Nicht meine Erstwahl

Ich habe inzwischen den Bachelorabschluss und mache weiter mit dem Master an der msa. Ich habe mich dazu entschieden weil ich hier einen Job habe, eine schöne Wohnung und einen kleinen Freundeskreis aufgebaut habe.
Und nein - nicht weil diese FH mein Favorit war.

Aber zuerst einmal ein Paar positive Aspekte:

Die FH ist gut ausgestattet. Wir haben 3D Drucker, Virtual Reality Brillen, eine super ausgestattete Holzwerkstatt, einen Plottservice, Computer mit allen Programmen die man braucht, Arbeitsräume zum Modellbauen, ein Café (ganz wichtig!), und bestimmt noch mehr was mir gerade nicht einfällt.

Das Lehrangebot ist vielfältig. Jeder kann Professoren/innen vom Entwurfs- und Konstruktionskurs wählen und im laufe der Semester findet man die Person mit der man am liebsten/besten arbeiten kann. Die anderen Fächer sind mal ganz spannend (z.B. Architekturgeschichte), mal langweilig oder superschwer aber informativ und bestimmt auch wichtig.

Dennoch muss ich sagen, dass ich bei meinem Job, den ich seit dem 6. Semester nebenbei mache, am meisten gelernt habe. Vor allem jetzt nach dem Bachelorabschluss muss ich sagen, dass ich ohne diesen Job unglaublich schlecht auf die Berufswelt vorbereitet wäre. Ich weiß nicht was jetzt noch im Master kommt - aber müsste man nicht auch ohne Master arbeiten können? Ich bin froh dass ich "so früh" mit der Arbeit angefangen habe, denn jetzt (mit dem B.A. Titel) wäre es mir unglaublich peinlich mich irgendwo mit dem zu bewerben was ich bisher in der FH gemacht habe.

Aber warum bin ich der Meinung, schlecht vorbereitet zu sein?
Nun, diese FH ist sehr auf Entwürfe fokussiert. In den ganzen 5 Jahren habe ich kein einziges Gebäude entworfen was tatsächlich umsetzbar wäre. Kunst und Kreativität schön und gut - aber das ist nicht das (hauptsächliche) was wir später als Architekten machen.
Mir fehlen die Kurse bei denen ich lerne effizient und realistisch zu entwerfen. Baumanagement, Tragwerkslehre, Technische Gebäudeausrüstung (unter Anderem) sind Kurse die uns das ganze theoretische Wissen geben - und das ist auch gut so - aber die andere Seite, für mich die wichtigste, fehlt mir.

Und zum Thema Effizienz: was uns wirklich schlecht vermittelt wird sind Struktur und Zeitmanagement. Nachtschichten waren ziemlich früh schon normal und viele sind daran kaputt gegangen. Und wie dann das Ergebnis aussieht wenn man drei Nächte in Folge durchgearbeitet hat kann man sich bestimmt vorstellen ;)

Ich denke nicht dass das nur an unserer Unfähigkeit strukturiert zu arbeiten liegt. Der Anspruch ist bei manchen Professoren/innen wirklich hoch. Da kommt man kaum daran vorbei (oder man bekommt eben nur eine 3).

Ebenfalls wichtig ist eine Person zu finden, mit der man gut arbeiten kann. In den meisten Kursen arbeitet man in Zweiergruppen - also die Wahl des Partners ist super wichtig. Wenn man Glück hat findet man sofort am Anfang einen guten Partner und ich rate: wenn das auch reibungslos klappt dann bleibe bei dieser Person.

Insgesamt ist dieses Studium sehr anstrengend, es fordert unglaublich viel von dir ab und lässt dich an deine Grenzen (und manchmal darüber hinaus) gehen.
Manche Erfahrungen sind sehr lehrreich und vielleicht auch wichtig fürs Leben. Aber andere hätte ich mir gerne erspart (zum Beispiel Nacht für Nacht durchzuarbeiten und das Leben da draußen zu verpassen)

Mein Tipp: lass dir Zeit. Du bist nur einmal im Leben Student und du wirst es bereuen wenn du dich durch diese Zeit quälst. Und später dann im Büro sitzt und diesen Lebensabschnitt nur als unglaublich anstrengend in Erinnerung hast.