Lernen, wie die Welt funktioniert

Für die meisten Menschen sind Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung ja recht unbekannte Begriffe. In aller Regelmäßigkeit bekommt man Aussagen wie "Dann kannst du ja meinen Garten machen!" oder "Du studierst doch Landwirtschaftsarchitektur, oder?" zu hören, wenn es um unser Fachgebiet geht. Und zugegeben, auch ich selbst konnte mir zu Beginn des Studiums noch nicht so wirklich vorstellen, was man dabei eigentlich so alles macht. Umso begeisterter war ich jedoch, als schnell klar wurde, wie vielfältig und unglaublich spannend dieses Studium doch ist!

Vor allem in den beiden ersten Semestern ist die Bandbreite an Fächern und Vertiefungsbereichen enorm, was ich als sehr positiv empfunden habe: Montag Botanik-Spaziergang an der Isar, Dienstag Heuschrecken fangen irgendwo im Freisinger Norden zwischen Untergartelshausen und Haindlfing, Mittwoch etwas über Zierpflanzen, Entwässerung und Pflasterbeläge im Gartenbau lernen, Donnerstag mit Kaffee und Skizzenbuch im Münchner Hofgarten sitzen und Freitag gleich ein ganzes Stadtquartier umplanen - so oder so ähnlich sehen viele Wochen zumindest in den ersten zwei Semestern aus, in denen beide Bereiche (Planung und Architektur) gleichermaßen vertieft werden. Ergänzt wird das Ganze dann noch durch herausragende Exkursionen wie zum Beispiel eine Zeichenreise nach Italien, eine ökologische Exkursion in den Bayerischen Wald, eine Wanderung durch die Alpen oder diverse optionale Exkursionen nach Duisburg, Berlin, Tschechien, Portugal und Co.

Im späteren Verlauf des Studiums nehmen die sogenannten Entwurfsprojekte zunehmend an Bedeutung zu, was das Ganze jedoch nicht weniger spannend - und auch nicht weniger vielfältig macht! Auch hier reichte die Bandbreite in unserem Fall beispielsweise von der Neuplanung der Außenanlagen einer Fachoberschule über den Entwurf eines neuen Stadtquartiers in München bis hin zu einer strukturellen Untersuchung der Region Siebenbürgen in Rumänien inklusive mehrtägiger Exkursion. Gerade die hierbei geforderte Beschäftigung mit verschiedensten Fragestellungen aus sozialen, ökologischen, gestalterischen und ökonomischen Bereichen hat mich, denke ich, nicht nur für das Studium geprägt, sondern wirklich persönlich weitergebracht - denn letztendlich ging es immer auch um Fragen, die uns alle betreffen: Wie sehen Orte in einer Stadt aus, an denen sich Menschen gerne treffen? Welchen Einfluss haben ökologische Landwirtschaft oder erneuerbare Energien auf unsere Landschaft? Wie kann verhindert werden, dass immer mehr Menschen aus Rumänien nach Westeuropa abwandern müssen? Oder warum finden so viele Bayern ihre Heimat wunderschön, bauen sich aber auf ihrem Grundstück eine Toskanavilla mit Buddha im Garten?

Letztendlich gibt es wohl nur eine Voraussetzung und Empfehlung für dieses Studium: Immer neugierig bleiben!