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Idee gut, Umsetzung so là là

European Computer Science (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    4.0
  • Lehrveranstaltungen
    4.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    2.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Gesamtbewertung
    3.5
Ich habe erst ein Semester hinter mir, finde aber, dass es zu diesem Studiengang generell zu wenige und zu unübersichtliche Informationen gibt und schreibe hier deshalb mal ein wenig.

ECS ist ein sehr kleiner und neuer Studiengang. Wir waren zu Beginn vier Erstsemester, jetzt sind wir nur noch drei und bei den höheren Semestern sieht es nicht anders aus. Da wir so wenig Leute sind, macht es natürlich keinen Sinn, extra für uns eigene Kurse einzurichten, daher besuchen wir die Veranstaltungen des Studiengangs "Informatik technischer Systeme". Jedes Semester fällt bei uns eine Informatik-Veranstaltung weg, dafür müssen wir einen Sprachkurs machen, für den wir die erforderlichen Creditpoints bekommen. Die Sprachkurse werden nicht von der Uni direkt veranstaltet, sondern finden in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule statt (dazu später mehr).
Das fünfte und sechste Semester verbringen wir dann an einer Partnerhochschule in der EU, an der wir dann auch unsere Bachelor-Arbeit schreiben. Wir haben dann einen doppelten Abschluss, einen in Deutschland und einen in dem Land, in dem wir die Arbeit schreiben.

Zum Informatikstudium allgemein: Wenn man sich für Informatik interessiert, ist es definitiv gut. Es macht Spaß, es ist sehr praxisorientiert (wir mussten jede Woche Programmieraufgaben lösen, die zunehmend schwieriger wurden und es gibt eine praktische Laborprüfung) man lernt im ersten Semester Mathegrundlagen, Programmieren (Java) von Null auf und Grundlagen der Technischen Informatik (auch maschinennahes Programmieren an einem Mikrocontroller).
Die Dozenten sind sehr generell sehr hilfsbereit und auch außerhalb der Vorlesungen gut ansprechbar. !ch hatte bei allen das Gefühl, dass ihnen sehr daran gelegen ist, ihr Fach zu vermitteln und Leute erfolgreich durch das Semester zu bringen. Man muss die angebotene Hilfe natürlich annehmen und auch aktiv nachfragen. Es ist nicht einfach, man muss schon viel Zeit investieren, aber definitiv schaffbar (zumindest das erste Semester, das kann sich ja noch ändern).
Alle Dozenten haben Skripte hochgeladen, die qualitativ sehr unterschiedlich sind. Manche Dozenten updaten ihre Folien kontinuierlich und passen sie an. Andere haben sie seit den Neunzigern nicht mehr angefasst und erwähnen in der Vorlesung nebenbei, dass die ein oder andere Information nicht mehr aktuell ist. Außerdem gibt es zum Lernen Altklausuren, die unsere Dozenten selber an uns weitergegeben haben (dies scheint jedoch nicht Standard zu sein, wir hatten da Glück). Abgesehen davon haben Studierende eine umfangreiche Onlinedatenbank mit Altklausuren angelegt, die man sich problemlos anschauen kann.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die HAW sehr darauf aus ist, die Bedürfnisse der Industrie zu erfüllen. Das ist natürlich sinnvoll, um den Studierenden Jobperspektiven zu bieten und sie auf das Berufsleben vorzubereiten. Andererseits kommt schon hin und wieder das Gefühl auf, dass hier kleine, fleißige Arbeitsdrohnen herangezüchtet werden sollen (ist aber wahrscheinlich das Bildungssystem an sich). Zu empfehlen für Leute, die in der Autoindustrie arbeiten möchten. In der Richtung passiert hier sehr viel.

Zum Thema Arbeiten: Uns wurde gesagt, wir sollen nicht damit rechnen, dass wir in den ersten beiden Semestern neben dem Studium arbeiten können. Ich muss das leider machen, da Mami und Papi mein Studium nicht mehr finanzieren und Bafög für ein Leben in Hamburg nicht wirklich reicht. Man bekommt dann schon mal einen Spruch zu hören, also die Dozenten finden das ausdrücklich nicht gut. Ich habe es trotzdem geschafft, alle Prüfungen zu bestehen (wenn auch teilweise nur knapp).

Zur Organisation: Die ist ein bisschen schwierig. Es gibt mehrere Plattformen im Internet zur Studienorganisation und zum Datenaustausch und jeder Dozent benutzt etwas anderes. Es gibt eine Seite, auf der man sein Studium verwalten kann und Informationen zu Semesterbeiträgen, Zulassung, etc bekommt. Ein weiteres Portal, um sein Passwort zu ändern. Es gibt eine andere Seite, auf der man sich zu den Praktika und Klausuren anmeldet und auf der man seine Ergebnisse bekommt. Dann gibt es ein Online-Lernportal, auf dem ein Dozent seine Skripte und Inhalte postet. Einen Pub-Server, auf dem ein anderer Dozent seine Skripte und Inhalte postet. Und einen Cloudserver, auf dem der dritte Dozent seine Skripte postet. Und der Mail-Server ist nochmal extra. Das Gute ist, dass man sich überall mit seiner Hochschulkennung einloggen kann und sich nur ein Passwort merken muss.

Gemischtes: Die Bibliothek ist klein, aber bisher habe ich alles bekommen, was ich brauchte (allerdings brauchten wir im ersten Semester noch nicht so viel). Die Mensa ist nicht überwältigend, aber in Ordnung. Die Aufzüge sind eine Katastrophe, aber man arrangiert sich damit.
Generell wurde uns zu Beginn von unseren Tutoren vermittelt, dass wir nicht in Konkurrenz zueinander stehen und uns gegenseitig unterstützen sollen. Das hat in unserem Studiengang sehr gut geklappt.

Noch ein paar Informationen zum Studiengang ECS:

Wie gesagt, der Studiengang ist recht klein und neu und man hat oft das Gefühl, dass niemand so wirklich Bescheid weiß, wie das alles funktionieren soll. Es wirkt, als hätte jemand ein Informatikstudium und einen Sprachkurs genommen, beides mit Spucke zusammengeklebt, in der Hoffnung, dass es schon irgendwie funktioniert. Und ist dann selber spurlos verschwunden, sodass niemand mehr nachfragen kann, wie das eigentlich gemeint war. Wir fallen oft hintenrunter und müssen dann selber sehen, wo wir bleiben. Wenn man die uns genannten Ansprechpartner fragt, wird man oft auch nur an andere Stellen verwiesen. Manchmal wissen tatsächlich die älteren Kommilitonen mehr als die Berater und Studiengangsbeauftragten. Hier hilft es, gut vernetzt zu sein.

Dadurch, dass die Sprachkurse mit der VHS stattfinden, ist nicht garantiert, dass man wirklich in jedem Semester einen machen kann. Wenn es nicht genug Anmeldungen gibt, fällt er aus. Es kann passieren, dass er zu voll ist und man keinen Platz bekommt, obwohl man die Creditpoints braucht (Nachfragen und ein bisschen Stänkern hat in so einem Fall aber schon geholfen). Es besteht zwar manchmal die Möglichkeit, an einem Intensivkurs in den Semesterferien teilzunehmen. Manchmal aber auch nicht. Dann soll man bei der Uni Hamburg nachfragen, ob bei denen noch ein Platz frei ist oder sich auf eigene Faust um einen Kurs bei einem anderen Anbieter kümmern. Das Geld dafür muss man auslegen und am Ende des Semesters einen Leistungsnachweis vorlegen, um es zurückzubekommen.

Die Hochschule selbst ignoriert bei der Erstellung des Stundenplans die Sprachkurszeiten. Persönliche Anekdote: Im nächsten Semester habe ich zu der Zeit, in dem mein Sprachkurs stattfinden wird, wahrscheinlich auch eine Matheübung mit Anwesenheitspflicht. Auf Nachfrage, ob ich einen Intensivkurs machen könnte, verwies man mich auf die Uni Hamburg, deren Kurse aber stattfinden, wenn wir schon wieder Vorlesungen haben. Wie genau das jetzt alles funktionieren soll, muss ich noch herausfinden.
Generell wird unsere Studiengang gerne ignoriert. Wir werden wie ITS-Studenten behandelt und wenn für uns etwas nicht funktioniert, müssen wir zusätzlich Zeit und Energie aufwenden um selber eine Lösung zu finden. So etwas wird dann an Kleinigkeiten sichtbar: z.B. konnten wir uns zu Beginn des Semesters nicht für unsere Praktika anmelden. Das musste eine Angestellte der Hochschule extra nachträglich für uns machen. Dann wurde am Ende des Semesters eine unserer Noten zunächst nicht im System veröffentlicht, weil man uns offenbar vergessen hat. Wir konnten sie zwar beim Professor direkt erfragen, online waren sie aber erst zwei Wochen später.

Das sind natürlich alles lösbare Probleme. Aber die Organisation ist für uns immer ein Mehraufwand, den unsere Kommilitonen nicht haben, besonders wenn einem niemand so wirklich weiterhelfen kann und man von A nach B geschickt wird.
Ich würde den Studiengang wahrscheinlich trotzdem wieder wählen, weil ich das Konzept generell gut finde. Ich würde mir nur wünschen, dass er in Zukunft etwas besser organisiert wird und hoffe, dass er sich in den nächsten Jahren noch weiterentwickelt.
  • Dozenten hilfsbereit und gut ansprechbar, Campus zentral und gut erreichbar, realitätsnahe Studieninhalte
  • Organisation könnte besser sein, zu hoher Schwerpunkt auf der Automobilität für meinen Geschmack

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

4.1
Milo , 06.03.2023 - European Computer Science (B.Sc.)
4.2
Emelie , 24.10.2017 - European Computer Science (B.Sc.)
4.0
Natalia , 22.05.2015 - European Computer Science (B.Sc.)

Über Lena

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ich studiere noch
  • Aktuelles Fachsemester: 2
  • Studienbeginn: 2018
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Berliner Tor
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 22.02.2019
  • Veröffentlicht am: 27.02.2019