Anders als erwartet

Ich habe jetzt 1,5 Semester dieses Fach studiert und kann deshalb einige Erfahrungen zur Grundlagen- und Orientierungsprüfung teilen.
Ja, es ist anders als erwartet. Meine Erfahrungen mit Elektrotechnik an der TU München sind ähnlich den anderen negativen Berichten hier.
Um jedoch alle Aspekte zu beleuchten, fange ich mit den positiven Dingen des Studiengangs an, die es sicher gibt:
Die Hörsääle sind auf jeden Fall groß genug, die Bibliothek super, die Mensa ganz gut und die Studieninhalte an wirklich interessant! Wer sich für höhere Mathematik, Physik und theoretische Analyse von Schaltungen interessiert, hat auf jeden Fall den richtigen Studiengang für sich gefunden!
Die folgenden negativen Aspekte beziehen sich auch weniger auf den Studiengang selbst und mehr auf die TUM und wie diese ihn durchzieht.

Die vermittelten Inhalte sind interessant, auch wenn die Stoffmenge extrem ist. Das soll aber noch nicht das Problem sein. Es fängt da an, dass 4 von 5 Vorlesungen für die Klausuren komplett nutzlos waren und man sich den Stoff selbst beibringen musste. Genauso auch die Übungsleiter und Tutoren: Diese haben einfach nur die Lösungen an die Tafel geschrieben. Da man aber für jedes Aufgabenblatt die Lösungen bekommt, hätte man sich das auch sparen können. Wenn man dann alles aus den Vorlesungen und Übungen zuhause nochmals selbst erlernt hat, kommen die nächsten Probleme: Die Organisation, die Prüfungen und Studienordnungen!

Die Organisation ist total schlecht! In allen Modulen werden Dinge aus der höheren Mathematik vorausgesetzt, von denen man vorher nie etwas gehört hat. In Physik wurde z.B. Mathe aus dem 3. Semester erwartet, wie kann das sein? Oder in Schaltungstechnik vom ersten Tag an mathematische Schreibweisen, die man erst nach Wochen linearer Algebra kennenlernt.

Die Prüfungsordnung ist in den ersten beiden Semestern extrem streng! So wird man im Rahmen der Orientierungsprüfung zu allen 5 Klausuren direkt am Ende der Vorlesungszeit zwangsangemeldet. Für diese gibt es auch nur einen einzigen Zweitversuch, der dann am Ende der Semesterferien stattfindet. Die Zweitversuche werden jedoch noch strenger bewertet. Wenn man eine Prüfung 2x nicht besteht, ist man exmatrikuliert und bundesweit für Elektrotechnik-Studiengänge gesperrt!
Im Schnitt fangen jedes Jahr 750 Studenten dieses Studium an, im dritten Semester sind dann noch etwa 200-250 übrig, das Aussieben ist am Anfang also wirklich heftig!

Dieses Aussieben wird durch extrem schwere Prüfungen erreicht, für mich waren diese die reinste Katastrophe! Obwohl ich immer anwesend war und mitgelernt habe, alle Vorlesungsskripte vor den Prüfungen nochmals gelernt, alle Übungsaufgaben nochmals schriftlich gerechnet habe und mit Altklausuren geübt habe, hat es dennoch auch beim Zweitversuch nicht gereicht! Auch sind die Klausuren in der vorgegebenen Zeit nur schwer zu lösen!
Ich kenne niemanden im Umfeld, der alle Klausuren beim ersten mal bestanden hat. Selbst ehemalige 15 Punkte Mathe Schüler sind durch Analysis 1, also Mathe, durchgefallen, die Statistiken zeigen je nach Modul teils Durchfallquoten von 60-70%.
Das soll jetzt natürlich niemanden abhalten hier zu studieren. Wem es nichts ausmacht, trotz enormem Lernaufwand durchzufallen oder es nur knapp zu schaffen, ist hier schon richtig. Es ist mit viel Aufwand und der Fähigkeit, bei Aufgaben mehrmals um die Ecke zu denken, bestimmt schaffbar, für mich war es das trotz wochenlangem Lernen jedoch nicht, weshalb ich den Studiengang wechseln werde.