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Dieser Studiengang ist eine Mogelpackung

Angewandte Bioinformatik (M.Sc.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    2.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    2.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Gesamtbewertung
    2.2
Vorwort: Ich möchte hiermit vor allem Biologiestudenten vor falschen Vorstellungen warnen. Wer sich für Bioinformatik studiert, wählt lieber einen Informatikbachelor und wählt dann Biologie als Anwendungsfach. Oder noch viel besser, wählt eine Uni an der man Bioinformatik im Bachelor studieren kann.
In Mainz wird auf praktisches Arbeiten kaum Wert gelegt, daher kommen Anwendungen und praktische Übungen in diesem Studiengang so gut wie gar nicht vor. Dafür umso mehr Theorie, der Studiengang ist dafür voll gestopft mit losen bis nicht zusammenhängenden Modulen der theoretischen Informatik.

Laut Prüfungsordnung ist ein Bachelor of Science Biologie/molekulare Biologie als erster Studienabschluss qualifizierend für diesen Master. Man mag dadurch zwar berechtigt zur Einschreibung sein, aber wirklich in die Veranstaltungen des 1. Semesters starten kann man, ohne dringend notwendige Vorbedingungen bereits im Bachelor erworben zu haben, nicht. Man schafft das dann auch in keinem Fall in 4 Semestern zum Abschluss.

Der Master angewandte Bioinformatik besteht zu einem guten Teil (ca 30% der ECTS) aus Mathematik und Informatikveranstaltungen des Bachelors Informatik. Viele der Veranstaltungen, die man in den ersten beiden Semestern absolvieren soll, hören die Informatiker selbst aber erst im 3. oder höheren Fachsemester, was bedeutet, sie haben ein breiteres Grundwissen und sind auf viele Veranstaltungen besser vorbereitet.
Außerdem haben viele der Informatikveranstaltungen mit Bioinformatik nicht so viel zu tun. Die Klausuren gehen übrigens generell in fast allen Informatikmodulen 3 volle Zeitstunden und werden auf Papier geschrieben, das ist schon was anderes als eine einstündige E-Klausur in Biologie. Im Vergleich zum Biologiemaster ist das ein reiner Klausurwahn.

Bevor man mit dem Studium wirklich anfangen kann, benötigt man zunächst mal die Veranstaltung "Einführung in die Programmierung" kurz EiP, die im Studienverlaufsplan niergendwo auftaucht und die einem auch keinerlei Creditpoints oder eine Note gibt. Hat man diese bis zum Studienstart nicht bereits vorher erfolgreich bestanden, sind manche Erstsemester-Veranstaltungen nicht möglich und man ist direkt ausgebremst. Entweder man kann sich erst gar nicht erst anmelden, oder man scheitert dann während der Veranstaltung, da einem schlicht die Grundlagen fehlen, auch im 1. Semester bereits. DSEA oder KT (theoretische Informatik, wobei DSEA ein Genuss ist, verglichen mit Komplexitätstheorie) sind ohne Programmierkenntnisse (am Besten auch Objektorientierung) und die Matheveranstaltungen nicht wirklich gut machbar. Frühestens sind sie im 2-3 Semester realistisch. Vllt kann man sich in der Gruppe so durchmogeln, aber die Abschlussklausuren sind nicht zu unterschätzen.

Die Mathematik ist nicht das Problem. Ich habe, obwohl ich wirklich in Mathe nicht gerade überdurchschnittlich begabt bin, und ziemlich viel lernen musste, beide Veranstaltungen (Mathe für Informatiker 1 und diskrete Mathematik) im 1. Versuch geschafft und es war nichtmal knapp. Man muss natürlich was tun, 2 Wochen vor der Klausur anzufangen wie bei manchen Biologie-Auswendiglernklausuren, funktioniert hier absolut nicht. Vielmehr muss man zwingend über das gesamte Semester aktiv mitarbeiten und sollte, auch wenn man mit Informatikern zusammenarbeitet, die Aufgaben auf den Übungsblättern unbedingt selbst bearbeiten.

Aber die Mathe ist wirklich das geringste Problem und lässt sich gut in 2 Semestern bewältigen, zumal man die Lernwerkstatt Mathematik aufsuchen kann, die Veranstaltungen haben auch nichts wirklich miteinander zu tun, man benötigt die eine nicht um die andere zu hören, diskrete Mathe geht allerdings in die Endnote mit ein, Mathe für Informatiker muss nur bestanden werden.

Für die 1-2 Semesterveranstaltungen in Informatik benötigt man aber unbedingt bereits selbst Vorkenntnisse. Diese Veranstaltungen, sind nicht auf die Bioinformatik zurecht geschnitten, sondern allgemein für Informatiker konzipiert.

Auf EiP folgt die "Einführung in die Softwareentwicklung", kurz EiS, das mit 12 ECTS in die Endnote eingeht. Diese findet nicht wie EiP mit Python statt, sondern wechselt gefühlt alle 3-4 Semester die Programmiersprache. Als ich es absolviert habe, wurde in C++ programmiert (ab nächstem Semester wieder Java) und neben brauchbaren Inhalten muss man auch ziemlich viele Sachen mitmachen, die für die Bioinformatik völlig unbedeutend sind. Dennoch ist EiS machbar, aber deutlich anspruchsvoller als der vorherige Programmierkurs (EiP).

C++ Kenntnisse benötigt man übrigens wieder zwingend für ein anderes Bioinformatikmodul, was man daher in den ersten beiden Semestern lieber erst gar nicht macht. Wenn jetzt in EiS die Programmiersprache nicht C++ wäre, im nächsten Semester ist es wieder Java (auch wichtig), hätte man ein Problem mehr, sich die benötigten C++ Kenntnisse überhaupt anzueignen, noch dazu in der knappen Zeit in einem Masterstudiengang. Freie Programmierkurse oder Kompaktkurse werden meines Wissens (außer in Python gelegentlich) nicht angeboten.
Wer nicht auf dem Niveau von EiP (stellenweise besser EiS) ist, wird mit den Programmieraufgaben in DSEA und Bioinformatik evtl leichte bis massive Probleme haben. Der Schwierigkeitsgrad hängt teilweise auch stark vom Dozenten ab. Komplexitätstheorie z.B. ist eine reine Bestehleistung aber selbst für manchen Informatik schwer, sehr sehr theoretisch gehalten und war sehr anstrengend.

Man hat insgesamt relativ wenig Bioinformatik, neben vergleichsweise viel Mathe + Informatik. Die Veranstaltung "Einführung in die Bioinformatik" besitzt je nach Dozent einen eher biologischen oder informatischen Schwerpunkt.

Ein weiteres Problem ist der Fachbereich Biologie, der längst nicht in jedem Semester in der Lage ist, geeignete Vertiefungsmodule (quasi Schwerpunkte mit biologischem Hintergrund) anzubieten. Das kann einerseits Zeit kosten oder man bekommt halt nicht das, was man wollte. Es ist insgesamt betrachtet ein recht theoretisch gehaltener, weniger praktischer Studiengang. Sehr sinnvolle und hilfreiche Veranstaltungen wie "Big Data" oder "Data Mining", sind dagegen im Studienverlauf nicht vorgesehen im Gegensatz zur theoretischen Info wären sie aber überaus wichtig. Ihr könnt sie aber auf Nachfrage i.d.R. besuchen, aber je nach eurem Stand im Studium seit ihr nicht gut drauf vorbereitet.

Mein Tipp wenn ihr nicht Informatik studieren wollt: Wenn ihr während des Bachelors Biologie schon wisst, dass ihr später diesen unbedingt diesen Master wählen wollt, dann besucht EiP und diskrete Mathe schon während des Bachelorstudiengangs (dies ist meist möglich, man muss aber alles übers Prüfungsamt anmelden und Fehlversuche zählen schon mit) und arbeitet auch ein wenig an euren Englischkenntnissen. Und schaut euch die anderen Veranstaltungen ruhig mal an, dass ihr wisst, was da so auf euch zu kommt (einfach mal in die VL setzen oder bei der Fachschaft mal rumfragen).

Die Fachbereiche sind schlecht verknüpft und die Schnittstellen zwischen Biologie, Bioinformatik und Informatik sind überschaubar. Wünschenswert wäre langfristig ein eigener Bioinformatikbachelor. Die Biologen haben bis auf ganz wenige Ausnahmen keinen blassen Schimmer was überhaupt als biologischer Hintergrund sinnvoll und ergänzend wäre, manche der Studienfachberater wussten bei Rückfragen nicht mal welcher Fachbereich diesen Studiengang eigentlich eingerichtet hat...
Viel Text aber man kann den Studiengang nicht in 3-4 Sätzen beschreiben.
  • Leider nur wenig, der Studiengang selbst ist nicht zu Ende gedacht
  • Schlechte Organisation, keinerlei Wahlmöglichkeiten, kaum Praxis dafür viel Theorie

Sven hat 11 Fragen aus unserer Umfrage beantwortet

Verglichen wird die Aussage des Rezensenten mit den Angaben der Kommilitonen des Studiengangs.
  • Kannst Du Klausurnoten online einsehen?
    Ich kann die Noten einiger Fächer online einsehen.
  • Wie beurteilst Du die Lage der Hochschule?
    Ich bin der Meinung, die Lage der Hochschule ist in Ordnung.
  • Fährst Du mit dem Fahrrad zur Hochschule?
    Mit dem Fahrrad fahre ich eigentlich nie zur Hochschule.
  • Wo wohnst Du?
    Ich wohne in meiner eigenen Bude.
  • Wie praxisnah ist Dein Studium aufgebaut?
    Ich beurteile mein Studium als sehr theoretisch.
  • Kommen die Dozenten aus der Praxis?
    Ich glaube, keine meiner Dozenten haben richtige Praxiserfahrung.
  • Ist der Studienverlauf sinnvoll geplant?
    Für mich ist der Studienverlauf ein komplettes Chaos.
  • Ist die Regelstudienzeit realistisch bemessen?
    Für mich ist die Regelstudienzeit nur mit Hilfe einer Zeitmaschine einzuhalten.
  • Wie lernst Du für Klausuren?
    Ich lerne sowohl alleine als auch in einer Lerngruppe für meine Klausuren.
  • Fühltest Du Dich bei der Studienplatzvergabe benachteiligt?
    Die Studienplatzvergabe empfand ich als gerecht.
  • Pendeln viele Deiner Kommilitonen am Wochenende in die Heimat?
    Viele meiner Kommilitonen pendeln am Wochenende in die Heimat.
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Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.6
Theresa , 10.11.2023 - Angewandte Bioinformatik (M.Sc.)
4.6
Dyvaille , 23.08.2023 - Angewandte Bioinformatik (M.Sc.)
2.7
L. , 16.11.2021 - Angewandte Bioinformatik (M.Sc.)
3.1
Anna , 26.11.2020 - Angewandte Bioinformatik (M.Sc.)
2.8
Kati , 13.11.2019 - Angewandte Bioinformatik (M.Sc.)
3.7
Marah , 17.03.2017 - Angewandte Bioinformatik (M.Sc.)

Über Sven

  • Alter: 27-29
  • Geschlecht: Männlich
  • Studienbeginn: 2018
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Mainz
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 31.03.2020
  • Veröffentlicht am: 09.04.2020