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Wenn schlechte Ausbildung einen Namen hat

Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    1.0
  • Dozenten
    1.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    3.0
  • Gesamtbewertung
    1.7
Eines vorweg: jemand, der die Director's Cut-Version vom Kultfilm "Das Boot" gesehen hat, hat in den 208 min. mehr über die reale Seefahrt gelernt, als in den sechs theoretischen Semestern des hiesigen "Hoch"schulstudiengangs.

>> Positives:
1) der Standort verfügt über einen engagierten Jura-Dozenten mit einem breit gefächerten, wie hoch aktuellen Wissensstand, der den Studierenden während der Vorlesungen vollständig zugutekommt. Diese Tatsache ist an dieser Seefahrtschule absolut nicht selbstverständlich.
2) ohne viel Aufwand leicht zu bestehende Prüfungen (um diese ohne große Probleme bestehen zu können, muss man vielfach noch nicht mal in irgendeiner Vorlesung anwesend gewesen sein)

>> Negatives:
1) der gesamte Fachbereich „maritime Wissenschaften“ der Hochschule Emden/Leer verfügt über eine ausgesprochen amateurhafte Organisation. Dies resultiert darin, dass keinem Dozenten, oder Angestellten über die eigene Nasenspitze hinaus genauere Informationen zu verschiedenen Thematiken, Projekten, Terminen, Ansprechpartnern, den Prüfungsplänen (die im Übrigen oft 5-10 mal pro Semester geändert werden), etc. vorliegen. Da vielfach auch keine Absprachen oder eine strukturierte Kommunikation zwischen den o.g. Personen stattfindet, sind die Studierenden dazu gezwungen, sinnlos wie mehrfach zwischen diesen hin- und herzulaufen, bzw. einzelne Dozenten „spamartig“ per E-Mail anzuschreiben, bis die gewünschte Information (vielfach sehr verspätet) erteilt wird.
2) zudem verfügt dieser Fachbereich über eine breit ausgeprägte Desinformationskultur. Über neue Wahlpflichtfächer/ Wahlfächer (bzw. deren Schwerpunkt), Studienangebote, den Aufbau der Vertiefungsrichtungen, etc. werden die Studierenden nur sehr spärlich bis garnicht in Kenntnis gesetzt. Dies wäre vielfach durch s.g. Informationsveranstaltungen ohne einen großen Aufwand möglich. Da so eine Veranstaltung dennoch für den Dozenten/Angestellten zusätzliche Arbeit bedeutet, wird in den meisten Fällen auf diese verzichtet.
3) hochschulseitig findet keinerlei sinnvolle Unterstützung bei der Suche nach Praxissemesterstellen/NOA-Stellen (für die Praxisfahrtzeit auf Kauffahrteischiffen) statt. Da der Fachbereich (anders als z.B. in Warnemünde mit AIDA Cruises, oder in Bremen mittels Stipendiaten der Carl-Büttner-Stiftung) auch über keine Kooperation mit irgendwelchen Reedereien verfügt, kann hier auch auf kein ausgedehntes Netzwerk zurückgegriffen werden. Auch dieser Punkt ist ein weiterer Wettbewerbsnachteil für die angehenden nautischen Wachoffiziere dieses Fachbereiches.
4) aufgrund stetig und stark fallender Immatrikulationszahlen (d.h. (neu-)eingeschriebener Studenten im Studiengang Nautik) versucht der Fachbereich durch eine immer niedriger angesetzte Qualität und Nachhaltigkeit des Studienganges erfolglos neue Interessenten für das Studium zu gewinnen. Leider verliert das Studium durch die ergriffenen Maßnahmen immer weiter an Qualität. So wurden z.B. sämtliche technischen Fächer entweder gänzlich aus dem Modulplan gestrichen, oder auf ein absolutes Minimum gekürzt. Die Studierenden erhalten momentan ihr technisches Grundwissen lediglich in den Vorlesungen „Physik“ und „Systemüberwachung“. Mit dem erlernten Wissen aus beiden Vorlesungsreihen ist es absolut nicht möglich, als nautischer Wachoffizier später die technischen Komponenten an Bord zu verstehen und diese sachgerecht zu bedienen. Dieser Umstand bildet einen weiteren, sehr großen Wettbewerbsnachteil für die Studienabgänger dieses Standortes ggü. der Konkurrenz anderer maritimer Hochschulen.

Fazit:
Abschließend möchte ich jeder Person, die ernsthafte Überlegungen pflegt, eine Karriere als nautische/r Wachoffizier/-in zu beginnen, zwei Punkte sehr ans Herz legen:
1. (sofern Schulabgänger): bitte macht eine Berufsausbildung als Schiffsmechaniker/-in. Diese, in der maritimen Branche sehr hoch (!!!) angesehene Ausbildung verschafft euch nicht nur einen breiten und praxisbezogenen Kenntnisstand im Gesamtbetrieb (Brücke, Deck, Maschine) eines Kauffahrteischiffes, sondern legt auch eine erstklassige Basis für eine erfolgreiche und lange Karriere in der aktiven Seefahrt. Zusätzlich verdient ihr nach dem Schulabschluss in der Ausbildung sehr gut (im Vgl. zu allen anderen Berufsausbildungen in Deutschland und v.A. ggü. dem sehr niedrigen Gehalt, welches ihr als Praxissemesterstudent/NOA bekommt) und könnt zudem direkt auf einem Schiff arbeiten (sogar schon im 1.Lehrjahr). Bitte denkt daran, dass ihr immer im weiteren Karriereverlauf bei Bewerbungsgesprächen gefragt werdet, warum ihr keine Berufsausbildung als Schiffsmechaniker gemacht habt.
2. (sofern Pkt. 1 übersehen wurde, oder als Absolvent der SM-Ausbildung): bitte vergleicht die im Internet vorhandenen Modulpläne aller Hochschulen, die den Studiengang Nautik anbieten. Gerade weil z.B. Warnemünde und Flensburg einen umfangreicheren und auch etwas technisierteren Modulplan haben, bedeutet dies für euch später einen großen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt, da ihr breiter und damit besser ausgebildet seid. Zudem schätzen es eig. alle Reedereien sehr hoch, wenn die nautischen Offiziere über ein technisches Grundwissen verfügen.
  • Wenn man ohne Probleme und ohne allzu großen Lernaufwand einen akademischen Abschluss erreichen möchte, für den man a) nicht viel machen- und b) auch nicht viel behalten muss, dann lohnt sich dieser Studiengang am maritimen Standort in Leer.
  • Alles, wie oben beschrieben. Mit dem hiesigen Studium wird eine seefahrtsbezogene Karriere (auch aufgrund der weit besser ausgebildeten Konkurrenz anderer Seefahrtschulen) an Bord von Kauffahrteischiffen schwer bis gänzlich unmöglich.

Herbert hat 4 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet

Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
  • Gibt es organisierte Studentenpartys?
    Ich bin der Auffassung, dass es nur selten organisierte Studentenpartys gibt.
  • Wie ist die Luft in den Hörsälen?
    In den Hörsälen riecht es meistens wie in einem Pumakäfig.
  • Wie empfindest Du die Notenvergabe?
    Ich finde, die Notenvergabe erfolgt nicht immer gerecht.
  • Gibt es in Deiner Hochschule ausreichend Orte zum Lernen?
    An unserer Hochschule gibt es meiner Meinung nach nicht genug Orte zum Lernen.
» Weitere anzeigen

Kommentar der Hochschule

Danke für Deine Rückmeldung. Um uns stetig zu verbessern, führen wir laufend Evaluierungen und studentische Befragungen durch. Das von Dir skizzierte Bild deckt sich keinesfalls mit unseren Ergebnissen. Kritische Äußerungen sind für unsere Entwicklung jedoch wichtig und wertvoll.

Wir würden Dich daher gerne (auch vertraulich) zu einem Gespräch einladen, um Deinen Blickwinkel näher zu analysieren. Ich bitte Dich, Dich mit unserer Studienberatung in Verbindung zu setzen, die alles Weitere organisiert. Die Kontaktdaten findest du Du hier: https://www.hs-emden-leer.de/bewerbung/studienberatung/
16.07.2019

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.0
Malte , 30.10.2022 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
2.4
Lisa , 27.10.2022 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
2.5
Jan , 23.10.2022 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
4.1
Matthias , 14.10.2022 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
3.7
Nico , 10.11.2021 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
1.6
Max , 05.04.2021 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
2.8
Matthias , 06.10.2019 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
1.8
Peter , 29.09.2019 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
4.0
Veit , 24.07.2019 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)
3.5
Nick , 18.07.2019 - Nautik und Seeverkehr (B.Sc.)

Über Herbert

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Studienbeginn: 2016
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Maritimer Campus Leer
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 30.06.2019
  • Veröffentlicht am: 09.07.2019