Nicht schlecht, aber definitiv Luft nach oben

Vorweg: Ich empfehle das Studium mangels Vergleichbarkeit weiter. Ich habe diesen Studiengang nur hier studiert und von Freunden und Bekannten aus anderen Hochschulen habe ich auch nichts besseres gehört.

Mein Studium neigt sich dem Ende zu und sehe mich in der Lage, jetzt ein Fazit zu ziehen. Der Nachvollziehbarkeit halber behandle ich die Bewertungskriterien Punkt für Punkt:

- Studieninhalte:
Die Hochschule ist eine Fachhochschule (nennt sich seit neustem Technische Hochschule, aber seis drum). Als solche sollte sie eigentlich einen großen Wert auf praxisnahe Lehre legen. Nachdem ich mich nun in der freien Wirtschaft ausgetestet habe (Drei Praktika und ein Praxissemester), habe ich nicht das Gefühl praxisnah vorbereitet worden zu sein im Verhältnis zur Unikonkurrenz. Gerade die Uni-Absolventen scheinen praktisch fitter, da diese als wissenschaftliche Hilfskräfte an der Universität eingesetzt worden sind. Praktische Fragestellungen nach dem Motto "Dies ist das vorliegende Problem. Wie kann man das lösen?" sind kaum bis nicht vorgekommen während der gesamten Studienzeit. Stattdessen Aufgaben rechnen bis zum Umfallen und versuchen das in der Klausur auf Papier zu bringen Verständnis ist nicht gefragt. Grundsatz: "Bolemie-lernen"

Ich gehe jedoch stark davon aus, dass dies nicht allein das Problem der TH Köln ist, sondern des deutschen Bildungssystems. Lasst euch davon also nicht abschrecken.

Inhaltlich deckt man viele Fächer über ein großes Spektrum ab, lernt aber gefühlt keins so richtig. Daher vermutlich "allg." Maschinenbau.

- Dozenten: Sind super und mit Abstand das beste was der Campus zu bieten hat. Klar gibt es auch unter denen schwarze Schafe (einer liest über das ganze Semester nur ein Mathebuch in seiner Vorlesung vor ... in jeder einzelnen Vorlesung... Beamtenstatus -.-), aber prinzipiell sind die Dozenten offen für Fragen soweit das Ihr Zeitplan zulässt und wenn man etwas länger dabei ist, ist man nicht nur keine "Nummer" (höre ich des Öfteren von Universitäten), sondern man ist auch namentlich bekannt.

- Lehrveranstaltungen: Es gibt keine einheitliche Regelung über die Vorlesungsinhalte, die online der Studentschaft zur Verfügung gestellt werden sollen, sondern das liegt im Ermessen der Dozenten. D.h. das Spektrum geht von Dozenten, die alle relevanten Informationen hochladen, über Dozenten die einen Teil der Informationen hochladen und die klausurrelevanten Informationen für sich behalten und nur in den Vorlesungen herausgeben (damit die Vorlesungsbesucherzahl erhöht wird (für das persönliche Ego?)) bis hin zu Dozenten, die nichts hochladen (Faulheit?).

- Ausstattung: Die Materialien und Gerätschaften die zur Verfügung stehen, sind relativ modern. Woran es mangelt ist die Quantität. Es gibt nicht einen PC-Pool (Raum für PC Benutzung) für die Fraktion der Ingenieure. Diese weichen dann auf Räume der Informatiker aus, von denen jedoch auch nur zwei mit jeweils 30 PCs zur Verfügung stehen. Diese Räume sind auch des Öfteren belegt, d.h. in Summe stehen dann nicht selten keine Räume zur Verfügung.

- Campusleben: Die Hochschule ist hoffnungslos überfüllt und nicht für die Anzahl an Studenten vorgesehen, die sich am Campus tummeln. Es wurden mittlerweile ein paar mehr Räume geschaffen, aber dennoch gibt es einfach von allem zu wenig. Bibliothek zu klein, Mensa zu klein, Lernräume zu wenig, PCs zu wenig, Vorlesungssäle überfüllt und zu klein, Praktika-Plätze zu wenig.

- Organisation: bedürftig
Es gibt mehrere Kritikpunkte, die hier anzuführen sind:
--- Website: ist absoluter Dünnpfiff. Unübersichtlich, man findet nichts, und das was man finden sollte ist bestmöglich versteckt
--- Studienbüro: Personal zu 90 % unfreundlich und nicht sonderlich hilfsbereit
--- Plattformdurcheinander: Es gibt zig Plattformen auf denen alles organisatorische erledigt werden muss, die nur einen einzigen Zweck erfüllen: Die Studenten zu verwirren: CampusID, ILIAS, Webmail, PSSO. Anstatt eine vernünftige Plattform zu erstellen wurden vier kreiert, die allesamt in ihrer Bedienung nicht komplizierter und benutzerunfreundlicher gestaltet sein könnten. Traurig, wenn man bedenkt das der Campus Gummersbach für Ingenieure und Informatiker ausgelegt ist, aber auf Software Seiten so ein Bild abgibt
Kleine Randnotiz: Gleiches gilt übrigens für die Informationstafel im Hauptgebäude: Bietet informationstechnisch keinen Mehrwert, da der Blick augenblicklich auf die zusammengewürfelte PowerPoint-Animationsvielfalt gelenkt wird, die kein Ende nehmen will. Wir haben Medieninformatiker am Campus. Lasst das doch bitte einen von denen machen...
--- Organisation der Praktika: Oh je. Teilweise werden die Praktika Anmeldungen in den ersten Vorlesungen ausgehangen, sodass sich alle darum prügeln können, wer zuerst auf dem kleine Papier unter die "guten" Uhrzeiten setzen kann.... Campus Informatik... von den Studenten könnte man doch mal gebrauch machen... ganz nach dem Motto "Praxisnah".
--- Anbindung Studienangebote in Köln: alle interessanten Weiterbildungsprojekte sind in Köln (Campus Deutz). Nicht eins davon kann man zeitlich vom Gummersbacher Campus erreichen, aber die Studiengebühren hält das nicht vom fließen ab.
--- ... mir fällt gerade nicht mehr ein, aber das war mit Sicherheit nicht alles

- Bibliothek: + sind die Mitarbeiter, alle kompetent und freundlich
---- ist das Angebot an Büchern und die Größe der Bibliothek. Jede Stadtbibliothek bietet da mehr an

- Mensa: +++ für das Personal ++ für das Essen (bei dem Preis)
--- für die Größe der Mensa, ständig überfüllt, da Studentenüberschuss

Ist alles ein wenig mehr geworden als gedacht, aber ich hoffe es hilft einem bei seiner Studienplatzwahl und regt den Campus ein wenig zu Verbesserung an.