Für den Lehrer als Wissensvermittler

Vorab: Ich bitte es zu entschuldigen, falls diese Erfahrungen allzu sehr wie ein Verriss klingen. Kurz gesagt, war mein Deutschstudium sicherlich "interessant", aber wenn ich nicht unbedingt Deutsch in der Schule lehren wollen würde, dann hätte ich das Studium abgebrochen.

Im Deutschstudium auf Lehramt an beruflichen Schulen im Bachelor sollte man nicht erwarten, auf den späteren Beruf als Lehrer*in vorbereitet zu werden. Studierende, welche Deutsch mit Ziel Berufsschule bzw. Gymnasium/Gesamtschule studieren, werden nicht am didaktisch (d.h schul-/unterrichtsorientiert) ausgerichteten Institut für deutsche Sprache und Literatur II unterrichtet, sondern vielmehr am fachwissenschaftlich orientierten Institut für deutsche Sprache und Literatur I. Das sorgt dafür, dass man im Studium durchaus viel vom Fach Germanistik erfährt, aber für die eigentliche Unterrichtspraxis sehr schlecht aufgestellt ist. Selbst die Studieninhalte im Bachelor, welche angeblich didaktisch ausgerichtet sind, arten in Floskeln aus, die nicht im Unterricht helfen (beispielsweise wird betont, dass es wichtig ist, dass die Schüler*innen im Literaturunterricht "beim Lesen und Hören Vorstellungen entwickeln". Wer daraus einen ernsthaften Erkenntnisgewinn ziehen kann, ist zumindest im vermeintlich didaktischen Bereich gut aufgehoben). Die anderen Inhalt bestehen aus dem Lesen. Man kann die Texte eigentlich auch zuhause lesen, dabei handelt es sich wie in der Schule nicht nur um literarische Texte (oder "Bücher"), sondern vielmehr zu einem großen Teil Sachtexte von Autoren, philosophische Texte etc. Die Realität in den späteren Seminaren ist, dass man im Seminar sitzt und die Texte nur halbherzig wenn überhaupt gelesen hat, da man pro Woche (ja pro Woche das ist keine Übertreibung) meistens einen Roman von 300-500 Seiten liest und dazu nochmal 100 Seiten Theorietext und das pro Seminar von denen man 2-4 pro Semester hat. Wenn man nicht gerade selbst Germanistik als Fachwissenschaft studiert (davon wird ungefragt bei allen Studierenden ausgegangen), ist die daraus entstehende Arbeit kaum machbar. Ich selbst hatte mit Begeisterung Deutsch-LK belegt, aber was im Lehramtsstudiengang teilweise gelehrt wird (nur damit man den Lernenden in der Berufsschule später beibringen kann, wie man einen Geschäftsbrief schreibt), ist realitätsfern und für die meisten einfach auch nicht das Interessengebiet. Diejenigen, die im Seminar überhaupt etwas beitragen in Deutsch, sind meistens Leute, die Deutsch als Fachwissenschaft mit Zweitfach Philosophie belegen. Das Zweitfach ist auch insofern von Vorteil, da man viele philosophische Texte liest. Oft artet dies aber darin aus, dass ebenjene Leute eine philosophische Debatte mit den Profs führen, während man selbst den Text gerade einmal so verstanden hat. Dementsprechend für eine angehende Lehrkraft eher ungeeignet....
Außerdem muss man sich noch mit den Untiefen der deutschen Sprache beschäftigen (dazu im Bachelor eine Klausur + Hausarbeit). Wer also nix mit Grammatik am Hut hat und nur "Bücher" lesen will, sollte es sich zweimal überlegen, ob er/sie Deutsch auf Lehramt studieren möchte. Linguistik ist zwar praktischer (man erklärt sehr abstrakt sprachliche Phänomene und jeder kann "reden), aber auch nicht wirklich praxisorientiert.

Zusammengefasst: Ich würde das Studium nicht weiterempfehlen, aber für all jene, welche unbedingt Deutsch unterrichten möchten (wie mich...) führt kein Weg am Studiengang vorbei, man sollte es sich aber zweimal überlegen, da die Qualität der Lehre stark je nach Fach schwankt (mein Zweitfach ist beispielsweise fachlich okay und die Didaktik super interessant)