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Veraltet und versnobt

Kraftfahrzeugtechnik (Diplom)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Gesamtbewertung
    2.8
Ich interessiere mich seit Kindesbeinen an für Fahrzeuge aller Art, weshalb nach meinem Abitur im Jahr 2014 die Entscheidung für das Studium der Kraftfahrzeugtechnik an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau recht schnell gefallen war. Doch so hoch wie die Motivation anfangs war, so schnell kam die Ernüchterung. Das Grundstudium in den ersten 4 Semestern war erwartungsgemäß sehr maschinenbaulastig. Viele Vorlesungen besuchten wir zusammen mit den Maschinenbaustudenten. Klar, das gehört zur Grundausbildung eines Ingenieurs dazu. Was für mich allerdings nicht nachvollziehbar ist, wie im Jahre 2014 (bzw. 2015 und 2016...) noch so viel Wert auf händische Konstruktionen am Reißbrett gelegt wird, während schon seit ca. 3 Jahrzehnten CAD das Maß der Dinge in der Industrie ist (das liegt allerdings wahrscheinlich an dem bzw. den Professor(en), welche(r) die jahrelang eingeschliffenen Gewohnheiten nicht ablegen wollen und wenig offen für neue Ideen sind). CAD gab es als Pflichtveranstaltung gerade einmal 2 Semester lang, jeweils für 90 Minuten die Woche (wenn nicht sogar nur 14-tätig). Und damit soll man dann als Jungingenieur in die Arbeitswelt entlassen werden...
Selbes Problem mit FEM: Wir arbeiteten mit einem Programm, was nicht nur ausschließlich auf Englisch verfügbar war (was noch das geringere Übel ist), sondern auch mit einer Version aus den späten 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Innerhalb der ersten 5 Semester wurden die Anzahl der Studenten aus meinem Matrikel von ca. 150 auf 80 - 90 dezimiert.
Ein Highlight des Studiums war das 5. Semester, welches als Pflichtpraktikum angelegt ist. Dies ist sehr hilfreich gewesen, um einen Eindruck zu bekommen, was man nach dem Studium machen (oder auch nicht machen) möchte.
Ab dem 6. Semester stand die Spezialisierung in einen von 4 Fachbereichen an. Zur Auswahl standen Kraftfahrzeuge (allgemein), Verbrennungsmotoren (sehr anspruchsvoll und arbeitsreich), Kraftfahrzeugservice (speziell für Sachverständigenwesen, Prüfwesen, Autohausorganisation...) und Karosseriebau und Design (dazu sollte man gerne Belege schreiben bzw. kreativ und begabt sein).
Ich persönlich entschied mich nach meinem Praxissemester bei einer Prüforganisation für Kfz-Service. Um es kurz zu machen: Aufgrund von Krankheit von Professoren, fehlender Organisation seitens der Hochschule und ausfallenden Praktika (in den eigentlich top ausgestatteten Laboren...) fielen schätzungsweise 20% des Pensums weg. Leere Versprechung, nicht eingehaltene Abmachungen usw. zogen sich bei mir auch durch die Phase meines Vordiploms, weshalb dies reichlich zwei anstatt einem Semester dauerte (wie es eigentlich veranschlagt ist). Telefonische Erreichbarkeit der Verantwortlichen könnte man bestenfalls mit "so lala" bezeichnen. Niemand fühlt sich verantwortlich, nicht mal die fakultätseigene Website wird aktuell gehalten (wo Informationen abgelegt sind, die bspw. für die Diplomarbeit überlebenswichtig sind). Ich hatte allerdings zumindest bei meiner Diplomarbeit das große und seltene Glück, einen der wenigen richtig kompetenten und engagierten Professoren als Betreuer zu bekommen, weshalb ich dieses frustrierende Studium wenigstens zu einem sehr guten Ende führen konnte.
Als Zusammenfassung kann man sagen, dass diese fünfeinhalb Jahre mich wenig bis garnicht auf mein Berufsleben vorbereitet haben. Ein Beispiel von vielen dafür ist, dass wir als zukünftige Ingenieure nur am Rande bspw. etwas von neuen Antriebstechnologien wie Hybrid oder Elektro gehört haben. Meiner Meinung nach sollte soetwas in einem Studium der Kfz-Technik im 21. Jahrhundert mindestens eine eigene Lehrveranstaltung wert sein, mag man von den Technologien halten, was man will. Wenn noch Konstruktion am Reißbrett gelehrt wird, dann bitte auch E-Mobilität. Da fehlt mir wie so oft an der Hochschule die Konsequenz, verschiedene Dinge mit aller Kraft durchzusetzen. Das einzige, was man tatsächlich am Ende des Studium gut kann, ist, mit unendlich vielen Formularen und Anträgen umzugehen und Abgabetermine einzuhalten, von Instanz zu Instanz zu laufen und sich um Papierkram zu kümmern, der vom eigentlichen Lehrinhalt nur ablenkt.
Zu den Professoren kann man sagen, dass man als Student bei den meisten (bis auf zwei oder drei Ausnahmen) das Gefühl hat, dass sie vollständig demotiviert sind und die Zeit bis zu Rente nur noch absitzen. Viele denken sich noch nicht mal neue Prüfungsfragen aus, so konnten wir uns mit Altklausuren aus 1998 (!) auf eine Elektrotechnik-Prüfung im Jahre 2017 vorbereiten.
Alles in allem würde ich dieses Studium auf keinen Fall noch einmal antreten und auch niemandem weiterempfehlen.
  • Gut ausgestattete Labore
  • Siehe Beschreibung

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Über Toni

  • Alter: 24-26
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 11 Semester
  • Studienbeginn: 2014
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Zwickau
  • Schulabschluss: Abitur
  • Abischnitt: 2,0
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 05.03.2020
  • Veröffentlicht am: 11.03.2020