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Auf Teufel komm raus Möchtegern-elitär

Finanzwirt (Diplom)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    3.0
  • Gesamtbewertung
    3.0
Das Steuerrecht ist unheimlich komplex und entsprechend schwierig ist das Studium dieses Themengebietes. Die Hochschule legt großen Wert darauf, dass man in allen relevanten Steuergebieten zumindest eine Grundbildung erfährt.
Daran ist grundsätzlich auch nichts verkehrt - verkehrt ist hier auf der Hochschule allerdings so einiges: das lächerlich hohe Anforderungsniveau, die unglaublich schlechte Organisation von Wahlpflichtveranstaltungen, Lehrplänen, etc. und der Wille auf "Teufel komm raus" eine neue Jura-Elite auszubilden.

Wenn man dieses Studium beginnt, muss einem klar sein, dass es sich um ein Teiljuristisches Studium handelt, das bedeutet, dass man sehr viel mit Gesetzestexten arbeiten, subsumieren lernen und hohen Wert auf Genauigkeit der Zitate legen muss. Das liegt nicht jedem und sollte daher vor Antritt bestens durchdacht werden, ob man das kann und möchte. Das Problem an diesem Modell ist, dass man zwar später in der Praxis natürlich wissen muss, wo welche Regelung steht und diese ggf. auch zitieren muss, allerdings nicht mal ansatzweise in dem Umfang, in dem es an dieser Hochschule verlangt wird.
Damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt: das lächerlich hohe Anforderungsniveau. Der Staat benötigt mehr denn je Nachwuchskräfte in der Finanzverwaltung. Dass diese Themen nur wenige junge Menschen begeistern, ist, so denke ich, allgemein bekannt, allerdings wird es den wenigen, die sich dafür begeistern unnötig schwer gemacht, das Studium zu mögen und dann auch noch zu bestehen.
In Meinem Jahrgang sind bei der Zwischenprüfung, die ca. 6 Monate nach Studienbeginn stattfindet, ca 60 von 160 Berlinern raus gefallen, weil die Prüfung so unnötig schwer gestaltet war, um möglichst viele "raus zu kanten". Wir studierenden haben schon geunkt, ob nicht einfach zu wenig Lehrplätze an der Hochschule vorhanden sind und deswegen so viele "geflogen" sind.
Ich persönlich hatte in den ersten Klausuren vor der Zwischenprüfung schon nur einen Notenschnitt von ca. 8 Punkten, in der Zwischenprüfung bin ich gerade so mit 5 Punkten "durchgerutscht", obwohl ich, wie von allen Dozenten immer wieder betont wurde, 5-6 Wochen vorher angefangen hatte intensivst zu lernen, jeden Tag 3-4 Stunden mit der Nachbereitung beschäftigt war und kaum Wochenende hatte.
Und mit dieser Lernintensität und der hohen Durchfallerquote rühmt sich die Schulleitung auch noch und beweihräuchert sich selbst mit diesem "tollen, anspruchsvollen Studium".
Dass das niemand so positiv sieht wie die Schulleitung selbst, zeigt, dass selbst der Berliner Finanzsenator kürzlich mit Hinblick auf diese sagte: "Wer sich damit brüstet eine hohe Durchfallerquote zu haben, der hat das System nicht verstanden..."

Es muss einem einfach bewusst sein, dass, wenn man kein natürlicher Überflieger ist, das Studium unglaublich Zeit und Nerven aufreibend ist. Hinzu kommt die lange Anfahrtszeit, wenn man kein Campus-Zimmer mieten kann oder möchte.

Was ich allerdings sehr positiv hervorheben möchte, sind die Dozenten an dieser Hochschule! Die allermeisten sind unheimlich sympathisch, sehr kompetent und immer hilfsbereit und bleiben auch mal da, um noch offene Fragen zu klären.
Viele waren bereits einige Jahre in den Finanzämtern tätig und bringen entsprechend viel Wissen, Erfahrung und auch mal die eine oder andere Anekdote mit, die einem gewisse Lehrinhalte präsenter machen.

Der Unterricht als solches ist leider oft ein "stumpfes Abschreiben" von der Tafel/Smartboard. Das liegt meiner Meinung nach allerdings weniger an den Dozenten, als viel mehr an der Masse an Inhalt, die innerhalb kürzester Zeit in einen hineingetrichtert werden muss, um das oben angesprochene Anforderungsniveau auch nur ansatzweise halten zu können.

Viele Themen werden in der Praxis laut einigen (ehemaligen) Dozenten und Absolventen tatsächlich nie wieder benötigt bzw. in ihrem Umfang viel zu intensiv behandelt.

Ich könnte noch stundenlang weiter schreiben, allerdings ist meine persönliche Haltung zu diesem Studium glaube ich auch so schon sehr gut zu erkennen.

Fazit:
Super interessantes Studium, mit vielen Themengebieten, tolle Dozenten und eine sehr interessante Praxiszeit - allerdings ist es unheimlich schwierig zu bestehen, der Frust, der in den Ämtern und auf dem Campus kursiert kann einen ganz schön zermürben und man kann sich eigentlich nur aufs Ende freuen...
Eine Weiterempfehlung ist so einfach nicht auszusprechen in diesem Falle. Ich würde sagen: alle, die sehr Wissbegierig, fleissig, interessiert am Steuerrecht und gut belastbar sind, können dieses Studium gut packen. Jeder, auf den auch nur eines davon nicht zutrifft, sollte dringend die Finger davon lassen - das wäre verschenkte Liebesmüh.
  • Bezahlung, interessante Studieninhalte, gute Dozenten, umfangreiche Ausbildung
  • Schlechte Organisation, chronische Unterbesetzung der Dozenten, zu hohe Anforderungen, zu hoher Zeitaufwand

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.4
Nils , 22.03.2024 - Finanzwirt (Diplom)
4.4
Tim , 03.03.2024 - Finanzwirt (Diplom)
4.6
Emilia , 29.11.2023 - Finanzwirt (Diplom)
2.3
Chamein , 05.11.2023 - Finanzwirt (Diplom)
4.3
Luisa , 19.10.2023 - Finanzwirt (Diplom)
4.4
Tim , 10.10.2023 - Finanzwirt (Diplom)
2.6
Lucas , 18.09.2023 - Finanzwirt (Diplom)
4.1
Philipp , 14.09.2023 - Finanzwirt (Diplom)
4.4
Tim , 14.09.2023 - Finanzwirt (Diplom)
4.0
Luisa , 29.08.2023 - Finanzwirt (Diplom)

Über Anonym

  • Alter: 24-26
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 4
  • Studienbeginn: 2016
  • Studienform: Duales Studium
  • Standort: Standort Königs Wusterhausen
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 3,6
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 16.01.2018
  • Veröffentlicht am: 17.01.2018