Nicht das, was es verspricht

Wer darauf hofft, hier ein wirkliches Filmstudium absolvieren zu können, ist definitiv falsch. Der Lehrplan besteht lediglich zu 50% aus Filmrelevanten Inhalten, die von insgesamt zwei Dozenten gelehrt werden. Kommt man mit einer Person aus persönlichen Gründen nicht klar, hat das auch gerne Auswirkungen auf die Note. Generell ist die Notenvergabe recht willkürlich, bei der Präsentation der Filme wird kritisiert was das Zeug hält, und am Ende bekommt man doch eine 1,3 und wundert sich, wie dies gerechtfertigt wird.
Die Inhalte werden an sich mäßig interessant gelehrt. 50% der Filmdozenten haben keine reelle Seterfahrung und können so z.B. nur schlecht nachvollziehen, wie hoch der Aufwand eines Drehs ist. Ansonsten wird aber sorgfältig gearbeitet und einem bereits zu Anfang des Studium vermittelt, wie man einen Dreh inklusive aller erforderlichen Pläne deichselt. Das war es dann aber auch an wertvollen Inhalten und blöd nur, dass man sich leider alleine um sämtliche Organisation kümmern muss und zwischen den jeweiligen Jahrgängen eher ein Konkurrenzdenken als ein Zusammenhalt stattfindet. Innerhalb der kleinen (max. 15 Personen) Jahrgänge ist es gemischt, manche helfen sich sehr untereinander und erreichen so auch zum Teil sehr gute Ergebnisse, andere (inklusive meinem) bestehen nur aus Einzelkämpfern, die Ergebnisse sehen dementsprechend aus. Ob die Erfahrung, die man nur im Studium sammelt, für ein Bestehen an professionellen Filmsets reicht wage ich leider zu bezweifeln. Eine Ausnahme dürfte der „große“ Film bilden, der pro Jahrgang einmalig im Lehrplan vorgesehen ist. Dort wird mit einer Seterfahrenen Dozentin gemeinsam eine doch verhältnismäßig professionelle Amateur-Produktion aufgezogen, die in den letzten beiden Jahren zu sehr schönen Ergebnissen führte und für mich ein Hoffnungsschimmer ist. Davon würde ich mir persönlich mehr wünschen. Zu bemängeln ist auch, dass fast ausschließlich Dokumentationen und Spielfilme „gelehrt“ bzw. gefördert werden, andere Genres sind nur sehr selten zu sehen, weil wohl nur wenige Studierende „mutig“ genug sind, wirklich kreativ zu arbeiten.
Equipment gibt es insgesamt wenig, auch wenn neuerdings etwas aufgestockt wurde mit zwei neuen Kameras. Viele Studierende verlassen sich auf die eigene Technik bzw. leihen auch außerhalb der Uni Wuppertal.
Die restlichen 50% des Lehrinhaltes werden mit Inhalten aus dem Bereich des Mediendesigns ausgefüllt. Ich muss sagen, dass ich das nicht komplett finde, weil man z.B. erlernte Kenntnisse in der Fotografie auch gut auf den Bereich Film anwenden kann. Ebenso lassen sich so interdisziplinarische Inhalte wie Typografische Animationen oder Animationsfilme hervorragend in den Lehrplan einfügen. Zum Teil sind diese Sachen aber etwas zu spät angedacht, die Vielfalt finde ich trotzdem gut - da stimmen mir allerdings nicht alle Studierenden zu.
Das Gebäude ist kahl, lässt sich aber aufgrund von Kunst- oder Mediendesignprüfungen, die an den Wänden präsentiert werden, nicht vermeiden. Ansonsten recht modern, für den Bereich Film sind nur wenige Räume vorgesehen, aber genau das, was man benötigt (Präsentationsraum mit Leinwand, Tonstudio und Schnittraum). Ganz unten gibt es eine kleine, angenehme Mensa und ein Fitnessstudio. In der Bib gibt es verhältnismäßig viele Bücher zum Thema, das Angebot wird allerdings von sehr wenigen genutzt.
Insgesamt werde ich mein angefangenes Studium beenden, komplett empfehlen kann ich es allerdings nicht. Der angegebene Jahrgang ist übrigens anonymisiert, da man nach einigen Jahren des Studiums jeden kennt und ich z.B. jeden Rezensenten anhand seiner Angaben hier wiedererkenne.