Einmaliger Studiengang,

Ich habe mich 2019 für den Studiengang IMX entschieden, mit dem Ziel nach zwei Jahren in die Niederlande zu wechseln und dort meinen Bachelor zu machen. Gestartet habe ich in Reutlingen und schreibe diese Bewertung nach zwei Jahren, also nachdem meine Zeit in Reutlingen zu Ende ging und somit kurz bevor ich ins Ausland gehe.

Campus
Der Campus der HS ist nicht sehr groß und dadurch sehr übersichtlich, was hilft wenn man mal in ein anderes Gebäude muss. Das ist für IMXler aber eher die Ausnahme. Die meiste Zeit befindet man sich auf dem eigenen Stock zwei in Gebäude fünf. Der Campus ist jetzt nicht besonders schön, aber auch nicht hässlich. Ist eben keine Uni in einem Schloss, aber das erwartet man ja auch nicht.

Einrichtungen
Die Räume sind alle gut eingerichtet, nichts ist kaputt, es gibt genug Steckdosen, das WLAN ist gut etc. Die Räume sind auf ca. 30-60 Studierende ausgelegt, man hat also etwas Klassenzimmeratmosphäre, was ich sehr schön fand. In Stock eins bei den International Business Studierenden (IBlern) gibt es noch zwei große Räume mit typischen Bänken und umklappenden Sitzen, hier hat man aber kaum Fächer.

Inhalte
Im BWL Studium lernt man in der ersten Studienhälfte alles ein bisschen, das hilft herauszufinden was man will. Wenn man schon genau weiß was man machen will hat man jedoch auch langweilige Fächer. Man wird fachlich zum Allrounder, was einen gut auf Managementpositionen vorbereitet. Die qualität der Fächer unterscheidet sich jedoch teils sehr. Während die Finanz-Fächer sehr gut waren, ob Rechnungswesen oder Unternehmensfinanzierung, fand ich Marketing im 2. Semester inhaltlich sehr schwach, viel Stoff und wenig was interessiert. VWL 1 war auch unnötig, hier wäre ein zeitgemäßes Konzept wünschenswert. Man bekommt am Anfang Infos zu allen Wahlmodulen der verschiedenen Semester, daher kann man früh seine Studieninhalte planen und gestalten. Die Wahlfächer sind größtenteils gut.

Sprachen
Über das RIO kann man kostenlos sprachkurse besuchen die nicht in den Schnitt einfließen. Das ist recht unverbindlich kann zu empfehlen. Für die Credits kann man Chinesisch, Französisch und Spanisch wählen, wobei man Französisch mit nicht A1 beginnen konnte. Leider steht der Workload in keinem Verhältnis zu den 10 ECTS die man für 3 Semester bekommt. Wer nur die Credit will, sollte ein BWL-Fach als Wahlmodul nehmen. Wer gerne Sprachen lernt und keine Lust auf noch mehr Stoff hat, soll das machen.

Dozenten
Man hat einen sehr nahen Kontakt zu den Dozenten und Profs, man kann immer Fragen stellen, Mails werden schnell beantwortet und es ist hochschultypisch sehr familiär. Eine gewisse Distanz bleibt natürlich. Die Profs geben sich Mühe und das merkt man. Natürlich sind nicht alle gleich. Manche sind Gold wert, andere so naja. Das ist überall so, im schlimmsten Fall lernt man ein Semester ein Fach nur stumpf auswendig und ist unzufrieden, ist nicht zu vermeiden.

Praktikum
Im dritten Semester ins Praktikum zu gehen ist sportlich, manche Unternehmen lehnen einen deshalb ab. Wir mussten während Corona ein Praktikum finden, was sehr schwer war. Viele gehen in die Automobilindustrie (Controlling, Supply Chain etc), andere zu Startups (Marketing, Support etc.). In der Unternehmensberatung kann man was bekommen, wenn man gut ist. Bei der Finanzbranche wird es schwieriger. Die Wirtschaftsprüfer stellen einen gerne im Audit ein, im Banking hatten auch drei vier etwas, das ist aber eher die Ausnahme. Das Praktikumsgehalt kann zwischen 500 und 2200 € liegen, der Workload aber auch zwischen im Home Office chillen und 55h pro Woche. Gehalt und Arbeitszeit korrelieren aber nicht. In Österreich bekommt man zB mehr. Bei Startups unterscheidet es sich auch komplett, unabhängig vom Stress. Es gibt eine Messe pro Semester und viele Workshops bei denen man Kontakte knüpfen kann. Schaut dass ihr von jemand die Karte bekommt und mit der Person danach nochmal telefoniert (wenn ihr das Praktikum wirklich wollt). Ansonsten sind Kugelschrieber und vllt eine Trinkflasche eure einzige Ausbeute der Messe.

Bibliothek
Die Auswahl ist gut, auf Wunsch wird auch bestellt. Alles ist sehr modern, jedoch ist die Bib in der Prüfungsphase deutlich zu klein.

Außercurriculares
Der Workload im Studien kann hoch sein, trotzdem sollte man die Chance nutzen, in einer Studentischen initiative mitzumachen. Das formt einen mehr als das Studium und Soft Skills sind wertvoller als die 1,0 statt der 1,5. Student Consulting, Relay, Investment Club sind sehr empfehlenswert. Hier wurden auch schon Praktika direkt vermittelt.

Soziales
Für mich persönlich hat das gute soziale Miteinander für eine sehr schöne Studienzeit gesorgt. Wer das nicht will, kann sein Ding auch alleine machen. Jedoch zeichnet sich die ESB nicht durch Einzelgänger aus. Nehmt so viel mit wie geht, geht zum Hochschulsport und nutzt die Zeit mit den Menschen. Zwei Jahre gehen schnell rum und die Leute sind danach sonst wo. Leider ist IMX sehr für sich. Da man nur zwei Jahre miteinander hat, reichen die IMXler und sein Sozialleben zu füllen, jedoch lohnt es sich auch mal bei den IBlern vorbeizuschauen oder bei anderen Fakultäten. Man lebt sehr in seiner BWL-Welt.

Reutlingen
Die Stadt bietet neben einem Park und zwei Bars so ca. nichts. Wenn man seine Freunde hat braucht man aber auch nicht mehr, daher ist das vollkommen okay. Zum feiern geht man nach Tübingen, Stuttgart ist zu weit. Die Region ist schön zum Radfahren, Joggen, es gibt mehrere Seen. Am Stadion neben der HS gibt es Volleyball und Fußballfelder. Ein Auto braucht man nicht. Parkplätze gibt es an der HS genu.

Die Links
Es gibt keinen Link von dem ich abraten kann. Der größte Respekt geht an die die nach China gehen. Dieser Link dauert fünf Jahre und Chinesisch ist nicht gerade leicht. Die Wohnungssuche in den Niederlanden ist ziemlich schwer. Man zahlt so 400-500€ und das kann dann auch mal ein 12qm Zimmer sein. Dafür zahlt man in Dublin 800€ <... aber findet immerhin was.

Finanzierung
Einerseits gibt es Bafög, dazu bekommen die besten ~10% im Studiengang auch locker irgendein Stipendium. Besonders in den USA wird es teuer. Für alle die in der EU bleiben gibt es Erasmus+, das sind so ca 390€/Monat für 1 Jahr. Manche hatten einen Nebenjob während dem Studium. Kann man machen, jedoch schwierig ohne Abstriche bei der Freizeit oder beim Lernen.

Das wüsste alles sein, hoffe ich konnte euch weiterhelfen!
Abschließend kann ich das Studium sehr empfehlen, nichts ist perfekt und ich glaube hiermit bin ich bestens unter den ganzen BWLern in Deutschland vorbereitet.