Geographie in Osnabrück mit Hochs und Tiefs

Das Geographiestudium in Osnabrück hat meiner Meinung nach sowohl Vor- als auch Nachteile. Das Studium ist grundsätzlich gut und klar organisiert und baut logisch aufeinander auf. Gerade im ersten Semester gelingt die Orientierung verhältnismäßig gut. Wichtig zu wissen ist, dass Geo nicht eigenständig studiert werden kann und somit immer mit einem zweiten Fach verbunden ist.

Die Dozenten sind mal gut mal eher schlecht. Es gibt welche, denen der Erfolg der Studierenden am Herzen liegt, es gibt welche, die sich augenscheinlich wenig für Studierende zu interessieren scheinen und es gibt welche, die von der Wichtigkeit Ihres Faches so dermaßen überzeugt sind, dass Vorlesungsrahmen quasi gesprengt werden. In der Onlinelehre gibt es Dozenten, die sich bemühen qualitativ hochwertige Veranstaltungen anzubieten, während es auch welche gibt, die den bequemen Weg gehen und einfach bereits Produziertes erneut hochladen oder das Potential von möglicher Präsenzlehre vermeiden und trotz dieser Möglichkeit weiterhin das Onlineangebot wählen. Also was die Dozenten angeht ein eher durchwachsenes Feld...

Nach der Einführung im ersten Semester folgt ein Studium, dass mich in manchen Situationen ein wenig an eine Fließbandabfertigung erinnert, da man sich jedes Semester mit einem verhältnismäßig großem Berg an Fachwissen konfrontiert sieht, den man in einem relativ kurzen Zeitraum zu bewältigen hat und so wird (zumindest bisher) eine vertiefte und ausdifferenzierte Auseinandersetzung mit den Thematiken nicht wirklich möglich. Daraus folgt häufig die bekannte Form des Bulimielernens, um alles "in Regelstudienzeit" zu schaffen, was ein wenig ironisch ist, wenn man sich im Lehramtsstudium mit nachhaltigen Bildungstheorien beschäftigt :D Dieser Umstand trifft aber wahrscheinlich nicht nur auf das Geostudium in Osnabrück zu, sondern trifft wahrscheinlich auch auf das gesamte "moderne" deutsche Hochschulsystem zu. Gehört nunmal zum heutigen Studieren dazu.

Darüberhinaus bin ich der Meinung (bisherige Erfahrung), dass die fachwissenschaftlichen Veranstaltungen (sowohl Physische- als auch Humangeographie) eine merklich höhere Qualität haben als die fachdidaktischen Veranstaltungen. Für diejenigen, die Lehrkraft werden möchten, ein überlegenswerter Aspekt.

Positiv ist, dass in der Lehre ein hoher Wert auf wissenschaftliches Schreiben gelegt wird, dies geschieht über mehrere früh angelegte propädeutische Seminare, vor allem im zweiten Semester. Die Ausstattung habe ich bisher als gut und modern empfunden, wobei typische Lernmittel eingesetzt werden. Die physische Geographie scheint eher einen Schwerpunkt in der Bodenkunde zu haben (also so etwas wie Geologie, Geomorphologie, Bodenökololgie etc.) und weniger in Bereichen wie Klimatologie oder Hydrologie. Auch das Statistikmodul ist vermältnismäßig human und legt eher Wert auf praktikables und operationalisierbares Wissen.

Was den Praxisbezug angeht, stehen im Bachelor je nach Profil unterschiedliche Praktika an, eine handvoll Exkursionstage und zwei Geländepraktika. Ich selber bin nun im 4. Semester und die Geländepraktika stehen noch an, aber bisher bin ich bis auf ein, zwei Exkursionstage noch nicht viel mit der "geographischen Praxis" in Berührung gekommen, da sind im Vergleich die naturwissenschaftlichen Fächer mit ihren Laborübungen deutlich früher und deutlich intensiver dabei, aber vielleicht kommt das ja noch.

Im allgemeinen würde ich dem Studiengang von der bisherigen Erfahrung eine befriedigende Note geben, es gibt Bereiche die ausbaufähig sind und welche, die durchaus gut durchdacht sind.