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Eine Kritik aus dem Rückblick

Chemie (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    5.0
  • Dozenten
    5.0
  • Lehrveranstaltungen
    5.0
  • Ausstattung
    4.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Gesamtbewertung
    4.5
Vorab ist zu dieser Kritik zu erwähnen, dass ich an der Hochschule Aalen meinen Bachelor of Science im Bereich der analytischen Chemie und im Anschluss meinen Master of Science im Bereich der analytischen und bioanalytischen Chemie im Zeitraum von 09/2013 bis 03/2019 erlangt habe. Insofern kann diese Kritik nur auf die Fakultät Chemie bezogen werden.

Damals in den Jahren des Studiums, verflucht man manchmal die Organisation der Hochschule, ärgert sich über zeitweise uneinsichtige Professoren oder wünscht sich an einen anderen Ort, fernab des Stresses.
Dennoch kann ich das Studium nur empfehlen. Doch wieso empfiehlt der Autor nach dieser herben, abschreckenden Einleitung es trotzdem? Manch einer fragt sich sogar, ob der Autor ein Masochist ist. Doch das trifft nicht auf mich zu.

Der Grund weswegen ich das Studium empfehlen kann, ist seine fachliche Qualität. Diese außergewöhnliche Qualität rührt daher, dass die Professoren entweder aus der Wirtschaft stammen oder in ihrer Vergangenheit an bedeutenden Institutionen forschten. Dies reicht von Bruker über das Massachusetts Institute of Technology bis hin zu einer der größten Trinkwasserversorger Baden-Württembergs. Dementsprechend ist auch der Anspruch der Vorlesungen und Prüfungen. Im Bachelor erreichen die Vorlesungen bereits ein Niveau, das das der meisten Routinelabore weit überschreitet. Massenspektrometrie, Spektroskopie und Trenntechniken kennt man dann bereits sehr gut. Außergewöhnlich hoch ist das Niveau der Vorlesung zum Qualitätsmanagement welche auf die ISO 17025 ausgerichtet ist. Diese Vorlesung ist sehr hilfreich bei einer korrekten Validierung, den Qualitätsanspruch vieler Labore überschreitet und ohne weiteres zu einem Qualitätsmanagementbeauftragten geeignet ist. Diese Qualität, die Achtung von Wissen, wird man vermissen, wenn man eine niedrigere erlebt.

Der Master zeichnet sich dadurch aus, viele Analysentechniken fokussiert auf die Proteinanalytik zu betrachten. Dafür werden die Bezüge zu den bereits bekannten Analysentechniken aus dem Bachelor aufgezeigt, weitere Analysentechniken gelehrt und modernste Analysenmethoden präsentiert. Teilweise so modern, dass kein Lehrbuch diese enthält und auf Paper zurückgegriffen werden muss. Dabei wird auch stets darauf geachtet, nicht den Blick für andere Bereiche – wie der medizinischen Chemie, Katalyse & Materialforschung oder Umweltanalytik – zu verlieren. Etwas worauf bereits im Bachelor geachtet wird. Damit fällt es jedem angehenden Analytiker leicht, sich darin einzuarbeiten oder Personen die ihren Schwerpunkt auf andere Bereiche legten, diese und ihr Thema zu verstehen.

Die vermittelten Softskills zielen auf die Fähigkeit ab, wissenschaftlich arbeiten zu können. So muss man englischsprachige Seminare auf Grundlage englischsprachiger Paper halten, Protokolle werden unter dem Aspekt des wissenschaftlichen Schreibens und der akkuraten Dokumentation geprüft, man muss Fachvorträge besuchen und die Vorlesungsunterlagen sind teilweise auf Englisch, damit die Begrifflichkeiten bekannt sind.
Damit zielt die Fakultät ganz klar darauf ab, die Studenten auf eine Tätigkeit in einem internationalen Betrieb oder auf die Promotion vorzubereiten. Aus diesem Grund hat die Fakultät modernste Analysengeräte, wie z.B. eine Orbitrap Fusion Lumos, QTOF’s, MALDI-TOF’s, Ionenfallen, QqQ und Quadrupole gekoppelt mit HPLC, GC oder CE und ein 500 MHz NMR, um auf dem neusten Stand der Technik Forschung zu betreiben.

Trotz dieser schönen Worte oder Vorteile gibt es auch Probleme oder Nachteile, je nach Standpunkt des Betrachters. So sind eines der größten Probleme die Noten. Auf Rückfrage konnte sich mancher Professor gar nicht daran erinnern, dass es jemals eine Note von 1,0 in bestimmten Fächern gab oder eine sehr gute Benotung war so außergewöhnlich, dass die Professoren noch Jahre danach sich an den Namen des betreffenden Studenten erinnerten. In anderen Fächern wird aufgrund der Schwierigkeit ungeniert gesagt, dass ein bestehen allein schon sehr gute Leistung sei. An sich ist dies erstmal kein Problem, es verdeutlich den Qualitätsanspruch der Fakultät. Das Problem entsteht durch die fehlende Kenntnis Auswärtiger und die Simplifikation derer. Diese besteht meistens in der Vorstellung, eine sehr gute Note von einer beliebigen Universität sei gleichwertig mit einer sehr guten Note von einer anderen Institution. Die Vorstellung, Noten seien reproduzierbar und es gäbe einen Standard unter allen akademischen Institutionen, die eine Vergleichbarkeit erlaubt. Dies trifft auf die Hochschule Aalen in bestimmten Fächern ganz und gar nicht zu. Nicht auf alle, aber auf einige. Dies hat für den Studenten vor allem dann Nachteile, wenn er plant anschließend zu promovieren. Denn dort wird meist derselbe Fehler begangen und eine sehr gute Note als Voraussetzung gesetzt, ohne Rücksicht auf andere Standards.

Was noch sehr lästig erscheint, ist eine falsche Annahme. Die Annahme jeder Student hätte die Möglichkeit extern seine Abschlussarbeiten anzufertigen oder dafür sogar ins Ausland zu reisen. Doch dies ist meist aufgrund des schnöden Mammons nicht möglich. Ja, es hat deutliche Vorteile im außerhalb der Hochschule seine Abschlussarbeit anzufertigen und sollte ein Student die finanziellen Möglichkeiten haben, sollte er dies auch in Betracht ziehen. Es bringt je nach Unternehmen mehr oder weniger Erfahrungen, zumindest ist es höher angesehen. Sollte ein Student die Möglichkeit haben, es sich leisten zu können dafür ins Ausland zu gehen, dann erst recht. Gewiss es ist erfreulich, wenn die Studenten es können, die Hochschule gewinnt an Bekanntheit und eventuell ermöglicht es internationale Kooperationen. Doch nur weil es sich ein paar Studenten leisten können, sollte man nicht annehmen, es könnten alle. So empfehle ich auch jedem Studenten ohne Hemmungen dies zu sagen, wenn es nicht möglich ist. Menschliche Professoren haben für so etwas Verständnis. Dies wird auch dadurch wichtig, weil das Bafög immer weiter eingespart wird und die ursprüngliche Bedeutung verliert, aufgrund einer Politik, die den Menschen vergisst. Ein Student muss bereits mit Abzügen beim Bafög rechnen, wenn die Familie die relative Armut (in Deutschland sind dies ungefähr 27.000€ Bruttojahresgehalt beider Eltern zusammen) überschreitet. Vielleicht wäre es mittlerweile sogar angemessen, damit ein jeder Student die Möglichkeit hat eine Abschlussarbeit in der Wirtschaft zu tätigen, einen Mindestlohn einzuführen. Vielleicht ein geringerer als der für die gewöhnliche Arbeitnehmer, aber einen der dies ermöglicht.

Eine Kleinigkeit, ein Geschmäckle, für den Analytiker, was ein Nachteil ist von der Fakultät ist das Fehlen eines LC-QqQ, GCxGC-QTOF und von UHPLC’s. Es wäre erfreulich, wenn sich dies mittlerweile – im Vergleich zu meiner Zeit – geändert hat. Die UHPLC wird zunehmend wichtiger für die Routineanalytik und offizielle Methoden sehen diese bereits vor. So wären UHPLC’s wichtig, um auf dem Stand der Technik zu bleiben. Für das Verständnis der Flüssigchromatographie sind sie nicht notwendig, dafür reicht die HPLC. Die LC-QqQ würde die Möglichkeit eröffnen, Analysenmethoden für die Routineanalytik zu entwickeln. Dies wäre gewiss nicht die Speerspitze der Forschung, doch etwas sehr solides, was auch Kooperationen mit Routinelabore ermöglichen würde. Das GCxGC-QTOF würde ein weites Feld der Non-Target-Analytik in Kombination der multivariaten Chemometrie eröffnen, sowie die Möglichkeit bieten praktisch die 2D-Chromatographie lehren zu können.
Selbstverständlich ist die Faszination mit diesen Techniken arbeiten zu dürfen inbegriffen.

Manch Arbeitgeber wird sich vielleicht denken, dass dies nicht auf seinen Akademiker der Hochschule Aalen zutrifft. Nun dies kann durchaus sein, denn die Fakultät kann nur die Qualität bieten. Wenn der Student diese nicht verinnerlicht und daher nicht repräsentieren kann, ist dies kein Fehler der Professoren.

Zum Schluss möchte ich noch auf den Stress des Studiums kommen. Dieser gehört zum Studium der Chemie und ist unabdingbar damit verbunden. So ist dies kein Problem der Fakultät der Chemie der Hochschule Aalen allein und wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit woanders genauso vorhanden sein.
Manch einem Student werden dieser Stress, die Schwierigkeiten und Mühen des Studiums vorkommen wie das Stahlgewitter von Ernst Jünger oder eher an das Triptychon „Der Krieg“ von Otto Dix erinnern. Gemeinsam geht man mit fantastischen und tollen Vorstellungen ins erste Semester. Brutal und rücksichtlos wird das Studium ebenso gute wie schlechte Menschen verschlingen. Manch einem mag es gelingen einen anderen zu retten und ins nächste Semester zu hieven. Am Ende muss aber jeder allein durch die Prüfung. Man wird wissen wozu Menschen möglich sind und man wird seine Menschlichkeit nicht unversehrt da durchbringen. Es wird etwas sein, was die Kommilitonen verbindet.

Thomas hat 17 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet

Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
  • Wie gut ist die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
    Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln finde ich sehr gut.
    Auch 40% meiner Kommilitonen beurteilen die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln als sehr gut.
  • Wie gepflegt sind die Toiletten?
    Ich freue mich über die sehr sauberen Toiletten.
    67% meiner Kommilitonen bewerten die Sauberkeit der Toiletten als ok.
  • Sind die Öffnungszeiten des Sekretariats in Ordnung?
    Mit den Öffnungszeiten des Sekretariats bin ich sehr zufrieden.
    50% meiner Kommilitonen haben angegeben, dass das Sekretariat ausreichend geöffnet ist.
  • Wie schön ist der Campus?
    Ich finde unseren Campus sehr schön.
    Auch 38% meiner Kommilitonen finden die Campus-Gestaltung sehr schön.
  • Wie schätzt Du den Ruf Deiner Hochschule ein?
    Für mich zählt unsere Hochschule ganz klar zur Elite.
    Auch für 50% meiner Kommilitonen zählt unsere Hochschule zur Elite.
  • Wie kommst Du mit Deinen Kommilitonen zurecht?
    Ich habe hier Freunde fürs Leben gefunden.
    50% meiner Kommilitonen haben hier ihre Leute gefunden, mit denen sie gut zurecht kommen.
  • Wie schwer war es, Anschluss in der Uni zu finden?
    Für mich war es sehr einfach, Anschluss in der Hochschule zu finden.
    für 40% meiner Kommilitonen war es nicht so einfach, schnell Anschluss zu finden.
  • Wie empfindest Du die Notenvergabe?
    Ich finde, die Notenvergabe erfolgt nicht immer gerecht.
    63% meiner Kommilitonen finden die Notenvergabe stets gerecht.
  • Stellen Deine Dozenten die Skripte auch online bereit?
    Ich freue mich, dass fast alle Dozenten ihre Skripte auch online bereitstellen.
    Auch 56% meiner Kommilitonen sagen aus, dass fast alle Dozenten ihre Skripte auch online bereitstellen.
  • Ist die Studiengangsleitung gut erreichbar?
    Die Erreichbarkeit der Studiengangsleitung finde ich sehr gut.
    Auch 75% meiner Kommilitonen beurteilen die Erreichbarkeit der Studiengangsleitung als sehr gut.
  • Wie schwer ist es in einen Wunschkurs zu kommen?
    Ich bin sehr einfach in meine Wunschkurse gekommen.
    Auch 71% meiner Kommilitonen sind sehr einfach in ihre Wunschkurse gekommen.
  • Wie lernst Du für Klausuren?
    Für meine Klausuren lerne ich meist alleine.
    Auch 67% meiner Kommilitonen lernen meist alleine.
  • Fühltest Du Dich bei der Studienplatzvergabe benachteiligt?
    Die Studienplatzvergabe empfand ich als gerecht.
    Auch 100% meiner Kommilitonen empfanden die Studienplatzvergabe als gerecht.
  • Pendeln viele Deiner Kommilitonen am Wochenende in die Heimat?
    Viele meiner Kommilitonen pendeln am Wochenende in die Heimat.
    Auch 57% meiner Kommilitonen sagen, dass Viele am Wochenende in die Heimat pendeln.
  • Hast Du bereits ein Auslandssemester absolviert?
    Ein Auslandssemester habe ich noch nicht absolviert, aber fest eingeplant.
    50% meiner Kommilitonen haben kein Auslandssemester absolviert oder geplant.
  • Wie beurteilst Du die Erreichbarkeit Deiner Dozenten?
    Meine Dozenten kann ich sehr gut erreichen.
    50% meiner Kommilitonen können ihre Dozenten meist nur schlecht erreichen.
  • Wann fängst Du meistens mit dem Lernen für Klausuren an?
    Meistens fange ich mindestens 3-4 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
    Auch 83% meiner Kommilitonen fangen mindestens 3-4 Wochen vorher mit dem Lernen für Klausuren an.
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Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.6
Laura , 02.04.2024 - Chemie (B.Sc.)
4.1
Mia , 03.02.2024 - Chemie (B.Sc.)
4.1
Gerald , 09.11.2023 - Chemie (B.Sc.)
3.0
Adrian , 24.09.2023 - Chemie (B.Sc.)
4.7
Eike , 21.09.2023 - Chemie (B.Sc.)
4.7
Marcel , 24.05.2022 - Chemie (B.Sc.)
4.7
Patricia , 19.05.2022 - Chemie (B.Sc.)
5.0
Kathrin , 17.05.2022 - Chemie (B.Sc.)
3.8
Jonas , 08.03.2022 - Chemie (B.Sc.)
3.0
Anastasia , 18.02.2022 - Chemie (B.Sc.)

Über Thomas

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studienbeginn: 2013
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Beethovenstraße
  • Schulabschluss: Fachhochschulreife
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 07.08.2020
  • Veröffentlicht am: 23.10.2020