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Niemals wieder

Architektur (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    2.0
  • Dozenten
    1.0
  • Lehrveranstaltungen
    1.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    1.0
  • Literaturzugang
    4.0
  • Gesamtbewertung
    2.0
Die ersten zwei Semester sind die absolute Hölle. Da man sehr viele, thematisch total unterschiedliche Fächer belegt, hat man kaum Zeit sich auf die einzelnen Aufgaben richtig zu konzentrieren. Der Zeitdruck von Abgabe zu Abgabe bringt den Großteil der Studenten dazu, fast jeden Tag bis tief in die Nacht in der Uni zu sitzen und dann entweder 2-3h oder gar nicht mehr zu schlafen. Viele geben nach den ersten zwei Semestern auf, weil der Druck zu groß ist. Es ist nicht selten, dass Studenten umkippen oder Schwächeanfälle erleiden. Nach den ersten zwei Horrorsemestern denkt man dann, es wird besser. Allerdings wird man jedes Semester erneut davon überzeugt, dass es stattdessen doch noch schlimmer geht. Der einzige Ausweg daraus ist, Fächer zu schieben und statt den 6 Semestern Regelstudienzeit mindestens 1-2 Semester anzuhängen. Für viele ist das aber (v.a. wegen Bafög nicht möglich).
Inhaltlich wiederholt sich vieles. Durch die vielen Pflichtfächer werden m.M.n. zu starke Schwerpunkte gesetzt. Bspw. gibt es in 3 Semestern ein Pflichtmodul Städtebau. Wenn einem Städtebau aber überhaupt nicht liegt und man sowieso schon nach dem ersten oder zweiten Kurs gemerkt hat, dass man wahrscheinlich niemals in diese Richtung arbeiten möchte, muss man den 3. Kurs halt trotzdem belegen (und der ist sogar mit 9ECTS einer der am stärksten gewichteten Kurse). Ich fände es besser, wenn man mehr Wahlmöglichkeiten hätte und es nicht so viele Pflichtmodule gäbe. Natürlich ist der Bachelor dafür da, einen Überblick über die gesamte Breite zu bekommen, aber ich denke man merkt sehr schnell, was einem eher liegt und was nicht und wo man sich eher drin vertiefen möchte. Gegen Ende des Studiums darf man dann endlich Wahlpflichtmodule selbst auswählen. Dieses Angebot ist allerdings so stark beschränkt, dass viele der Plätze in den Kursen nur über Losverfahren vergeben werden. Da die meisten Kurse außerdem gleichzeitig auch für den Master gedacht sind, hat man kaum eine Chance die Kurse zu belegen, die einen wirklich interessieren und weiterbringen würden.
Ganz in Ordnung ist die Ausstattung der Uni bzgl. Arbeitsplätzen etc. Es gibt immerhin für jedes Semester mehrere Arbeitsräume, wo theoretisch jeder Student einen Platz haben sollte. Manchmal ist das jedoch etwas knapp bemessen. In den Räumen gibt es außerdem nie genügend Steckdosen, was manchmal echt nervt. Es gibt einen Computer Pool, wo man stattdessen arbeiten kann. Wer mit Windows gut klarkommt, ist da auf jeden Fall gut aufgehoben. Im Keller gibt es außerdem eine Modellwerkstatt, ein Fotostudio und einen Laser/Frässervice. Es gibt zwar auch einen Raum/Service zum Pläne plotten, allerdings ist der leider nur zu echt blöden Zeiten besetzt. Ein anderer Plottservice der Uni ist ein paar Bahnstation entfernt. Dort ist es super günstig, allerdings muss man auch oft mit langen Wartezeiten rechnen, was grade im Abgabestress echt blöd sein kann. Ein regelmäßig besetzter, günstiger und schneller Plottservice im eigenen Gebäude wäre da wirklich viel besser.
Die Dozenten an unserer Fakultät könnten unterschiedlicher nicht sein. Leider verspürt man auch öfters, dass es zwischen den einzelnen Professoren/Instituten Konflikte gibt. Jeder Professor hält sich und sein eigenes Institut am wichtigsten und wenn irgendwer anders ihm in die Quere kommt, gibt das großen Ärger. So wurde einmal unser Abschlusskolloquium von einem wütenden Professor unterbrochen, weil es während seiner Betreuungszeit abgehalten wurde und ein paar Studenten deshalb bei ihm nicht anwesend waren (es waren vielleicht 4 Leute). Andere Professoren nehmen ihren Job überhaupt nicht ernst und erscheinen während des Semesters entweder gar nicht, oder vielleicht mal zu einem der Kolloquien. Der Rest wird von ihren Angestellten erledigt. Diese wissenschaftlichen Mitarbeiter sind aber teilweise sowas von inkompetent und wirken wenig aufbauend. So gibt es unter ihnen einige, die bei jeder Betreuung nichts besseres zutun haben, als den Studenten vorzuhalten dass der Stress im Studium ja ein Witz wäre im Gegensatz zu dem was einem im Job erwartet. Das wirkt natürlich total motivierend für Studenten, die die ganze letzte Nacht an irgendwelchen Plänen gesessen haben und kein Auge zu gemacht haben. Schön ist auch immer wieder, wenn die wissenschaftlichen Mitarbeiter ihre Institutspartys schmeißen und dann betrunken durch die Uni laufen und Studenten auf die Nerven gehen (oder sogar aus Versehen ihre Arbeit kaputt machen, die am nächsten Tag abgegeben werden sollte - uppsi). Dann gibt es noch einige Professoren, die so überzeugt von sich selbst sind, dass sie Studenten bei Kolloquien so dermaßen fertig machen und sogar ihre Modelle oder Pläne zerreißen. Solche Personen sollten m.M.n. keine jungen Leute unterrichten dürfen. Allgemein wird man wenig motiviert und einem wird eigentlich dauerhaft suggeriert, wie schrecklich dieser Beruf später mal sein wird. Schon in der ersten Vorlesung im ersten Semester wurde von einem Professor gesagt, dass vielleicht 2-3 Studenten (von ca. 130) aus dem ganzen Vorlesungssaal mal was werden und der Rest entweder aufgibt oder später nur als dummer Gehilfe in einem Büro irgendwelche stumpfen Aufgaben erledigen wird.
Ich habe mich damals wegen der guten Bewertungen und Rankings für diese Uni entschieden. Wie ernst man solche Rankings nehmen kann, hat sich für mich dann erst gezeigt, als ich selbst dort mal bewerten durfte und eine Angestellte der Uni in einer Rundmail zu verstehen gegeben hat, dass es für alle Vorteile (und vor allem auch für einen selbst später) hat wenn man seine Uni gut bewertet. Das ist für mich ein absoluter Witz gewesen und ich finde es echt traurig, dass man versuchen muss seine Studenten vor so einem Ranking noch zu beeinflussen.
Ich könnte noch viel viel mehr erzählen, aber ich denke das reicht um einen kleinen Eindruck zu bekommen, wie es dort manchmal läuft. Natürlich gibt es auch Studenten, denen das alles gar nichts ausmacht und die maßlos begeistert sind von dieser Uni.
Hier mein Rat:
Tu dies nicht wenn du
- nicht 1000% stressresistent bist
- dir deine Freizeit am Herzen liegt
- du deine Freundschaften außerhalb der Uni weiter pflegen willst
- dir ein gesunder Lebensstil wichtig ist (Sport und gesunde Ernährung läuft ab sofort nicht mehr)
- du nicht mit wenig Schlaf klarkommst
- du nicht mit Druck und knallharter Kritik umgehen kannst
- du gerne Zeit Zuhause verbringst, statt in der Uni
- du nebenbei viel arbeiten musst, um dir dein Leben zu finanzieren (das ganze Material etc. ist zusätzlich extrem teuer)

Wenn du aber wirklich Bock auf Architektur hast, du das alles in Kauf nehmen würdest, um deine Passion auszuleben, dann bist du dort genau richtig. Man findet dort viele Gleichgesinnte, die wirklich über nichts anderes mehr reden und mit denen man über alle Themen der Architektur diskutieren und philosophieren kann. Wenn es wirklich deine Leidenschaft ist und du dir absolut nichts anderes vorstellen kannst in deinem Leben, dann mach es.
Wenn du es aber einfach nur mal ausprobieren willst, weil du gerne was kreatives machen willst und dir sonst nichts anderes einfällt, dann lass die Finger davon.

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

3.6
Nik , 13.03.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.3
Malte , 02.03.2024 - Architektur (B.Sc.)
3.0
Dieter , 01.03.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.3
Moritz , 28.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.4
Frank-Jonathan , 27.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.2
Franzi , 25.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
3.4
Kaya , 19.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.3
Leonard , 17.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.4
Nina , 15.02.2024 - Architektur (B.Sc.)
4.4
Lea , 13.02.2024 - Architektur (B.Sc.)

Über J.

  • Alter: 21-23
  • Geschlecht: Weiblich
  • Studienbeginn: 2015
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Hannover
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Nein
  • Geschrieben am: 13.04.2019
  • Veröffentlicht am: 24.04.2019