Studiengang mit Vor- und Nachteilen

Das Pharmazie-Studium ist sehr fordernd, aber auch sehr interessant und bereichernd, vor allem für diejenigen, die sich für die Naturwissenschaften, insbesondere für die Chemie, begeistern können. Man erlangt innerhalb kürzester Zeit so viel Wissen, dass man manchmal erstaunt über sich selbst ist.

Aber trotz der interessanten Inhalte sollte man sich gut überlegen, ob man diesen Studiengang tatsächlich wählen möchte. Ich möchte hier auf einige (negative) Aspekte des Pharmazie-Studiums eingehen, denn ich bin der Meinung, dass jeder, der zumindest in Bonn studieren möchte, folgende Punkte berücksichtigen sollte:

1. Der Alltag eines Pharmazie Studenten.

Wie schon viele vor mir bereits geschrieben haben, verbringt man sehr viel Zeit in der Uni. Die Vorlesungen fangen meistens um 8 Uhr morgens an. Nachmittags geht es ins Labor bis 18 Uhr, und abends hat man an einigen Tagen bis 20 Uhr Tutorium. Die Tutorien sind ein freiwilliges Angebot der Uni und dienen dazu, die Inhalte der entsprechenden Vorlesung zu wiederholen und zu vertiefen. Je nach Fach sind diese Tutorien aber gar nicht so freiwillig wie gedacht, denn teilweise werden dort Inhalte vermittelt, die in den Vorlesungen gar nicht vorkommen, für die Klausur am Ende des Semesters jedoch unabdingbar sind (siehe Mathe-Tutorium im ersten Semester).

Leider ist der Tag nach so einem anstrengenden Tag nicht vorbei. Man muss sich nicht selten auch danach noch an den Schreibtisch setzten. Und zwar aus folgendem Grund:

2. Platzkolloquium

Im Labor führen die zuständigen Assistenten Platzkolloquien durch, d.h. sie rufen einen zu sich an den Tisch und fragen einen das Wissen aus den Vorlesungen und Seminaren ab. Die Gründe dafür sind zum einen, um einen dazu zu bringen, früh genug mit dem Lernen anzufangen, und zum anderen, um sicheres Arbeiten im Labor zu gewährleisten.

Das Problem mit diesen Platzkolloquien ist, dass einem nicht die Möglichkeit gegeben wird, im eigenen Lerntempo zu lernen. Nicht selten habe ich mitbekommen, dass das Wissen aus dem Seminar und der Vorlesung vom Vortag und sogar vom selben Vormittag abgefragt wurde. Da fragt man sich, wann man das alles hätte lernen sollen. Dabei sitzt man schon gefühlt jeden Abend am Schreibtisch und versucht sich ohne Sinn und Verstand die Inhalte in den Kopf zu hämmern. Wirklich schade!

3. Die Assistenten

Assistenten sind angehende Promovierende und betreuen die Studenten im Labor. Leider fühlt man sich von ihnen aber nicht wirklich gut betreut, denn außer quatschen und Studenten wegen Platzkolloquien nervös machen tun sie nichts. Ich hätte mir echt häufig gewünscht, dass sie ab und zu durchs Labor gehen und einen Denkanstöße und Hilfestellung geben, wenn diese nötig sein sollten. Aber immer, wenn man sagt, dass ein wenig Hilfe vor allem am Anfang, wenn man sich noch mit nichts auskennt, echt nett wäre, dann bekommt man zu hören, dass man ja nun studiert und vielleicht hätte eine Ausbildung machen sollen, wenn man ständig an die Hand genommen werden möchte. Natürlich gibt es auch echt nette und hilfsbereite Assistenten, aber eben zu selten. Das macht die Arbeit im Labor nicht gerade angenehmer.

4. Freizeit? Was ist Freizeit?

Nein, die Studenten übertreiben hier nicht, wenn sie sagen, dass sie keine Freizeit haben. Man hat als Pharmazie-Student echt keine Freizeit. Im Laufe des Semesters nicht wegen Kolloquien und Protokollen, und in den Semesterferien nicht, da die Praktika teilweise bis in die vorlesungsfreie Zeit gehen, danach Klausuren anstehen und danach noch die Famulatur absolviert werden muss. Also mit Freizeit ist da echt nichts.


Ich würde aber gerne auch auf einige positive Punkte eingehen, denn der Studiengang hat auch ganz coole Seiten.

1. Die Kommilitonen

Also Pharmazie-Studenten sind echt ein cooler Haufen. Alle sind unglaublich nett und hilfsbereit. Es ist unmöglich, hier keine Freunde zu finden, da man sehr viel Zeit zusammen verbringt und auch einen starken Zusammenhalt braucht, um durch das Studium zu kommen.

2. Sehr interessante Inhalte

Ich glaube hierzu muss ich nicht viel sagen.

3 . Laborarbeit

Auch wenn die Laborphasen stressig sind, so ist es doch ganz cool, die Inhalte, die man nur in der Theorie kennt, in die Praxis umzusetzen. Dadurch entwickelt man ein viel besseres Verständnis für die Fächer und der Lerneffekt ist besser.


Fazit: Ich empfehle den Studiengang wirklich nur denen, die Nerven aus Stahl, sehr gutes Organisationstalent und idealerweise schon gutes naturwissenschaftliches (vor allem chemisches) Vorwissen haben. Ansonsten verliert man hier schnell die Motivation und bricht das Studium mit größter Wahrscheinlichkeit ab.