Solides Studium mit Verbesserungsbedarf

Eins vorneweg: Ja, das Studium ist in der Regelstudienzeit von 7 Semestern zu schaffen. Dabei darf aber dann nicht viel schiefgehen, denn Ausrutscher in den anspruchsvolleren Fächern wie Computeranwendung, Physikalische Chemie oder Reaktionstechnik, sind durchaus möglich.
Im Allgemeinen ist das Studium interessant, fast alle Dozenten sind motiviert (und oft sehr nett) und die Fakultät, sowie die benachbarte Fakultät VT (für die Vertiefungsrichtung Chemietechnik), verfügt über gut ausgestattete Labore.

Besonders Spaß machte das Studium vor allem in der Vertiefungsphase, hierbei lockerte sich auch der Umgang durch die betreuenden Dozenten, so dass es schonmal vorkam, mit seinem Professor in der Praktikumspause zu Mittag zu essen. Zwar wurde der Aufwand, verglichen mit den ersten Semestern, um einiges höher, doch man wusste auch eher wofür man es tat.

Prinzipiell gibt es gewisse Punkte am Studiengang "Angewandte Chemie" an dem Änderungen gut tun würden. Veranstaltungen wie Biologie, Quantitative Analytische Chemie oder ggf. auch Allgemeine-Anorganische Chemie II bzw eine zweisemestrige Synthesechemie-Vorlesung, liefen laut vieler Studenten ohne größeren Lerneffekt ab, so dass es zumindest aus meiner Sicht schade ist, dass vor allem im zweiten Semester relativ viel Zeit dafür "verbraten" wird, anstatt eher Grundlagenfächer aus dem technischen Bereich (z.B. Fluidmechanik, Werkstoff- oder Elektrotechnik) zu lehren oder an dieser Stelle Wahlpflichtfächer anzubieten.

Nach einem Gespräch mit einem ebenfalls mittlerweile verabschiedeten Professor, hat sich der Studiengang ggf. zu breit aufgestellt. Die Fakultät AC hat sich seit Einführung des Bachelorstudiums vom eigentlichen Chemieingenieurwesen (damals Diplomstudiengang) entfernt und ist immer mehr zu einem Chemiestudium geworden, welches allerdings von der TH nicht in gleichem Maße erfüllt werden kann wie von einer Universität. Dabei kommt ein wahrer Chemiker auch heute noch von der Uni und hat nicht selten eine Promotion hinter sich, so dass das Profil des Studiengangs "Angewandte Chemie" zumindest skeptisch gesehen werden kann.

Nichts desto trotz blicke ich positiv auf das Studium zurück, auch wenn beispielsweise die Bibo-Öffnungszeiten oder das Mensa-Angebot nicht befriedigend war. Mit dem Informations-Neubau bewegt sich allerdings viel hin zu einem besseren Campus-Leben.