Bloß nicht Produktionstechnik

Nach mittlerweile über vier Jahren in Dresden und kurz vor dem Abschluss möchte ich entschieden davon abraten, hier auf Diplom Maschinenbau zu studieren. Am Anfang war noch eine große Begeisterung da, eine - vermeintlich - führende Alternativuni zur RWTH oder dem KIT im Osten gefunden zu haben, die die Vorteile vom Diplom mit Bologna verbindet, mittlerweile würde ich nicht nochmal hier studieren. Das Grundstudium hat mir deutlich besser gefallen als das Hauptstudium da die Qualität der Lehrveranstaltungen um einiges höher war; zumindest in meiner Vertiefungsrichtung, Produktionstechnik, sehe ich riesige Baustellen. Die Lehre ist ein lästiges Nebenprodukt, dementsprechend motiviert sind die Dozenten. Die Qualität der Unterlagen lässt oft zu wünschen übrig, oft sind diese weder aktuell noch vollständig. Ein Fachbuch aus der SLUB stellt oft eine deutlich besser Alternative dar. Die Prüfungen variieren extrem, zwischen jedes Jahr fast die gleichen Fragen und "hier sind 1600 Folien, eine Einschränkung gibt es nicht" mit anschließendem selektivem stumpfem Abfragen von einigen Folien ist alles dabei, dementsprechend unvorhersehbar sind die Ergebnisse. Vorlesungen werden auch gerne mal an wissenschaftliche Mitarbeiter abgewälzt, das gipfelt dann darin, wenn der Dozent zum Prüfungstermin nicht da ist (da gerade im Urlaub) und der abgestellte Mitarbeiter keine einzige Verständnisfrage zu den Klausurfragen beantworten kann, er sehe die Klausur auch zum ersten Mal. Prüfungen können nur einmal im Jahr geschrieben werden, Nachschreibetermine oder Ausweichtermine gibt es ebenfalls nicht, besser ist es, nicht an dem Termin krank zu sein (abgesehen von den großen Prüfungen wie z. B. MAT oder BWL, diese werden gnädigerweise sogar einmal im Semester angeboten) - dies spottet wirklich jeder Beschreibung. Im Prüfungs-/Praktikantenamt sitzen auch äußerst motivierte und kompetente Mitarbeiter (Vorsicht, Ironie), bei Rückfragen wird i. d. R. einfach auf die Prüfungsordnung verwiesen bzw. über die Unfähigkeit der Studenten geschimpft - sicherlich gibt es Ausnahmen, leider war es mir nicht vergönnt, diese kennenzulernen. Notenauszüge können online eingesehen und als PDF heruntergeladen werden, leider wurde die in meinen Augen essentielle Funktion eines Notendurchschnitts nicht implementiert, sodass dieser selbst ausgerechnet werden kann – für Übersetzungen muss übrigens der beglaubigte Auszug zu einer Übersetzerin gebracht werden, die diesen in drei Wochen übersetzt. Ergebnisse zu dem Ausfallen von Klausuren gibt es übrigens in aller Regel nicht, lediglich die eigene Note kann nach einiger Zeit angesehen werden, wobei dies gerne auch mal zwei Monate dauern kann.
Positive Seiten sind die Anzahl an Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen mittels Erasmus oder auch den Kooperationsplätzen, die Qualität und Vielfalt der Mensen sowie die SLUB, wobei die Öffnungszeiten (Sonntag ab 10 Uhr, sonst ab 8 Uhr) in meinen Augen lächerlich sind für eine Unibibliothek. Auch sind die Mieten in Dresden angenehm günstig und wem die Stadt gefällt, findet hier eine großartige Umgebung. Leider gilt dies nicht für die Uni, zumindest von der Vertiefung Produktionstechnik kann ich nur aufs entschiedenste Abraten, wenn ich nochmal studieren würde dann würde ich das Gleiche studieren, weil mich das Thema fasziniert, aber garantiert nicht an der TU Dresden.