Dozenten interessieren sich 0 für die Studenten

Ilmenau ist alles in allem irgendwie ein komischer Studienort.
Man kommt von der Schule und kann wunderbar die Freiheit genießen - viel Natur, tolle Projekte am Campus, viele neue Freundschaften, spannende WGs. Die ersten Monate können trotz harten Winters kaum schöner sein!
Wenn es aber Richtung Prüfungen geht merkt man, dass es ernst wird. Jedem ist bewusst, dass Studium Selbststudium bedeutet und das wird einem auch oft gesagt, in vielen Fächern geben einem die Vorlesung und die Übungen einfach nichts mit. Zudem versucht man mit den ersten Klausuren trotz ausreichender Kapazitäten (Hörsäle sind selten voll) Studenten auszusortieren - vor allem solche, die sich am Campus engagieren und die Uni so am Leben halten. Durchfallquoten von 50-70 Prozent sind im Studiengang Medienwirtschaft keine Seltenheit. Über Noten habe ich hier nie jemanden reden hören, es ging immer nur darum, ob man besteht oder nicht. Wer einen schönen Schnitt haben will, um woanders einen Master zu machen, der sollte sich nicht nach Ilmenau begeben.
Es gibt auch Geschichten, Studenten seien angepflaumt worden wegen Nachfragen zu Klausuren. Die Einsicht in die Prüfungsunterlagen wurde auch gelegentlich verwehrt, die Bewertung ist allgemein nicht transparent.
Das führt im großen Ganzen dazu, dass man seine Noten, und damit seinen Schnitt, auch nicht wirklich beeinflussen kann. Studieren in Ilmenau ist ein Glücksspiel.
In vielen Fachgebieten herrscht auch immer noch die Behördenkälte der DDR-Zeit vor. Der Student hat zu spuren und keine dummen Fragen zu stellen.
Von der Nähe der Studenten zu den Professoren, von der in der Öffentlichkeitsarbeit der TU immer so schön geredet wird, spürt man vor Ort wenig.
Positiv hervorzuheben ist, wie am Anfang bereits erwähnt, die Campuskultur. Es gibt sehr viele unterschiedliche Vereine - unter anderem die Musikalische Freiluftkultur, die innovative Techno-Happenings veranstaltet, den ILSC, der mit seinen vier Studentenclubs immer Möglichkeiten zum Feiern bietet, den HFC, der Filme zeigt, und die ilmpressions Filmproduktion, die Langspielfilme selbst produziert, sowie die FeM, bei der sich Fernseh- und Filmliebhaber nach Belieben austoben können.
Leider sind alle diese Vereine und AGs von selbst gewachsen, zum Teil gegen den Widerstand der Universität.
Läuft ein Verein mal nicht so gut und braucht Unterstützung, verweigert die Uni diese. Läuft ein Verein gut und steht im Scheinwerferlicht der Presse und der Landespolitik, stellt sich die Uni davor und betont die tolle Zusammenarbeit.
Ich kann der TU Ilmenau kein wirklich gutes Zeugnis ausstellen und bin relativ froh, wenn ich hier weg bin.