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Kleiner Studiengang mit viel Wahlfreiheiten

Mathematik (M.Sc.)

  • Studieninhalte
    5.0
  • Dozenten
    5.0
  • Lehrveranstaltungen
    5.0
  • Ausstattung
    5.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Gesamtbewertung
    4.7
Nachdem ich das Bachelorstudium vor über einem Jahr bewertet habe, schreibe ich nun etwas zum Master in Mathematik.
Ich beginne einmal mit der Organisation und den Besonderheiten an der FAU:
Es gibt keine Pflichtveranstaltungen, man kann sehr frei Veranstaltungen wählen. Man entscheidet sich zu Beginn für eine Studienrichtung, nämlich „Algebra und Geometrie (AuG)“, „Analysis und Stochastik (AnaSto)“ oder „Modellierung, Simulation und Optimierung (MSO)“. Die meisten Mathe-Veranstaltungen (40 ECTS) erbringt man dann in seiner Studienrichtung, weitere 20 ECTS aus den anderen und 20 ETCS aus einem anderen Fach (dazu bietet sich natürlich das Nebenfach aus dem Bachelor an). Insbesondere kann man im gesamten Master nur Reine Mathematik-Vorlesungen oder auch nur Angewandte Mathematik-Vorlesungen hören. Die Entscheidung, welche Vorlesungen man belegt, trifft man mit einem Mentor, den man aus den Mathe-Dozenten auswählt und das ganze wird in der sog. Studienvereinbarung schriftlich festgehalten.
Zu den Studienrichtungen ist zu sagen, dass es bei AuG die wenigsten Veranstaltungen gibt und man in diesem Fall nicht allzu wählerisch sein darf. Am stärksten vertreten ist sicher der Bereich MSO, und darunter besonders die Optimierung, in Erlangen vertreten.

Das Mentorensystem finde ich gut, mir hat es sehr geholfen und ich komme mit meinem Mentor gut zurecht. Ich würde auch vermuten, dass es helfen kann, um an Hiwi-Stellen, Masterarbeiten oder Doktorandenstellen zu kommen, da zumindest einer der Dozenten einen etwas besser kennt. Jedoch geschieht die „Betreuung“ durch den Mentor manchmal besser, manchmal schlechter. Bei einigen kann/muss man lediglich selbst entscheiden, was man belegen möchte ohne auch nur ein persönliches Gespräch geführt zu haben, ein paar achten sehr genau darauf, dass die Veranstaltungen insgesamt zusammenpassen (man z.B. im Nebenfach nur Sachen hören darf, die die Studienrichtung sinnvoll ergänzen) oder dass auch genug anspruchsvolle Vorlesungen dabei sind.

Man ist bei der Wahl der Veranstaltungen auch sehr viel freier als bei den verwandten Studiengängen Wirtschaftsmathematik und CAM, also bietet es sich vielleicht auch an, von diesen zu Mathematik zu wechseln.

Zu den Vorlesungen an sich gibt es inhaltlich wenig zu sagen – wer sich für den Master in Mathematik interessiert, dürfte wissen wie diese aufgebaut sind. Soweit ich weiß, werden alle Vorlesungen von Experten auf diesem Gebiet gehalten. Durch den englischsprachigen CAM-Master sind einige Vorlesungen in den Bereichen Optimierung und Numerik auf Englisch, die restlichen Vorlesungen sind alle auf Deutsch.

Besonders positiv hervorheben würde ich das - an der sehr überschaubaren Anzahl an potentiellen Hörern gemessene - große Angebot an Veranstaltungen. Für Interessierte: auf der Seite des Department Mathematik nachzulesen unter Studium -> Lehrveranstaltungen -> Vorlesungsplanung). Das führt dazu, dass die Veranstaltungen quasi nie von mehr als 25 Studenten, häufig auch von weniger als 10 Studenten besucht werden (ich hatte auch Vorlesungen/Seminare mit 3 Studenten). Natürlich kann man da nicht mehr wie im Bachelorstudium in einer großen Menge an Studenten untergehen und es kann schon mal einen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn man öfters nicht kommt oder keine Hausaufgaben vorrechnet. Durch die vielen Wahlfreiheiten ist es natürlich nicht garantiert, dass man seine gewünschten Vorlesungen ohne Überschneidungen besuchen kann. Bei mir hat das funktioniert, bzw. hat ein Dozent nach Absprache den Vorlesungstermin entsprechend geändert.

Nochmal zu den Hausaufgaben: Hier fällt deutlich weniger Aufwand an als im Bachelor. Es ist von Kurs zu Kurs etwas unterschiedlich, meist gibt es nur alle 2-3 Wochen ein Aufgabenblatt, oder auch nur einmal im Semester. Teilweise fand ich das aber auch schade, da so der Stoff doch etwas mehr an der Oberfläche bleibt.

Beim Nebenfach gibt es keine festen Vorgaben. Man kann (je nachdem, ob der Mentor es genehmigt) – auch Kurse aus verschiedenen Fachrichtungen einbringen, die für Masterstudenten geeignet sind. So bieten sich z.B. so manche Informatik-Vorlesungen oder aus den Wirtschaftswissenschaften auch ohne große Vorkenntnisse an.
Neben dem Pflichtangebot kann man natürlich weitere Mathe-Vorlesungen, Vorlesungen aus anderen Bereichen, Sprachkurse, Sportkurse etc. besuchen. Hier ist es natürlich ein Vorteil, dass die FAU so groß ist, es dürfte zu jedem Anwendungsthema, das für Mathematiker interessant sein könnte, eine entsprechende Veranstaltung geben, wie Machine Learning, KI, Systemtheorie, Spieltheorie, Versicherungen/Banken, …

Durch die geringe Anzahl an Studenten ist es i.d.R. leicht, einen Betreuer für die Masterarbeit zu finden. Anders als in anderen Fachbereichen geschieht das ganz formlos, oft wird es einem auch vorher schon in einem Seminar oder einer Vorlesung explizit angeboten. Offiziell dauert die Bearbeitungszeit 6 Monate (d.h., sobald man die Masterarbeit angemeldet hat). Nicht selten darf man die Masterarbeit auch erst sehr spät anmelden und hat effektiv ein ganzes Jahr lang Zeit, oder auch noch länger… Externe Masterarbeiten sind die Ausnahme, aber bei manchen Betreuern möglich.

Dadurch, dass es so wenige Studenten gibt, kennen sich eigentlich alle. Ich finde den Kontakt zu den Kommilitonen sehr angenehm und habe nie Konkurrenz oder größere Konflikte erlebt, im Gegenteil, mit einigen habe ich vor den Prüfungen zusammen gelernt, Aufgaben bearbeitet und Prüfungsprotokolle ausgetauscht.
Mit den Dozenten bin ich sehr gut zurechtgekommen, alle waren in dem Gebiet der jeweiligen Vorlesung sehr kompetent, haben gerne Fragen beantwortet. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Studenten ihnen lästig sind, sondern sie ihnen wirklich etwas beibringen wollen.

Die Prüfungen sind alle mündlich. In der Regel fallen die Prüfungen sehr gut aus. Es ist bei den meisten Dozenten gut machbar, mit entsprechender Vorbereitung die Bestnote zu bekommen. Ein Nichtbestehen der Prüfung kommt eigentlich nicht vor. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Prüfer einem eine gute Note geben wollten. Was ich allerdings nicht so gut finde, ist, dass es vor allem ums Auswendiglernen geht. Natürlich freue ich mich über jede sehr gute Note, auch wenn ich vorher das Gefühl hatte, nicht alles verstanden, sondern nur gut gelernt zu haben. Aber ich finde, ein bisschen mehr könnte schon zu Anwendungs-/Transferaufgaben oder Beweiskonzepten gefragt werden. Oft werden alle Teilnehmer hintereinander am gleichen Tag geprüft, zum Teil kann man auch individuell einen Termin mit dem Dozenten vereinbaren. Meistens finden die Prüfungen am Anfang oder am Ende der vorlesungsfreien Zeit statt. Bei mir ließen sich die Prüfungstermine immer so einrichten, dass nicht zu viele auf einmal stattfanden und nicht mit länger geplanten Reisen etc. kollidierten.

An der Infrastruktur, Bibliothek, Mensa etc. hat sich seit meiner Bewertung des Bachelorstudiums kaum etwas geändert, deshalb kann ich weite Teile daraus nur wiederholen:
Das Mathematik-Department ist sehr modern und gut ausgestattet. Auf dem Campus der Technischen Fakultät gibt es immer wieder Events, wie z.B. Hörsaalkinos, Hörsaalquiz, Winter- und Sommerfeste verschiedener Departments, Spieleabende,…

Die Bibliothek ist vor allem gegen Semesterende ziemlich voll. Ich nutzte sie allerdings nur ab und zu, um Pausen zu überbrücken, somit war das für mich kein großes Problem. Die Auswahl an Büchern ist sehr umfangreich. Viele einschlägige Lehrbücher gibt es auch als Volltext im pdf-Format.

In der Mensa gibt es ein sehr umfangreiches Angebot. Es gibt jeden Tag mindestens ein vegetarisches Gericht, wobei hier die Auswahl noch etwas größer sein könnte. Aber man findet immer etwas und das zu sehr günstigen Preisen (vegetarisch schon ab 2,00€, auch Fisch und Fleisch meistens unter 4€). Das Essen ist kein kulinarischer Hochgenuss, aber aus meiner Sicht vollkommen in Ordnung. Weiterhin gibt es eine Cafeteria, wo es z.B. Brötchen, Gebäck, Salat aber auch warmes Essen gibt. Die Lage von Mensa und Cafeteria direkt im gleichen Gebäude wie die Mathe-Hörsäle und Übungsräume ist sehr praktisch.

Die Organisation des Studiums finde ich allerdings etwas umständlich und das Prüfungsamt erledigt vieles aufwendiger und langwieriger als man meinen sollte. Das System mit Mentoren und Studienverlaufsplan ist organisatorisch doch aufwendiger als viele andere Studiengänge. Man muss sich am Anfang des Studiums schon informieren, welche Veranstaltungen es in den nächsten beiden Jahren voraussichtlich gibt und Modulhandbücher lesen. Das ist jedoch vorher nie sicher planbar, da immer manche Dozenten die Uni verlassen, einige neu kommen, manche Veranstaltungen kurzfristig abgesagt werden oder andere kurzfristig stattfinden. Man muss also die Studienvereinbarung öfters mal ändern.
Bei der Prüfungsanmeldung kann man sich nur zu Mathematik-Modulen selbst anmelden, für die außermathematischen Module muss man das Prüfungsamt kontaktieren. Man kann nicht einfach einbringen, was man selbst möchte, sondern muss extra die Studienvereinbarung ändern und dann evtl. über das Prüfungsamt einige bisherige Veranstaltungen umbuchen. Zum Teil können sich Veranstaltungstermine kurzfristig ändern, wenn der Dozent keine Zeit hat. Prüfungstermine sind oft erst gegen Vorlesungsende bekannt bzw. werden erst dann abgesprochen. Wenn man nebenbei woanders arbeitet oder eine Familie hat, stelle ich mir das umständlich vor. Das Prüfungsamt hat täglich vormittags geöffnet, liegt leider jedoch in der Innenstadt und ist telefonisch innerhalb der Öffnungszeiten oft nicht erreichbar gewesen. Organisatorische Dinge wie Prüfungsanmeldung, Eintragungen von Ergebnissen, Ausstellung des Zeugnisses sind oft etwas komplizierter als gedacht…
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Studium. Man sollte sich vorher schon überlegen, worauf man sich im Master spezialisieren möchte und sich erkundigen, was an der FAU dazu angeboten wird und evtl. mit anderen Unis mal vergleichen. Die Organisation ist aufwendig, dafür hat man viele Wahlfreiheiten.

Als weitere kleinere Nachteile seien genannt:

- Speziell für die wirtschaftswissenschaftlichen Vorlesungen: Die Wiso in Nürnberg ist vom Mathe-Department aus etwas schwierig zu erreichen. Man benötigt mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut 45 Minuten, was die Stundenplan-Erstellung natürlich erschweren kann. Auch die Busanbindung in die Innenstadt (z.B. Bahnhof, PhilFak) könnte besser sein.
- Die Lage im Süden Erlangens in einem Wohngebiet. Es gibt keine Cafés, Supermärkte, oder sonstige Geschäfte in der Nähe.
  • Viele Wahlfreiheiten, sehr familiär, sehr kompetente Dozenten
  • zum Teil schlechte Organisation; je nach gewünschter Spezialisierung sind andere Unis z.T. besser aufgestellt

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.2
Jeanette , 10.05.2015 - Mathematik (M.Sc.)

Über L.

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Studienbeginn: 2017
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Erlangen
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 29.04.2019
  • Veröffentlicht am: 08.05.2019