Landwirtschaft und Umwelt ist was du draus machst

Ich habe in Bingen zunächst Agrarwirtschaft und dann im Anschluss den Master „Landwirtschaft und Umwelt“ studiert. Die Motivation hierfür war um ehrlich zu sein einerseits Perspektivlosigkeit und andererseits für mich der Weg des geringsten Wiederstandes. Ich kannte mich in Bingen und an der TH bereits aus, wusste wer wofür zuständig ist, hatte einen Freundeskreis und auch schon viele der Dozenten im Bachelor. Meine Erwartungen an die Studieninhalte waren demnach auch nicht besonders hoch. Trotzdem bereue ich meine Entscheidung im Nachhinein auf keinen Fall, denn es war ein abwechslungsreiches und interessantes Studium. Ich konnte in einige Bereiche reinschauen, von denen ich im Bachelor so noch nichts gehört hatte. Besonders hat mir gefallen, dass verschiedenen Programme (R, Arc Gis, CDO) erläutert und damit gearbeitet wurde, es diverse Laborpraktika gab und Exkursionen durchgeführt wurden. Sehr hilfreich war auch das Fach „wissenschaftliches Arbeiten“. Großer Teil des Studiums ist ein Praxisprojekt bei dem man die Möglichkeit bei einem Dozenten eine Forschungsarbeit anzufertigen. Der Umfang ist dann ähnliche einer Bachelorarbeit. Sein Thema kann man dann unter Umständen noch weiter ausarbeiten und daraus eine Masterarbeit machen. Das mag einige abschrecken, mir hat das aber sehr gut gefallen, da ich mir dadurch ein gewisses Profil schaffen konnte, dass mir heute hilft. Da ich sowieso lieber selbst etwas erarbeite als Stoff vorgekaut zu bekommen und dann darüber eine Klausur zu schreiben, fand ich vor allem die Seminare gut, bei denen selbst etwas erarbeitet werden sollte. Das macht das Studium spannend aber auch anstrengend. Über den Unterricht an sich lässt sich streiten. Es gibt gute und schlechte Dozenten wie an jeder Hochschule. Ich habe mal die Fächer, die ich belegt hatte mit Prüfungsart rausgesucht. Das zeigt denke ich ganz gut die Spannweite des Studiengangs: Biogas (Klausur), Agrarpolitik (Klausur), Möglichkeiten und Grenzen der Gentechnik (Klausur + Laborpraktikum), Verfahrenstechnik Pflanze Produkt und Umweltqualität (Klausur + Exkursionen), Wissenschaftliches Arbeiten (Paper schreiben), Arbeitsrecht + Personalwesen bei Wirtschaftsingenieuren (Klausur), Geoinformationssysteme in Landwirtschaft und Umweltschutz (Projekt mit Esri Arc Gis durchführen + Vortrag), Klima- und Ökosystemmodellierung (Klimamodell mit CDO berechnen + Hausarbeit), Ökonomik Regenerativer Energien (Klausur), Planen und Auswerten von Versuchen ( Statistikübungen mit R + Klausur), Ressourcenschutz Boden, Gewässer, Klima (Klausur), Umweltmanagement (Vortrag+Gruppenarbeiten), Umweltwirkungen des ökologischen Landbaus (Vortrag + Versuch durchführen), Praxisprojekt, Masterarbeit.
Organisation: Aus dem Bachelor wusste ich wer wofür zuständig ist, von daher war die Organisation für mich an sich eigentlich kein Problem. Es ist es aber extrem wichtig, dass man sich selbst mit seinen StudienkollegInnen organisiert und miteinander redet. Fehlt man bei einer Vorlesung, bekommt man unter Umständen nicht mit, ob etwas ausfällt oder verschoben wurde, da dies meist nirgends zentral kommuniziert wird. Man sollte sich auch nicht darauf verlassen automatisch in irgendeinem Verteiler aufgenommen worden zu sein. Deshalb muss man immer miteinander kommunizieren und sich austauschen. Das ist aber auch nicht so schwierig, denn der Studiengang ist wirklich klein. Bei mir waren damals vielleicht 15-20 Leute im Master. Die geringe Anzahl an Studenten ist auch ein sehr großer Pluspunkt des Masters, denn dementsprechend intensiv kann man sich in vielen Vorlesungen mit den Dozenten austauschen. Die Internetseite wurde mit der Namensänderung (von FH zu TH-Bingen) zwar modernisiert ist aber vollkommen überladen und unübersichtlich. Es gab auf der alten Seite eine Übersicht, welche Dozenten es im Studieungang gibt und welche Fächer diese darüber hinaus unterrichten. Diese Übersicht war besonders als Neuling für die Eigenorganisation sehr hilfreich.
Bingen bzw. das Umland sind landschaftlich sehr reizvoll und es gibt viele schöne Orte. Wenn man gerne draußen ist kann man es dort gut aushalten. Vom Nachtleben und studentischem Leben darf man sich jedoch wirklich nichts erwarten, dafür ist Bingen und die TH einfach zu klein. Wenn man darauf großen Wert legt muss man nach Mainz weggehen bzw. dort hinziehen. Es gibt einmal im Jahr ein Openair-Festival, diverse Weinfeste, Märkte und Kerbe ringsherum. Daneben ist nicht viel los. Die Studenten-Verbindungen und der Asta machen hin und wieder Veranstaltungen und versuchen das Studentische Leben zu bereichern. Das Problem an Bingen ist, dass weil nichts los ist die Leute am Wochenende in ihre Heimat fahren, wodurch sich auch nichts entwickelt, weil keine Leute da sind.
Die Mensa ist nicht besonders gut und bietet wenig Auswahl ist aber dafür recht preiswert. Die Bibliothek verfügt über eine gute Auswahl an Fachbüchern und Anwenderzeitschriften, jedoch gibt es kein Hochschul-Abo zu wissenschaftlichen Verlagen. Wissenschaftliche Paper bekommt man ausschließlich über Fernleihe, das kostet 1 bis 1,50 je Artikel.
Im Großen und Ganzen hat mir hat meine Zeit in Bingen gut gefallen. Die Konfliktfelder zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz sind komplex und wirken auf vielen Ebenen. Deshalb können die Dozenten auch immer nur die Ausschnitte aus diesen Themenkomplex zeigen. Eben den Ausschnitt, welcher ihr Spezialgebiet auch abbildet. Und ich finde die Übersicht die einem der Master aus diesem Komplex gibt ist sehr gut.