Qualitativ durchwachsen, aber okay

Ich kann dieses Studium (Bachelor Informatik an der FOM) leider nur bedingt empfehlen.
Eines vorab: Wer Informatik auf Universitätsniveau studieren will, ist an der FOM definitiv falsch! Wenn man Informatik an der RWTH Aachen oder Informatik am KIT Karlsruhe als die erste Liga bezeichnen möchte, dann ist Informatik an der FOM eher die zweite bis dritte Liga. Meine Erfahrung ist, dass dieser Bachelorstudiengang sich eher auf Fachhochschulniveau bewegt.

Der Studiengang ist berufsbegleitend, das heißt alles ist darauf ausgerichtet, dass man das Pensum auch bei einer Vollzeittätigkeit bewältigen kann. Die Vorlesungen finden in Präsenz statt, allerdings gibt es meistens keine Online-Mitschnitte (dies ist von der FOM nicht gewünscht). Seit der Corona-Krise setzt die FOM aber natürlich ebenfalls auf Online-Vorlesungen. Dies funktioniert technisch und organisatorisch aus meiner Sicht sehr gut.

Zu den Studieninhalten:
Der Studiengang ist verschränkt mit dem BWI (Bachelor Wirtschaftsinformatik). Heißt: Viele Module kann man alternativ auch als BWI-Vorlesung besuchen und dort die Prüfungen erbringen, diese werden dann für das Fach Informatik angerechnet. Dies ist ein großer Vorteil, weil man sein Studium so noch flexibler gestalten kann.
Grob gesagt gibt es fünf Themenblöcke: Mathematik, Theoretische Informatik und Hardware, praktisches Programmieren, Wirtschaftsthemen und Recht, sowie Analytics & Künstliche Intelligenz.

Das Niveau der Veranstaltungen schwankt leider sehr. Viele Dozenten sind sehr engagiert und sind offen für die Anregungen der Studierenden, andere sind desinteressiert und lesen einfach die Folien vor. Es kommt wirklich sehr darauf an, wen man gerade als Dozent erwischt hat. Dies gilt leider auch für die Prüfungen: Die Prüfungen haben kein einheitliches Niveau, sondern es gibt Module, deren Prüfung je nach Dozent entweder geschenkt sind oder durchaus anspruchsvoll.

Wer ein Problem mit Mathematik hat oder damit überfordert ist, Programmcode selbst zu schreiben, ist in dem Studiengang definitiv falsch. Man muss aber auf keinen Fall Mathematik-Leistungskurs gehabt haben, um bestehen zu können.

Sehr problematisch sind aus Sicht der Studierenden auch die zwei fachfremden Module "Mechatronik" sowie "Digitale Regelungstechnik". Diese Module haben nichts mit Informatik im eigentlichen Sinne zu tun und wären in einem Ingenieurs-Studiengang besser aufgehoben. So, wie die Prüfungsordnung aktuell gestaltet ist, machen diese zwei Module gar keinen Sinn.

Negativ ist ebenfalls zu nennen, dass die Prüfungsordnung altmodisch ist und nicht genügend auf wichtige Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning eingeht. Auch fehlt der Themenblock "angewandte IT-Sicherheit" aus meiner Sicht leider völlig. Hier versäumen es die Entscheider leider mal wieder, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Großer Minuspunkt also! Problematisch ist ebenfalls die niedrige Frauenquote (sowohl bei Dozenten als auch Studierenden). Die Informatik braucht dringend mehr Frauen, hier könnte die FOM sich deutlicher bemühen ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis zu erreichen.

Fazit: Leider durchwachsen. Für viele ist ein Fernstudium an der Fernuni-Hagen vielleicht bessser geeignet (weniger Gebühren und mehr Online-Unterricht). An der FOM bekommt man zwar ein solides Informatikstudium mit den wichtigsten Grundlagen und ein bisschen praktischem Handwerkszeug, aber das Niveau schwankt leider sehr, und die Prüfungsordnung ist nicht mehr zeitgemäß. Die FOM sollte dringend nachbessern und den Studiengang modernisieren.