Bericht archiviert

Game-Design: Das Geld nicht wert

Game Design (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    1.0
  • Gesamtbewertung
    2.0

Ich studiere Game-Design an der Mediadesign Hochschule, Standort München und befinde mich derzeit im 4. Semester. Wie viele andere Medienuniversitäten verdient die MdH ihr Geld hauptsächlich mit dem Verkauf eines Traums.
Wer sich ein wenig mit der Gamesbranche beschäftigt, der merkt schnell, dass sie eine Portfolio-orientierte Branche ist. Ein Abschluss allein hilft hier allenfalls ein wenig, auch wenn die MdH einem gegenteiliges glaubhaft machen will. Aber ist die MdH ein guter Ort, um ein Portfolio aufzubauen? Die Antwort ist: In gewisser Weise ja. Aber nicht, in Anbetracht der exorbitant hohen Studiengebühren. Denn das ist es nicht wert.

Es beginnt schon beim "Einstellungstest": Die sympathischen (und durchaus bemühten!) Studienberater - vermutlich auch von oben angeordnet - erzählen eifrig davon, wie hoch doch ihre Ansprüche sind, und wie viele ihrer Studienabgänger später großartige Jobs in der (kleinen) Gamesbranche Deutschlands gefunden haben. Das ist schlicht und einfach falsch. Die MdH nimmt jeden, der zahlt - Und spätestens bei der Präsentation der Mappen wird das unterschiedliche Fertigkeitenniveau der Studenten sichtbar. Für mich war das in erster Linie frustrierend, da ich mit einem verhältnismäßig großen Anteil an Hardskills und Referenzen gestartet habe, die Studienberaterin meine Mappe aber damals nur süffisant belächelte und klug sagte, dass die meisten, die sich hier bewerben, bereits erfolgreiche Spiele veröffentlicht haben. Mal davon abgesehen, dass es eine eiskalte Verdrehung der Tatsachen ist - es gibt pro Studiengang wenn es hoch kommt eine handvoll Studenten, die bereits beeindruckendes geleistet haben - hinterlässt diese Art der Behandlung bereits einen bitteren Nachgeschmack. Auch der Einstellungstest war albern und wurde von Professoren verfasst, die keine (!) Erfahrung in der Gamesbranche hatten - Und damit meine ich wirklich, dass sie nicht einen einzigen Monat in einem Studio gearbeitet haben.

Die Planung des Studiums selbst klingt auf dem Papier gut, aber ist ebenfalls sehr eindimensional. Man hat im dritten Semester die Möglichkeit, sich auf Game-Art und Game-Programming zu spezialisieren - Aber hier ist also nicht mehr viel mit Design. Denn obwohl es für andere Disziplinen (Level-Design, Enviroment-Art, Game-Design, Producing) ebenfalls eine Menge offene Stellen gibt, wird diese Spezialisierung einfach nicht angeboten. Das heißt, ein begnadeter Level-Designer wird sich in eine der beiden Spezialisierungen quetschen müssen und schlechte Noten für seine Programmierabgaben oder seine 2D/3D-Art kassieren. Im fünften Semester folgt dann ein Praxis-Semester. Klingt gut, aber heißt letzten Endes nur, dass man ein halbes Jahr die vollen Studiengebühren zahlt (850€ im Monat) und in einem Studio arbeiten soll. Früher bestand noch für jene Studenten, die bereits Praxiserfahrung gesammelt haben, das Angebot in dem halben Jahr ein eigenes Projekt für das Portfolio zu starten: Diese Möglichkeit wurde nun wieder entfernt. Ja, das ist richtig: Man zahlt 6000 € dafür, dass die MdH einem ein einstündiges Beratungsgespräch für die Praktikumsphase gibt.
In den letzten Semestern folgen dann wieder spezialisierungsspezifische Module und einige wirtschaftliche Module zur Existenzgründung. Da ich noch nicht soweit bin, kann ich die Qualität dieser nicht beurteilen.

Die Qualität der anderen Dozenten jedoch schon. Und die pendelt sich durch viele mittelmäßige und unmotivierte (was in Anbetracht der dürftigen Bezahlung für externe Dozenten nicht verwunderlich ist), einige enorm schlechte und einige, sehr wenige richtig gute Dozenten am unteren Ende der Skala ein. Leider sind die wenigen guten Dozenten auch kein Garant, da die meisten von ihnen nicht jedes Jahr verfügbar sind. Generell wird man wie ein Schüler behandelt und vergisst schnell, dass man eigentlich zahlender Kunde ist. Wir erhielten einmal eine Standpauke von der Prorektorin selbst, in der sie uns vorhielt, was uns denn einfiele, unseren Zeichendozenten zu kritisieren, der uns den ganzen Tag Eier zeichnen ließ. Amüsant und schockierend zugleich war auch ein Professor, der dadurch Aufsehen erregte, dass er Studenten stets pflegte zu beleidigen (Das sieht ja wirklich scheiße aus!) und sogar physisch attackierte - Was skurill klingt, wurde meines Wissenstandes erst nach dem zweiten Vorfall Grund für die MdH, den Vertrag des Professors auslaufen zu lassen. Noch einmal zusammenfassend also: Einige schlechte, viele mittelmäßige und einige wenige gute Dozenten, bei denen man Glück haben muss sie zu bekommen.

Positiv ist bei der MdH die Ausstattung zu nennen. Die Rechner sind immer am obersten Ende, und auch wenn hier und da bei Prospekten ein wenig geblendet wird (An der ganzen Universität gibt es ein Cintiq-Zeichentablet), ist das technische Equipment sehr beschaulich. Auch die Technik erledigt einen guten Job, auch wenn besagtes "Wie ein Schüler behandelt werden" im Gespräch mit ihr ebenfalls nicht selten zum Tragen kommt.

Außerdem ist der Zusammenhalt der Studenten durch die kleinen Gruppen sehr gut. Ich habe durch mein Studium einige talentierte und großartige Menschen kennengelernt, die mir auch beruflich neue Wege eröffnet haben. Ob das der MdH als solche zuzuschreiben ist, ist eher fraglich - Meiner Meinung nach resultiert es eher aus der Gegebenheit, dass Game-Design Studiengänge noch in den Kinderschuhen stecken und dadurch solch kleine Gruppen überhaupt möglich sind.

Übrigens schreibt sich die MdH die erfolgreichen Projekte ihrer Studenten sehr gerne auf die Flaggen. Dass sie selbst sehr wenig bis überhaupt nichts dazu beigebracht haben und sich besagte Studenten ihr Wissen meist außerhalb der Uni angeeignet haben, wird natürlich nicht erwähnt.

Bleibt noch die "Industrienähe", mit der die MdH ebenfalls wirbt. Hier ist der Wahrheitsgehalt der Aussage auch irgendwo im Mittelmaß anzuordnen. Es ist definitiv wahr, dass man durch die MdH an tolle Stipendienprogramme und Möglichkeiten gerät, die man sonst vielleicht überhaupt nicht wahrgenommen hätte.

Alles in Allem würde ich das Studium jedoch leider niemandem weiterempfehlen. Das verhielte sich anders, wenn es nicht so viel kosten würde,
- Aber ich kann jedem, der dort beginnt zu studieren und sich der immensen Summe, die er jeden Monat in deren Kassen spült nur ansatzweise bewusst ist. eine Menge Frust garantieren. Abschließend muss man erwähnen, dass die MdH sich im letzten Jahr definitiv bemüht hat, die Qualität des Studienganges Game-Design zu verbessern. Und auch wenn meine Frustration in diesem Erfahrungsbericht förmlich greifbar sein muss, will ich niemanden der dort angestellten diffamieren. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen geben sie, denke ich, alle ihr bestes. Meine Vermutung ist, dass die Trägerschaft einer wirklich sinnvollen Umstrukturierung des Studiengangs (z.B. durch höhere Löhne für Dozenten - Was soll man denn als fähiger Artist/Programmierer/Game-Designer für einen Hungerlohn an der MdH tun) im Wege steht.

Wer also gerne in die Games-Branche möchte, sollte meiner Meinung nach entweder woanders studieren (HTW Berlin / FH Trier) und die Studienzeit vor allem dazu nutzen, sich Hardskills und Referenzen anzueignen. Denn die sind es letzten Endes, worauf jeder schaut. Ein 1,0er Abschluss der MdH nutzt nichts, wenn man kein überzeugendes, abgeschlossenes Projekt oder großartige Artworks/Modelle in seinem Portfolio hat.

  • Technische Ausstattung, Zusammenhalt der Studenten
  • Schlechte Dozenten, Kosten, Behandlung der Studenten, Blenderei

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

1.7
Anonym , 12.10.2023 - Game Design (B.Sc.)
3.7
Hendrik , 14.09.2023 - Game Design (B.Sc.)
3.8
Anika , 01.09.2023 - Game Design (B.Sc.)
4.0
Michelle , 29.04.2023 - Game Design (B.Sc.)
4.2
Carina , 08.09.2022 - Game Design (B.Sc.)
3.3
Leon , 19.06.2022 - Game Design (B.Sc.)
5.0
Jonas , 24.04.2022 - Game Design (B.Sc.)
4.6
Niklas , 09.03.2022 - Game Design (B.Sc.)
2.2
Anonym , 06.03.2022 - Game Design (B.Sc.)
4.7
Edward , 13.11.2021 - Game Design (B.Sc.)

Über Sebastian

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: keine Angabe
  • Studienform: Campus: Düsseldorf, München
  • Standort: Standort München
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 27.11.2013
  • Veröffentlicht am: 29.11.2013