Bericht archiviert

Typsache, "es kommt drauf an"

Ostasienwissenschaft / Modernes China (B.A.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    2.0
  • Gesamtbewertung
    2.4
Vorab: es ist sehr schwierig, das Studienfach Modernes China zu bewerten, weil fast jedes Wintersemester die Studienordnung geändert wird. Daher kann es zu Unterschieden kommen.

Ich studiere MC und bin jetzt kurz vor der Abschlussklausur. Meine Erfahrungen mit diesem Studienfach sind bisher tendenziell negativ.

Anwesenheitspflicht. Ich glaube, dass "Ostasiatische Seminar" (Ostasien ist größer als China, dennoch gibt sich diese Fachgruppe diesen irreführenden Namen, obwohl es nur China abdeckt) die einzige Fachgruppe ist, die noch Anwesenheitspflicht hat. Ergo fristen in den Seminaren gelangweilte Studenten ihr Dasein, kaum jemand ließt die Pflichtlektüren, nur die, die es wirklich interessiert. Es gilt in allen Kursen und Seminaren: Bei zweimaligem Fehlen gibt es eine Extraaufgabe, bei Dreien ist man von der Prüfung ausgeschlossen. Das gleiche gilt für die Hausaufgaben. Vor allem im ersten Semester sind das sehr, sehr viele, die man 2x wöchentlich abgeben muss und korrigiert zurück kriegt (Kaum ein Unterschied zur Schule also.).

Generell ist man wenig frei in seinem Studium in diesem Fach, man wird durch die Organisation sehr stark bevormundet. Studenten, die gerade die Möglichkeit der freien Gestaltung im Studium schätzen, werden hier maßlos enttäuscht. Selbst bei dem Zweitversuch der Vorklausur, die man, sofern die erste bestanden, nicht mehr mitschreiben muss, muss man dennoch abends zum Klausurtermin anwesend sein, da man sonst eine Fehlstunde verrechnet bekommt.

Die Dozenten, naja, wie immer kann man Glück und Pech haben. Manche gehen total auf in ihrem Thema, andere schaffen es nicht, irgendjemanden auch nur im Geringsten zu motivieren.

Der Sprachkurs ist im ersten Semester sehr hart, vor allem ohne Vorkenntnisse. Die Sprachlehrer, (die meistens nur wenig Deutsch sprechen) erwarten, dass man jede Lektion täglich nacharbeitet. Der Unterricht fragt eher Zuhause erarbeitetes Wissen ab, als dass er vermittelt. Fürchterlich finde ich, dass im WiSe 15/16 die Studienordnung vorsah, dass die MCs zusammen mit den anderen, die Moderne Sinologie oder Fremdsprache studieren, Langzeichen lernt. Langzeichen sind die traditionellen, deutlich komplexeren alten Zeichen, die heute nur noch in Taiwan verwendet werden. Wer also weiß, dass er/sie sich künftig eher mit dem Festland beschäftigen will, kann das ganze erste Semester über lernen, was ihm/ihr überhaupt nichts nützt. Klar, die meisten Zeichen sind ähnlich, aber es ist verschwendete Zeit. Ich hatte mich damals für den Studiengang u.a. entschieden, um endlich in schriftlichen Kontakt mit diversen chinesischen Freunden zu treten. Nun studiere ich ein Semester und bin nicht weiter als am Anfang, da die Festlandchinesen die traditionellen Zeichen natürlich gar nicht lesen können. Im Zweiten Semester kommen dann Kurzzeichen. Allerdings: das WiSe 14/15 hatte noch eine andere Studienordnung: Auch die MC's mussten hier ganze 3 Semester Langzeichen studieren, bevor sie umsatteln durften. Deutlich schlimmer.

Da MC ja nur im Zweifach-Bachelor möglich ist, muss man sich die ganze Sache gut überlegen. Mit Vorkenntnissen in Chinesisch ist das nicht allzu problematisch, aber gänzlich ohne kann vor allem das erste Semester recht hart werden. Auch gibt es viele Kollisionen im Stundenplan, da man 4x die Woche Sprachkurs hat, plus Seminare (und wie gesagt: Anwesenheitspflicht!) Da kommt es also ganz auf den Umfang des zweiten Fachs an, und natürlich auf die eigene Belastbarkeit.

Etwas Positives noch zum Schluss: Da man ja in sehr überschaubaren Gruppen studiert, findet man sehr schnell Anschluss und weil man sich quasi jeden Tag sieht, entwickeln sich schnell Freundschaften. Auch der wöchentliche Stammtisch lockert das Miteinander sehr. Es gibt keinen Platz für die Anonymität größerer Fachgruppen, wie z.B. Jura oder WIWI, wo man Ewigkeiten nach Freunden suchen kann.

Letzten Endes kann ich das Programm denen empfehlen, die mit Bevormundung und Anwesenheitspflichten gut zurecht kommen und sich über manche organisatorische Unsinnigkeiten nicht allzu sehr ärgern. Wichtig ist natürlich das Interesse und die Bereitschaft, sich einer wirklich anspruchsvollen Sprach hinzugeben (nicht bzgl. der Grammatik, sondern des Wesens der Sprache) Außerdem sollte man (was sich ja in der Schule schon herauskristallisiert haben sollte) kein Problem mit sehr umfangreichen Hausaufgaben haben. Englisch sollte man auch beherrschen, da ein Großteil der Literatur auf Englisch ist.

Festzustellen ist, dass die Organisation starke chinesische Züge hat. In China wird anders gelernt und gelehrt als hierzulande, wo man vor allem im Studium auf Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Studierenden setzt, schließlich sollte man sich diese Eigenschaften spätestens hier aneignen. Leider werden einem diese Möglichkeiten genommen und auch von den chinesischen Dozenten fühlt man sich manchmal wie ein Kind behandelt. Es beruht wenig, eigentlich gar nichts auf Freiwilligkeit und über allem steht die Drohung, nicht zur Prüfung zugelassen zu werden, wenn man Hausaufgaben vergisst oder mal eine Lesung schwänzt.

Nichtsdestotrotz: Wenn du ein Interesse an China und chinesischer Sprache hast, probier's aus! Verlieren kannst du nichts, schau's dir an und guck, ob du Spaß dran hast.

  • Gutes Miteinander
  • Bevormundung, Hausaufgaben, Anwesenheitspflicht

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.1
Lina , 22.01.2021 - Ostasienwissenschaft / Modernes China (B.A.)
4.0
Christina , 19.06.2019 - Ostasienwissenschaft / Modernes China (B.A.)
3.7
T. , 07.06.2019 - Ostasienwissenschaft / Modernes China (B.A.)
3.0
Cathy , 30.05.2017 - Ostasienwissenschaft / Modernes China (B.A.)
3.6
Stefanie , 29.07.2014 - Ostasienwissenschaft / Modernes China (B.A.)

Über Lisa

  • Alter: 18-20
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Studienbeginn: 2015
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Göttingen
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 04.02.2016
  • Veröffentlicht am: 11.02.2016