Nicht perfekt, aber definitiv empfehlenswert

Im Gegensatz zur anderen Rezension bin ich mit dem Master Computerspielwissenschaften sehr zufrieden. Es ist wichtig anzumerken, dass meine Vorrednerin (meines Wissens) aus dem ersten Jahrgang stammt, während ich zum dritten Jahrgang Computerspielwissenschaft gehöre. Ich habe vorher allerdings den Bachelor Medienwissenschaft und Medienpraxis mit Fokus auf digitale Medien studiert, sodass ich alle bisherigen Jahrgänge miterleben konnte. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass ich bis auf ein Auslandssemester in England nur die Uni Bayreuth als Universität kennenlernen durfte.

Die kritisierte Kommunikation zwischen Medienwissenschaft und Informatik ist mittlerweile definitiv besser geworden, auch wenn die tatsächlichen Inhalte noch wenig aufeinander abgestimmt sind. Es kam aber bei meinem Jahrgang zu noch keinen Widersprüchen o.Ä. zwischen den Fakultäten.

Die Korrekturzeiten sind in der Medienwissenschaft in der Tat nicht sehr schnell, wobei man den Dozenten auch zugute halten muss, dass sie sehr liberal mit Einreichungsfristen umgehen.

Mein größter Kritikpunkt wäre, dass im Studiengang noch zu viel Zeit darauf verwendet werden muss, Defizite auszugleichen und gleichzeitig zu wenig Zeit bleibt sich auf seine Stärken zu konzentrieren, da der Studiengang ein sehr breitgefächtertes Vorwissen erfordert, das nur wenige Bewerber mitbringen. Das heißt nicht, dass es nicht möglich ist, in diesem Studium begrenztem Vorwissen erfolgreich zu sein, allerdings ist dann die Regelstudienzeit von 4 Semestern nicht realistisch.

Ein weiteres Problem ist, dass die Stadt Bayreuth doch relativ weit ab vom Schuss ist und es hier quasi keine (Spiele-)Industrie gibt. Dies macht das Netzwerken recht aufwendig, aber nicht unmöglich.

Dass es aber nichts positives über den Studiengang zu sagen gibt, finde ich schon seit dessen Start falsch.

Erstens bin ich der Meinung, dass die meisten Kurse inhaltlich gut sind. Dies gilt sowohl für die Medienwissenschaft als auch für die Informatik. Der Eindruck der Studiengang sei einseitig, entstand bei meiner Vorrednerin vermutlich dadurch, dass man sich in den ersten Semester v.A. mit dem Bereich auseinandersetzen muss, mit dem man im Bachelor keinen Kontakt hatte. Steigt man also als Informatiker*in ein wird man im ersten (& zweiten) Semester v.A. Medienwissenschaft machen müssen.

Ich selbst hatte das Glück, dass ich alle Voraussetzungen für den Studiengang erfülle und somit keine Propädeutika machen musste. Für mich war die Menge an Medienwissenschaft & Informatik gut ausgeglichen.

Das größte Plus für ein Studium in Bayreuth ist aber meines Erachtens ganz klar das Engagement der Dozenten. Diese sind quasi ohne Ausnahme für Anfragen aller Art offen und opfern regelmäßig größere Teile ihrer Freizeit um Veranstaltungen (Spieleabende, Game Jams, Wissenschaftliche Let's Plays, eSport uvm.) zu unterstützen. Auch beim Netzwerken und - mit ausreichender Begründung - sogar in der Anschaffung neuer Materialien wird hier sehr bereitwillig geholfen. Dies setzt allerdings ein Engagement seitens der Studierenden voraus, das die Dozenten dann unterstützen.

Insgesamt ist dieser Studiengang etwas für Leute, die sich entfalten und engagieren wollen und anstrengend für Leute, die wegen des Abschlusses studieren. Viele der Startschwierigkeiten (v.A. in der Kommunikation) haben sich mittlerweile verbessert, was auch daran zu beobachten ist, dass die Menge an Abbrechern mit jedem Jahrgang weiter geschrumpft ist.

Jedem der sich also sowohl auf der informatischen als auch auf der medienwissenschaftlichen Ebene mit Spielen auseinandersetzen will, sei dieser Studiengang empfohlen.