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Schöner Ansatz, für viele aber praxisuntauglich!

Bühnenbild - Szenischer Raum (M.A.)

  • Studieninhalte
    3.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    2.0
  • Ausstattung
    2.0
  • Organisation
    3.0
  • Literaturzugang
    3.0
  • Gesamtbewertung
    2.7
Zuallererst sollte man das betonen, womit der Studiengang selbst auch wirbt: Es handelt sich hier um einen privat finanzierten WEITERBILDUNGS-Master, dessen Ursprungsidee es war, Architekturabsolventen neue Berufsfelder (Bühnenbild, Ausstellungsgestaltung) zu ermöglichen. Für diese Gruppe ist das Ganze sicherlich auch eine schöne Ergänzung. Grafikdesigner, Kulturmanager, Theaterwissenschaftler, freie Künstler, Theatertechniker u.a., also Absolventen aus fachnahen Gebieten werden bei bestanden Aufnahmeprüfung allerdings auch zugelassen. Für den interdisziplinären Austausch ist das wunderbar. Der Studiengang vergisst dabei allerdings, diejenigen Fachkenntnisse, die Architekturabsolventen schon drauf haben, den übrigen Studenten fundiert beizubringen. Dazu zählt v.a. CAD, was sowohl als Bühnenbildner als auch als Szenograf zwingend erforderlich ist, wenn man nach dem Abschluss (insbesondere als Assistent) auch einen Job bekommen möchte.

Es gibt ein paar schöne Fächer wie Maskenbau, Präsentationstechniken oder Photoshop-Visualisierung. Für alle Seminare trifft allerdings zu, dass sie viel zu kurz gehalten sind und man kaum Wissen mitnimmt, was mitunter auch an der (leider häufig) schlechten Auswahl an Dozenten liegt. Die Theorie-Veranstaltungen sind inhaltlich und pädagogisch mangelhaft und oberflächlich.

Schön sind die studentischen Wettbewerbe mit Institutionen aus der Praxis, die vom Gewinner teils auch umgesetzt werden. Hin und wieder hat man dabei aber den Eindruck, dass Agenturen o.Ä. diese Wettbewerbe mit dem Studiengang nur zum Ideenklau durchführen, um sie dann selbst zu realisieren.

Der Fokus auf Modellbau (künstlerisch, nicht architektonisch!) und Entwerfen sind weitere Pro's, die man anbringen muss. Du kannst in diesem Studium also ein recht interessantes Portfolio anlegen. Ebenso sind die recht geräumigen Atelier-Plätze (im Sommer sehr heiß!), helle Seminarräume und der Studienalltag mit den (ca. 20) Kommilitonen zu erwähnen, die i.d.R. aus vielen verschiedenen Ländern kommen. Top also für den interkulturellen Austausch. Wem das Mensa-Essen nicht schmeckt, hat die Möglichkeit, die Küche des Studiengangs zu benutzen. Die Sauberkeit dort variiert allerdings stark je nach Disziplin der Kommilitonen.

Anders als bspw. die Kunsthochschule Berlin-Weißensee oder die UdK Berlin ist der TU-Master nur unzureichend mit anderen Studenten der Darstellenden Künste vernetzt. Hier muss man selbst zusehen, so schnell wie möglich Kontakte aufzubauen, die gemeinsame Projekte ermöglichen.

An Gerätschaften gibt es eine Basis-Ausstattung. Wer lasern möchte, muss sich aber an die TU am Ernst-Reuter-Platz bemühen.

Eine Bühne zum Ausprobieren existiert am Studiengang NICHT.

Was ich jedem als Tipp mitgeben würde: Das Studium verlangt viel Selbstdisziplin, Organisation und Energie. Es kam sehr häufig vor, dass man ganze Wochenenden oder Nächte im Atelier verbracht hat, besonders vor Projekt-Abgaben. Was trotz allem aber nicht zu kurz kommen sollte, ist der Kontakt in die reale Berufspraxis. Nebenher, in den Ferien oder in zwei Urlaubssemestern bereits in diesem Berufsfeld zu arbeiten oder eigene Projekte umzusetzen, würde ich jedem ans Herz legen. Besonders, wenn man vor dem Studium noch nie Praxisluft geschnuppert hat und bereits ein grundlegendes Netzwerk aufbauen konnte.

Denjenigen, die vorher weder Architektur noch Innenarchitektur studiert haben, muss bewusst sein, dass sie einiges aus Eigeninitiative nachholen müssen (und das am besten vom 1. Semester an!), da man in nur 4 Semestern auf zwei eigenständige Berufe als Bühnenbildner und Szenograf ausgebildet wird und der Studiengang viele Lücken im Lehrinhalt aufweist.

Rund 8.000 EUR hat mich das Studium inkl. regulärer Semesterbeiträge gekostet. Hinzu kamen mehrere Hundert Euro für Modellbaumaterial, Skizzenbücher, Zeichengeräte etc. Ein Zeugnis, bei dem sich jeder selbst fragen muss, ob es das wert ist.... oder ob man nicht doch einen Master in (Innen-)Architektur in Erwägung ziehen sollte, mit dem man ebenfalls als Bühnenbildner oder Szenograf arbeiten kann bzw. mitunter sogar bessere Chancen auf eine Stelle hat.
  • Große Atelierplätze, interdisziplinärer Austausch und viele internationale Kommilitonen
  • Curriculum bereitet sowohl in Szenografie als auch Bühnenbild unzureichend auf die Berufspraxis vor

Über Sascha

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 4 Semester
  • Studienbeginn: 2013
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Berlin
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 16.08.2016
  • Veröffentlicht am: 17.08.2016