Rigoros und gleichzeitig anwendungsorientiert geht

Angewandte Mathematik (B.Sc.)

  • Studieninhalte
    4.0
  • Dozenten
    3.0
  • Lehrveranstaltungen
    3.0
  • Ausstattung
    3.0
  • Organisation
    4.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Digitales Studieren
    4.0
  • Gesamtbewertung
    3.7
Wer auf der Suche nach einem Mathestudium ist, welches nicht durchgehend abstrakte mathematische Inhalte durchkaut und Mathematik zum Selbstzweck verwendet, aber dennoch gleichzeitig die formalen und abstrakten Grundlagen der Analysis, Differentialgleichungen, metrischen Räume und algebraischen Strukturen sowie der Stochastik (mit einem Hauch von Maßtheorie) sauber erlernen möchte, der ist hier genau richtig.

In den nächsten Zeilen möchte ich einen Eindruck darüber erwecken, wie das Studium der angewandten Mathematik an der Hochschule RheinMain grob ausschaut und was einen so erwartet.

Eins vorneweg: Wer anschließend an die Universität wechseln möchte oder überhaupt sich überlegt, die Hochschule zu wechseln, der sollte möglichst
1. seine Wahlpflichtfächer "reinmathematisch" wählen und
2. alle Grundlagenfächer mit der größten Sorgfalt in Ergänzung mit Literatur durcharbeiten (Stichwort: Übungsaufgaben lösen, am besten, soweit es geht, selbst)

Zu meiner Studienzeit (2017-2021) waren allerdings die Veranstaltungen lineare Algebra und numerische Mathematik eher schlecht. Man hat ständig stupide irgendwas ausgerechnet, von dem keiner so wirklich wusste, was er da gemacht hatte. Beweise kamen dort eher zu kurz aber auch didaktisch waren die Veranstaltungen eine reine Katastrophe! Eine solide Ausbildung in den beiden Gebieten war dadurch rein aus vorlesungstechnischer und Übungssicht nicht möglich. Hier müsste man dann eher über das Eigenstudium sich die meisten Dinge aneignen, sodass man für weitere Herausforderungen gut gewappnet ist.
Es ist zwar ein angewandter Studiengang, nichtsdestotrotz sollte dennoch Wert darauf gelegt werden, dass solche Grundlagenveranstaltungen sauber und korrekt durchgeführt werden, didaktisch als auch mathematik präzise - wie die Analysis eben.
Typische Veranstaltungen, bei denen die meisten Studierenden Probleme haben sind mathematische Strukturen, Stochastik 1 und gewöhnliche Differentialgleichungen und dynamische Systeme.
Das liegt unter anderem daran, dass das Niveau eher hoch ist und formales Arbeiten sowie mathematische Beweisführung und Nachweisen von Eigenschaften an der Tagesordnung liegen (mathematisches Arbeiten).

Hier trennt sich meist die Spreu vom Weizen.
Wer denkt, bei einem angewandten Mathematikstudium würde man ausschließlich rechnen a la Kurvendiskussion etc., den muss ich enttäuschen.

Zusätzlich muss noch erwähnt werden, dass - und das ist oben bereits durchgesickert - die Niveaus der Veranstaltungen stark variieren.
Beispiel:
Analysis: Die Vorlesungen waren auf einem sehr hohen Niveau. Mathematisch präzise, rigoros und vollumfänglich wurden die Inhalte vermittelt. Egal, ob Satz über implizite Funktionen, Diffeomorphismen, das Herleiten des gesamten Analysiskonstruktes mithilfe von Mengen und Folgen und den Konvergenzbegriffen - all das wurde sorgfältig versucht den Studierenden beizubringen.

Die Hausaufgabenüberprüfungen (kurz: HÜs, 3 Stück an der Zahl) waren dazu da, insbesondere kleine Beweise, Definitionen mithilfe vorgegebener abgeänderter Mengen und Eigenschaften, Sätze und Rechenaufgaben abzufragen.

Die mündliche Prüfung am Ende war vom Schwierigkeitsgrad eher mittelmäßig einzustufen. Wer wirklich gut bis sehr gut vorbereit war, der hatte auch sicher seine 1,0/1,3/1,7/2,0 bekommen.
Kontrast:
Lineare Algebra: Der Dozent ging nicht wirklich auf Fragen ein, Beweise wurden kommentarlos durchgeführt und waren auch eher oberflächlich und verhältnismäßig selten.

Die Klausuren waren immer identisch aufgebaut und selbst jemand der überhaupt keinen Plan hatte, hätte sich mit ein paar Tage lernen eine mittelmäßige bis gute Note ergattern können.

Das Skript war sehr oberfllächlich im Vergleich zu bspw. Analysis. Die Übungsblätter hatten keinen roten Faden. Die Tutorien selbst waren auch keine Hilfe. Die Tutoren an sich waren nicht mal wirklich kompetent genug, um helfen zu können. Alles in allem eine absolute Katastrophe. Das gleiche gilt für die Numerik...

Die Auswahl der Veranstaltungen (liegt an den Professoren und Dozenten, die dort angestellt sind) war eher gering. Typische Vertiefungen in der angewandten Mathematik wie Versicherungs- und Finanzmathematik, Operations Research, Data Science bzw. Informatik hatte es hier leider nicht ausreichend geben können. Stattdessen wurden vielmehr Bereiche aus der Physik und der reinen Mathematik wie Algebra, topologische Strukturen, Analysis auf Mannigfaltigkeiten etc. angeboten.

Summa Summarum hat das Studium sehr viel Spaß gemacht und mit entsprechender Eigeninitiative und in Absprache mit anderen Fachbereichen sind auch Veranstaltungen möglich, die man offiziell nicht auf dem Schirm hat. Wer mathematisches Denken in kleinen, überschaubaren Gruppen lernen möchte und Lust darauf hat, sich vollumfänglich auf alles einzulassen, der wird sicher eine gute mathematische Ausbildung erhalten und die typischen Eigenschaften eines Mathematikers sich aneigenen können, trotz der Tatsache, dass es sich um ein angewandtes Studienfach an einer Fachhochschule handelt.

Wer jedoch unbedingt stupide irgendwelche Sachen rechnen möchte, am Ende dennoch gut abschneiden möchte und meistens Beweise und rigorose Denkweisen ablehnt bzw. für sich nicht als sinnvoll erachtet, der wird hier auch zufrieden sein.
  • sehr guter Kontakt zu ungefähr zwei Drittel der Dozenten, Zum Teil sehr guter Zugang zur reinen Mathematik abhängig vom Dozenten, viele praktische Arbeiten am Computer (Finanzmathe, Numerik, Lösen von Anwendungsproblemen 1 und 2, Ökonometrie, Info)
  • Geringes Kursangebot (Vertiefung), stark unterschiedliche Niveaus in den Veranstaltungen, kein attraktiver Studienort (Rüsselsheim),

Über Nico

  • Alter: 30-32
  • Geschlecht: Männlich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 9 Semester
  • Studienbeginn: 2017
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Campus Rheinstrasse
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 07.01.2023
  • Veröffentlicht am: 07.01.2023