semester sollte mit dem aus dem 6. Semester verknüpft werden oder vollständig abgeschafft werden, denn durch das Labor im 8. Semester verliert man wertvolle Zeit um relevantes zu lernen. Das Labor im 8. Semester hätte ich vermutlich bereits in der 10. Klasse erfolgreich abschließen können. Leider ist dieses Praktikum fehl am Platz und aus Sicht jedes Stundenten (an dieser Stelle kann ich wirklich für JEDEN Studenten sprechen) lächerlich. Die Seminare zur Pharamzeutischen Chemie im 6. und 8. Semester sind wiederum sehr gut, wobei im 8. Semester sehr viele Studentenreferate gehalten werden. Alles in Allem: Pharmazeutische Chemie im 6. Semester lehrreich, im 8. Semester überflüssig.

Pharmakologie:
Die Pharmakologie findet bereits im 5. Semester statt. Hier kann man sich streiten ob es nicht zu früh ist, diese schon so früh zu lehren. Die Seminare sind mitunter die besten des gesamten Studiums. Hier geht's dann wirklich zur Sache, es werden Krankheiten & Pharmaka behandelt, wie sie entstehen, welche Medikamente man gibt, wie diese Wirken, welche Interaktionen sie mit anderen Medikamenten eingehen usw. Hier wird eine Menge an ausschließlich relevanten Dingen vermittelt. Zu bemängeln sind hier leider jedoch auch ein paar Dinge. Zum einen ist der Seminarraum sehr ungeeignet, da er durch die Studentenanzahl sehr überfüllt ist und man von den hinteren Plätzen leider Probleme haben kann, den Vortrag zu hören und die Folien (bzw. den Laserpointer) zu sehen. Zudem ist die Pharmakologie einfach ein zu relevantes Fach und daher ist es mir unverständlich weshalb diese nur ein Semester behandelt wird und das auch noch so früh. Ansonsten ist dieses Fach eines worauf man sich definitiv freuen kann!

Klinische Pharmazie:
Die Klinische Pharmazie findet im 8. Semester statt. Positiv zu bewerten sind hier auf jeden Fall die zugehörigen Seminare. Auch die Patientenvorstellungen sind positiv hervorzuheben, bei denen man Symptome von Krankheiten, welche nur theoretisch behandelt wurden auch live sehen kann, sowie die Ergebnisse deren Pharmakotherapie. Hier fährt man des öfteren mal zu Kliniken (Psychatrie, Klinik Reutlingen Onkologie, Klinik Stuttgart Onkologie, etc.) und darf Vorträge von Ärzten hören die sich auf das entsprechende Themengebiet spezialisiert haben. Ein weiterer positiver Punkt hier ist das Behandeln von Fallbeispielen von Patienten, bzw. wie man vorgeht Patienten zu behandeln zusammen mit Medizinstudenten, da die Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern ein wichtiger Punkt im Berufsleben einnimmt. Negativ zu bewerten sind hier leider die Studentenreferate die einen großen Teil der Klinischen Pharmazie ausmacht. Hier werden in 2er Gruppen immer Themen der Pharmakologie, einschließlich eines zu behandelnden Fallbeispieles vorgetragen (Dauer pro Referat ca. 1,5h). An sich eine gute Idee, jedoch wird hier nicht über eine Power-Point-Präsentation vorgetragen, es wird lediglich nur von einem von den Studenten erstellten Handout regelrecht abgelesen statt vorgetragen, wobei das Handout in 90% aller Vorträgen nichts anderes als eine umgeschriebene Version des Handouts von Studenten der vorherigen 8. Semester ist. Hier ist man bereits schon nach 2 Minuten Vortrag gelangweilt und hofft auf ein schnelles Ende. Gute Idee, aber sehr schlecht umgesetzt.

Pharmazeutische Technologie:
Das 7. Semester befasst sich nur mit der Pharmazeutischen Technologie. Der Stoff ist mehr als umfangreich und der Stundenplan ist auch prall gefüllt mit Praktika und Seminaren. Hier muss man sich wirklich gut auf die Praktika vorbereiten. Auch viel Nachbereitung und Protokolle schreiben ist angesagt. Die Pharmazeutische Technologie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Arzneiformenlehre (Galenik) aber auch mit der Funktionsweise von Geräten zur Herstellung der Arzneiform (bspw. Tablettenpressen, Autoklaven, Sprüh- und Gefriertrocknen, Salbenprozessanlagen etc.). Zudem wird auch die Biopharmazie behandelt, dies beinhaltet Aspekte wie die Kinetik der Wirkstofffreisetzung oder Wirkstoffresorption. Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall, dass man in der Pharmazeutischen Technologie definitiv Kompetenz über dieses Gebiet erlangt, da sowohl praktische Erfahrung gesammelt wird, als auch Unmengen an theoretischem Wissen gesammelt wird. Leider hat dieses Semester aber auch viele negative Seiten. Zu erwähnen wäre, dass unnötigerweise in einem Praktikumsblock 3 Versuche durchgeführt werden, welche mit einer Punktzahl bewertet werden und die Studenten eine gewisse Punktzahl benötigen, um zur Klausur zugelassen zu werden. Total unnötig, da auch hier mehr Glück als Verstand gefragt ist. Studenten, die die Punktzahl für die Zulassung zur Klausur nicht erreichen, müssen den Versuch/die Versuche kurz vor der Klausur wiederholen, so dass viel Zeit verloren geht. Ein weiterer negativer Punkt ist, dass das Praktikumsskript stark veraltet ist und zum Teil Fehler, aber auch veraltete nicht mehr durchgeführte Versuche beinhaltet. Der letzte und wohl mit Abstand am negativsten zu betrachtende Punkt ist die Abschlussklausur. Diese wird unnötig schwer gestaltet und schießt weit über den Anforderungshorizont hinaus. Es darf einen hier nicht wundern, dass man dieses Semester wiederholen muss, da man 2 mal die Klausur nicht bestanden hat, die Durchfallquote ist weit höher als die der anderen Fächer. Der Druck der hier dem Studenten auferlegt wird, ist definitiv zu hoch (auch hier kann ich für JEDEN Studenten sprechen). Das Problem an der Abschlussklausur sind 3 Dinge: 1. Es werden teilweise Dinge abgefragt die mit Pharmazeutischer Technologie so gut wie nichts mehr zu tun haben, nirgendwo behandelt und in keiner Literatur der pharmazeutischen Technologie beschrieben werden, wie bspw. das Vorgehen bei der Glasherstellung, 2. die Fragen sehr verwirrend und seeeeeehr unpräzise gestellt werden, dass man oft nicht weiß, was gefragt wird oder was der Aufgabensteller als Antwort hören will. Zudem beinhaltet die Klausur auch einen Matheteil mit relativ schweren Aufgaben. Eine wirkliche Vorbereitung auf den Matheteil, kann man hier von der Universität leider nicht erwarten, das muss man sich selbst beibringen (Auch wenn immer wieder wärhend den Semestern Matheaufgaben vorkommen und es kurz vor der Klausur noch ein Matheübungsseminar gibt, so ist deren Niveau lächerlich im Gegensatz zu den Aufgaben die in der Klausur abgefragt werden). Wer dieses Semester erfolgreich hinter sich gebracht hat, hat den schwersten Teil des Studiums hinter sich. Wie bereits gesagt, man lernt sehr viel während dem Semester und fühlt sich bereits wie ein Spezialist auf diesem Themengebiet, leider ist die Abschlussklausur UNNÖTIG schwer.

Fazit: Zum Punkt Studieninhalte gibt es hier nur 2 Sterne. Man lernt zu viel Unnötiges, was nie wieder im Berufsleben irgendwo Verwendung findet. Viele relevante Fachgebiete kommen zu kurz oder werden schlecht umgesetzt. Jedoch lernt man zu den 5 großen Themengebieten der Pharmazie dennoch recht viel, man kann sich am Ende des Studiums zurecht als ausgebildeter Fachspezialist der Pharmazie bezeichnen.

2) Dozenten
Zu den Professoren: Alle besitzen ein enormes Wissen auf ihrem jeweiligen Fachgebiet, dies ist mehr als beeindruckend und verdient auf jeden Fall meinen Respekt. Viele Professoren haben Humor, sind Hilfsbereit, freundlich und definitiv kompetent. Ich würde hier gerne mehrere Professoren meinen Lob und Respekt aussprechen. Die folgende Kritik bezieht sich nur auf einzelne Professoren (2-3) und soll keineswegs alle Professoren betreffen (wie schon gesagt, ich bin von vielen Professoren mehr als beeindruckt und sehr zufrieden). Von einigen Professoren spürt man als Student des öfteren mal deren Arroganz und Überlegenheit, die teilweise während meines Studiums auch sehr direkt geäußert wurde. Auch Einsicht und Verständnis kann man hier nicht erwarten und deren Haltung gegenüber den Studenten ist leider total unverständlich.

Assistenten:
Die Assistenten spiegeln eigentlich recht gut die Menschheit wieder: Es gibt nette, freundliche, hilfsbereite, zuvorkommende Assistenten, welche mit Humor, welche die ein bisschen verrückt und durchgedreht sind aber auch arrogante, überhebliche, schlecht gelaunte Assistenten, die geradezu ihren "Rang" als Assistent den Studierenden gegenüber demonstrieren und man sich teilweise wirklich unterdrückt, beleidigt und als minderwertig betitelt fühlt. Vor dieser Sorte von Assistenten einfach Abstand halten und es einfach ertragen, sie provozieren auch gerne, nicht darauf einlassen! (Diesen Fehler habe ich persönlich leider auch zu oft gemacht, da ich mir recht wenig gefallen lasse, aber bleibt wirklich ruhig, wenn ihr zu den leicht reizbaren Personen gehört, lasst nicht zu, dass sowas euer Studium kaputt macht)
Die Zahl der freundlichen & hilfsbereiten Assistenten überwiegt jedoch, von den meisten Assistenten kann man wirklich Hilfe erwarten und sie sind auch menschlich sehr korrekt, die "bösen" Assistenten beziehen sich eher auf Einzelfälle.

Fazit: Hauptsächlich trifft man hier auf hilfsbereite, humorvolle & freundliche Professoren und Assistenten! Das Gegenteil ist leider auch der Fall, aber das sind eher Einzelfälle

3) Lehrveranstaltungen:
Die Veranstaltungen sind größtenteils wirklich sehr lehrreich, sowohl das was vorgetragen wird, als auch das was auf den Folien/Skripten steht. Hier gibt es fast ausschließlich nur Positives zu berichten. Man kann meistens den klausurrelevanten und fürs Leben relevanten Stoff den Vorlesungs- und Seminarskripten entnehmen. Es ist trotzdem zu empfehlen, immer mit entsprechenden Lehrbüchern zusätzlich zu arbeiten, um den Stoff etwas mehr zu vertiefen. Gerade die Vorlesungsskripte des Grundstudiums, sowie die Skripte der Hauptvorlesungen im Hauptstudium sind meiner Meinung nach exzellent. Man erkennt sofort wie viel Mühe in ein solches Skript gesteckt wurde. Negativ anzumerken ist leider, dass das Skript zur Hauptvorlesung der Pharmazeutischen Technologie 5 Semester umfasst, man lediglich aber nur 4 Semester hören kann (sofern man kein Semester wiederholen will/muss), somit sollte diese fehlende Lücke selbst nachgearbeitet werden. Leider liefern auch vereinzelte Skripte im Grundstudium einen Mangel an Informationen.

Fazit: Skripte enthalten i.d.R. alle notwendigen Informationen der Veranstaltung

4) Ausstattung:
Die Ausstattung lässt stark zu wünschen übrig.
In den Laboratorien herrscht aufgrund der hohen Studentenzahl ein starker Platz- sowie Gerätemangel. Für das 2. Semester wird eine gewisse Grundausstattung gefordert, die die Studenten aus eigener Kasse bezahlen müssen, aber für die weiteren Semester weiterverwendet werden dürfen. Viele Geräte sind auch sehr veraltet oder teilweise defekt. Kopierer gibt es eigentlich mehr als genug, aber auch diese sind regelmäßig defekt.

5) Campusleben:
Campusleben? Sowas gab es für mich noch nie, aber ich bin nicht an die Universität gekommen um mein Studentenleben zu genießen, sondern um erfolgreich den Studiengang Pharmazie abzuschließen. Das Areal auf der sich das Pharmazeutische Institut, sowie alle weiteren Institute und das Hörsaalzentrum befindet ist nur so von Baustellen besiedelt. Die Gebäude erinnern stark an einen Plattenbau, überall graue Fassaden, Grünflächen sucht man hier vergebens.
Die Studenten auf der Naturwissenschaftlichen Fakultät sehen allgemein deprimierter aus, als die der anderen Fakultäten.
Die Naturwissenschaftliche Fakultät besitzt 2 Cafeterien, eine im Horsaalzentrum (seit ca. 2 Jahren) und eine weitere im Mensagebäude (die Cafeteria wurde während der letzten Jahre von 1. Stock ins Erdgeschoss verlegt und macht inzwischen einen recht modernen Eindruck). Leider haben sich die Preise für Essen + Kaffee in den letzten Jahren stark erhöht und das Preis-Leistungsverhältnis passt mal gar nicht.
Sportangebote und Erstsemesterpartys gibt es ebenfalls, habe ich persönlich aber nie wahrgenommen.

Fazit: Wenn ihr ein Campusleben wollt, dann solltet ihr nicht Pharmazie studieren, wenn ihr jedoch Pharmazie studieren wollt, dann solltet ihr keinen Wert auf ein Campusleben legen. Macht euch klar: Wollt ihr studieren, weil ihr das Studentsein genießen wollt oder weil ihr euch für die Pharmazie interessiert? Ihr könnt eure Entscheidung leichter treffen, wenn ihr euch über diese Frage im Klaren seid.

6) Organisation:
Sehr mangelhaft, sowohl auf Seiten der Studenten, als auch auf der der Universität/Professoren. Die ganzen Veranstaltungstermine sind oft nicht eindeutig bekanntgegeben, vor allem zu Semesterbeginn ist es des öfteren sehr hektisch. Schon (ungelogen) an meinem ersten Tag an der Universität habe ich bereits die Semestervorbesprechungen über den Ablauf und Inhalt des Studiums verpasst und musste somit oftmals vielen Informationen zu Veranstaltungen hinterherjagen. Das wurde während den nachfolgenden Semester kein deut besser. Auch viele andere Studenten sehen dies genauso. Hier fehlt es einfach an Kommunikation zwischen Student und Professor. Viele Informationen lassen sich über die Uni-Website herausfinden, leider ist diese sehr unübersichtlich gestaltet. Jedoch gewöhnt man sich nach einigen Semestern auch da dran.

7) Bibliothek:
Sie ist sehr gut ausgestattet und bietet eine riesen Spektrum an Lehrbüchern unterschiedlichster Naturwissenschaften, sowie fürs Studium relevante Bücher. Leider herrscht für manche Veranstaltungen ein Mangelbestand als Lehrbüchern, so dass teilweise schon zu Semesterbeginn sich das entsprechende Lehrbuch "erkämpfen" muss. Auch kam es des Öfteren vor, dass ich teilweise kein Lehrbuch ausleihen konnte, da keines vorhanden war oder ein ausgeliehenes frühzeitig zurückgeben musste, da es sich andere Studenten vorbemerkt hatten.

8) Mensa:
Ganz ehrlich, an dieser Stelle werden sicher einige Lachen, aber man merkt direkt, dass der Mensa die wichtigste Zutat in ihrem Essen fehlt: Liebe.... ach ja und Gewürze natürlich auch. Das Essen ist oft sehr fade, schlecht bis gar nicht gewürzt, zu sehr durchgekocht etc. eigentlich genau so wie man sich Essen in der Mensa vorstellt. Es ist einfach nicht gut. Das beste was man in der Mensa bekommen könnte, wäre vermutlich die Tiefkühlpizza, die sie alle 2 Monate mal anbieten. Die Mensa diente mir lediglich dazu meinen Hunger zu stillen und das tat sie auch, leider war es das aber auch. Sehr selten werden wirklich lecker schmeckende Dinge angeboten und billig ist es auch nicht gerade. Es gibt täglich neue Mahlzeiten, eine vegetarische, sowie 1-2 Fleischgerichte und dazu meistens einen Salat (so ein billiger Tüten-Fertigssalat aus dem Supermarkt), diese kosten meist um die 2,95€. Die Portionen machen auch in der Regel wirklich satt, die meisten Leute packen oftmals nichtmal ihren Teller. Auch ein "Mensa Vital" gibt es, diese Gerichte sind meist spezieller aber auch teurer, dennoch ist der Name hier fehl am Platz. Zudem gibt es sehr viele Buffets für Salate, Kartoffelgerichte, Fleischgerichte, Desserts, welche nach Gewicht abgerechnet werden und auf Dauer leider arm machen. Auch Suppen gibt es, diese sind sogar kostenlos, aber nur wenige sind wirklich genießbar. Die Mensa ist eigentlich genau das was man sich unter einer Mensa vorstellt, sie sind lediglich da um auftretendes Hungergefühl zu eliminieren, aber einen Gaumenschmaus kann man hier nicht erwarten.
Plätze gibt es oft mehr als ausreichend, ist aber Tages- und Tageszeitabhängig. Manchmal ist die Mensa nur halbvoll, manchmal prall gefüllt.


Ich hoffe, ich konnte euch zeigen, wie das Studium der Pharmazie an der Universität Tübingen so für mich war. Es gibt sowohl sehr viele positive als auch sehr viele negative Aspekte!

So die 21000 Zeichen sind jetzt auch geknackt ;)

Mein Abschlusswort: Wenn ihr Pharmazie in Tübingen studieren wollt, dann müsst ihr euch definitiv sicher sein und kein Zweifel haben, es ist sicher kein "Probierstudiengang", sehr zeitintensiv, auch die psychische Belastbarkeit sollte hoch sein.

Ich empfehle den Studiengang trotz allem weiter, da sich die Uni Tübingen bezogen auf das Pharmaziestudium wirklich Elite-Uni nennen darf. Nur die besten und stärksten bestehenden diese Herausforderung. Wenn ihr diesen Studiengang hinter euch habt, seit ihr überdurchschnittlich ausgebildet und könnt wirklich wirklich wirklich auf eure Leistung stolz sein!

Der Einzig Wahre hat 1 Frage aus unserer Umfrage beantwortet

Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
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    Auch 42% meiner Kommilitonen geben an, dass Festivals nichts für sie sind.
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Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.9
Joy , 02.04.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.6
Janina , 23.03.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.4
Fiona , 13.03.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.4
Paula , 12.03.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.9
Frederik , 10.03.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.4
Kevin , 04.03.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.1
Rebeka , 13.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.0
Diego , 05.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
4.0
Katharina , 03.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)
3.9
Finn , 02.02.2024 - Pharmazie (Staatsexamen)

Über Der Einzig Wahre

  • Alter: 24-26
  • Geschlecht: Männlich
  • Studienbeginn: 2013
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Tübingen
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 1,9
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 07.08.2018
  • Veröffentlicht am: 16.08.2018