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Hätte ich es vorher gewusst

Medizin (Staatsexamen)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    2.0
  • Gesamtbewertung
    2.2
Das Fach Humanmedizin ist weiterhin das Fach, das mich am meisten interessiert, ich kann sogar behaupten, noch immer für die Medizin zu brennen.
Dennoch würde ich es heute nicht erneut in Frankfurt beginnen.

Ich würde, wenn ich noch einmal die Wahl hätte, lieber notfalls sogar länger warten und dann an eine andere Uni gehen.
Es ist nämlich so, dass man nicht mehr gut oder (je nach Situation) sogar gar nicht mehr wechseln kann, wenn man erst einmal in Frankfurt angefangen hat.
Und dann kommt leider oft das böse Erwachen.

Man kann sich kaum wehren.
Es werden ständig Neuerungen eingeführt.
Mit denen muss man sich dann jedes Mal auseinandersetzen, ziemlich jedes Mal hat man das Gefühl, dass das nicht erlaubt sein kann, was sie sich da wieder Neues einfallen lassen haben, aber man kann als Student auch nicht ständig zum Anwalt laufen. Das Studiendekanat, habe ich den Eindruck, "probiert" es einfach immer erst einmal: So à la "Mal gucken, ob die sich das gefallen lassen". Dann gibt es Rundmail über Rundmail, mit langen Anweisungen was man angeblich bis wann zu tun hat usw.

Neulich wurde auch meine Klausur einfach vorverschoben. Eine Benachrichtigung dazu habe ich natürlich nicht erhalten.
Abgesehen davon, dass ich auch nicht gefragt wurde, ob ich an den Kursen, so wie ich sie belegt habe, dann noch teilnehmen möchte und kann, denn schließlich hat sich die ganze Prüfungsplanung dadurch für mich verändert, und teilweise liegt es jetzt überhaupt nicht günstig.

Es wird von uns erwartet, dass wir täglich in bestimmt 3 verschiedenen Online-Datenbanken nachschauen (und natürlich zusätzlich noch die Homepage des Fachbereichs regelmäßig checken, ob da irgend etwas bekanntgemacht wird). Es gibt auch zwei verschiedene Stundenpläne online, die teilweise voneinander abweichen, und nie weiß man, was nun stimmt und was nicht.

Das Studium zieht sich endlos hin, weil man keine Chance hat, wenn man die Inhalte wirklich verstehen will, das in den vorgesehenen kurzen Blockkursen zu schaffen. Nicht jeder Mensch ist so ein "Bulimie"-Lerner, der Tabellen auswendig lernt, auch wenn er noch überhaupt keine Ahnung hat, wozu die überhaupt gut sind, was das "soll", wie es zusammenhängt, worum es geht,...
Man darf an den Kursen nur teilnehmen, wenn man sich verbindlich auch für die (sofort im Anschluss stattfindenden) Abschlussprüfungen anmeldet. Und da Kurse zudem nur einmal im Jahr angeboten werden, verlängert sich das Studium ins Unendliche. ... und dann kommt am Ende noch das Dekanat und wirft einem vor, dass man so lange braucht und droht mit Exmatrikulation. Manchmal glaubt man, man ist irgendwie im falschen Film.

Früher durfte man an jeder Prüfung 6 mal teilnehmen. 3 Mal im ersten Jahr, nochmal 3 Mal bei der Wiederholung im nächsten Jahr.
Dann wurde die Studienordnung eben mal einfach so verändert: Ab jetzt für Humanmediziner nur noch zweimal 2 Prüfungsmöglichkeiten. Danach --> Exmatrikulation.
Und nun das Allerbeste: Jetzt geht man noch dazu über, einfach immer schon die dritte Prüfung ebenfalls ins erste Jahr zu legen. Das ist dann verpflichtend, man kann nicht selbst entscheiden, ob man das möchte oder nicht. "Obligat" nennt man das im Dekanat dann.
Das Problem ist, dass jemand vielleicht in den ersten beiden Prüfungen durchgefallen ist, weil er den Stoff nicht richtig verstanden hat oder bei der Fülle an Kursen keine Zeit zum richtigen gründlichen Lernen hatte? Vielleicht braucht er noch einmal eine Vorlesung, um es gründlich zu lernen? Oder vor allem ein paar Wochen Zeit in den Sommer-Semesterferien, wenn mal keine oder weniger andere Prüfungen laufen?
Das geht aber nicht, wenn man die dritte Prüfung dann mitten im Studienjahr ein paar Wochen nach der zweiten schon antreten muss. Parallel zu wichtigen und intensiven anderen Kursen, für die man dann natürlich wieder nicht genug lernen kann und wo man dann ebenfalls durchfällt (Teufelskreis).

Ich habe oft das Gefühl, man muss sich mehr mit Prüfungsordnungen und Studienordnungen und ihren verschiedenen Fassungen und Änderungen befassen als mit dem, weshalb man eigentlich dieses ganze Studium angefangen hat: der Medizin.

Wenn man uns einfach studieren und lernen lassen würde und wir uns dann selber anmelden könnten zu den Prüfungen, wenn wir so weit sind, dann würden es viele wahrscheinlich sogar in der Regelstudienzeit schaffen, deren Studium sich momentan ins Unendliche zieht.

Manche erkennen das rechtzeitig und brechen ihr Studium schon nach wenigen Wochen ab (dann gilt die Immatrikulation wohl noch nicht). Ein(e) Bekannte(r) hat sich noch im ersten Jahr an mindestens 6 anderen Unis beworben, hat dem Dekanat gegenüber aber natürlich nicht die wahren Gründe genannt sondern was von "Heimatort" gesagt. Die Person ist jetzt viel glücklicher.
Das war kein dummer Mensch. Sogar ziemlich intelligent.
Und so ist es oft.

Es wird so gerne gesagt, die, die Schwierigkeiten im Studium bekämen, seien entweder zu dumm oder nicht fleißig genug.
Aber das trifft meiner Meinung nach nicht zu.
Ich habe nicht das Gefühl, dass für das Medizinstudium insgesamt besonders viel Intelligenz nötig ist. Was man wirklich gebrauchen kann, ist Mut, Prioritäten zu setzen, und manchmal eine etwas "vereinfachende Sichtweise", sowie eine hohe Merkfähigkeit (für völlig unzusammenhängendes Faktenwissen vor allem), wobei letztere, soweit ich weiß, auch Bestandteil von Intelligenz ist.
Logisches Denken, selbständiges Arbeiten, Abstraktionsvermögen, Transferleistungen, .... hingegen: diese Dinge sind nicht nötig - und ich würde behaupten sogar hinderlich.
Und motiviert und fleißig sind,würde ich sagen, in diesem Studiengang eh die allermeisten.

Meine dringende Empfehlung an den Fachbereich, die natürlich kein Gehör finden wird, ist:
Nur noch so viele Erstsemester aufnehmen, wie man auch in der Klinik unterbringen kann und will!

Ich halte es für legitim, schon von vornherein nicht jeden anzunehmen.

Was ich aber als höchst verwerflich ansehe, ist, Menschen in großer Zahl anzunehmen und sie dann zur Hälfte wieder rauszusieben.

Das zerstört Existenzen und ganze Lebenswege!

Abgesehen davon sollte mal gründlich darüber nachgedacht werden, ob das, wie wir momentan (wahrscheinlich nicht nur in Frankfurt) Medizin lernen, wirklich gute Ärzte hervorbringt.
Ich meine damit gar nicht mal die, oft genannte, fehlende Empathie im Umgang mit Patienten und praktische Fertigkeiten. Ich meine damit, dass Mediziner Menschen sein sollten, die selbständig denken können sollten, Zusammenhänge erkennen sollten, kreativ denken können sollten, genau hinsehen können sollten, insgesamt kluge Menschen sein sollten.
Ich sehe wenig Sinn und Nutzen darin, wenn Mediziner hinterher dicke Lexika auswendig gelernt haben. Denn in diesen Büchern nachzuschlagen, dazu braucht man kein Medizinstudium.
Was aber gebraucht wird, sind Mediziner, die über den Tellerrand gucken können, die Verantwortungsbewusstsein besitzen, die Dinge hinterfragen können, Sachverhalte differenziert betrachten können.
- Aber vielleicht gibt es in unserer Gesellschaft und dem medizinischen Bereich auch Kräfte, die vielleicht gar kein Interesse daran haben, kluge Mediziner vorzufinden. Vielleicht sind manchem die Mediziner lieber, die schnurgerade ihre Leitlinien abarbeiten und Anweisungen befolgen, nie irgend etwas in Frage stellen. Manchmal könnte man das wirklich meinen.

Wenn sogar die Prüfungen im Physik-Kurs am Ende AUSWENDIG gelernt werden können und jemand anders wiederum, der die Sachen wirklich über VERSTEHEN löst, scheitert, wenn er nicht in 2-3 Minuten zum Ergebnis kommt, dann ist das meines Erachtens sehr, sehr besorgniserregend.

Was sich auch Professoren, die sich über "dumme" Studenten beklagen, nicht recht vor Augen führen: Ein Studiengang und eine Universität zieht die Studierenden an, die gut mit den dort vorliegenden Gegebenheiten zurechtkommen.
In Medizin bedeutet das: Auswendiglerner, die nicht nachdenken wollen (denn sonst werden sie unglücklich, weil sie zum Nachdenken gar keine Zeit haben und es zudem auch gar nicht honoriert wird, wenn sie es doch irgendwie mal tun).
  • Tja...
  • Hinderliche Studienbedingungen

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.0
Dilara , 19.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
E. , 17.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
4.9
Nina , 11.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
Juli , 10.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.9
Elias , 08.04.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.7
Louis , 27.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.7
Fiona , 15.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.6
Lennart , 13.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.3
Laura , 11.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)
3.0
Zeynep , 11.03.2024 - Medizin (Staatsexamen)

Über Leka

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Weiblich
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Bockenheim
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 14.01.2017
  • Veröffentlicht am: 19.01.2017