Bericht archiviert

Die beste Entscheidung meines Lebens

Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)

  • Studieninhalte
    5.0
  • Dozenten
    5.0
  • Lehrveranstaltungen
    5.0
  • Ausstattung
    5.0
  • Organisation
    5.0
  • Literaturzugang
    5.0
  • Gesamtbewertung
    5.0
Ich habe Ägyptologie (B.A.) im Zweitstudium in Mainz absolviert und konnte das Fach problemlos neben dem Beruf innerhalb der Regelstudienzeit von 6 Semestern abschließen. Rückblickend betrachtet gibt es nichts, was ich anders machen würde. Als "Ägyptologin" fühle ich mich noch nicht, aber ich wurde in Mainz sehr gut ausgebildet. Im Masterstudium kann ich jetzt auf ein breites Basiswissen zurückgreifen und hab gelernt, meine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Ich weiß jetzt, wo meine Stärken liegen und werde diese bis zum "richtigen" Abschluss, dem Master, weiter ausbauen. Die Ägyptologie in Mainz bietet dafür meiner Ansicht nach die besten Voraussetzungen. Die überschaubare Anzahl an aktiven Studierenden und ihr gutes, ja fast schon familiäres Verhältnis zu den Dozenten spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Ägyptologie ist eine anspruchsvolle Diziplin, die neben einer hohen Motivation und einem starken Durchhaltevermögen über einen längeren Zeitraum auch große Lernbereitschaft und die Fähigkeit zur Selbstorganisation erfordert. Das Studium selbst ist modular aufgebaut, was viele zu Recht als " verschult" bezeichnen. Jedoch sind die sich hieraus ergebenen Probleme keineswegs ein fachspezifisches Phänomen. Es ist das Bachelor/Master-System, das häufig schon in den ersten Semestern zu einem enormen Leistungsdruck und manchmal auch zu Notenfrustration führt. Die Dozenten in Mainz jedoch wissen um das Problem und versuchen, jederzeit fair und gerecht zu bewerten. Wenn etwas nicht so gut gelaufen ist, gibt es unmittelbar im Anschluss an die Benotung das Angebot zur Nachbesprechung. Die Korrektur von Klausuren und Hausarbeiten erfolgt zeitnah und man merkt, dass sich die Dozenten intensiv mit dem Geschriebenen auseinandersetzen. In meinem ersten Studium war das häufig ganz anders. Da wurden schnell mal 30-seitige Hausarbeiten gar nicht erst durchgesehen und mit "nicht nachvollziehbar" als "durchgefallen" markiert, ohne Chance auf Überprüfung oder Reflexion. Hier in Mainz jedoch wird jede einzelne Leistung ernst genommen und Probleme genauestens analysiert. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich als Person und nicht nur als "Matrikelnummer" gesehen wurde.

Ägyptologie ist eine klassische Geisteswissenschaft, die in Mainz einzigartig verknüpft ist mit den Naturwissenschaften durch Kooperationen mit archäometrischen Labors und Werkstätten, wie z.B. dem Römisch Germanischen Zentralmuseum (RGZM). Das Fach ist jedoch mehr als eine reine Bibliotheksdisziplin – Grabungspraktika sind auf vielfältige Weise möglich, jedoch setzt dies immer auch Eigeninitiative voraus. Das notwendige "Handwerkszeug", um in Ägypten graben zu können, habe ich mir in Deutschland über die Angebote der Vor- und Frühgeschichte angeeignet, die regelmässig Lehrgrabungen für Studierende aller Altertumswissenschaften anbietet. Weitere Spezialkenntnisse, wie Archäobotanik, Archäozoologie, Keramikzeichnen usw. sind jederzeit zu erlangen über verbundene Seminare und Übungen. Ich hatte sogar die Gelegenheit, über 2 Semester die Grundlagen des Ägyptisch-Arabischen zu erlernen. Das macht die Ägyptologie in Mainz so besonders.

Ich bin jetzt im 2. Mastersemester Ägyptologie und das typische "Tief nach dem Bachelor", wie es viele meiner Kommilitonen (auch aus anderen Fachdisziplinen) durchlaufen haben, hatte ich nicht. Ich konnte sogar das 6. Bachelorsemester und das 1. Mastersemester organisatorisch zusammenlegen. Ich bin dabei von allen Seiten massiv unterstützt worden: die Professoren, die Dozenten sowie die Studiengangs- und Prüfungsmanager sind ausnahmslos kooperativ, wenn es darum geht, im individuellen Fall eine Lösung zu finden. Voraussetzung dafür ist aber, wie so oft, dass man seine Probleme auch äußert und die Angebote nutzt, die zur Lösung bereit stehen.

Was jedoch besonders hervorzuheben ist, ist das hohe wissenschaftliche Niveau, mit dem die Ägyptologie in Mainz betrieben wird. Dieses Fach wird vom populärwissenschaftlichen und manchmal auch vom pseudowissenschaftlichen Diskurs flankiert. Hierzu ist eine klare Positionierung notwendig. Die Studenten in Mainz werden deshalb bereits von Anfang an zu Klarheit, Präzision und sauberer wissenschaftlicher Arbeit angehalten. Lediglich das wissenschaftliche Schreiben, d.h. das Verfassen schriftlicher Aufsätze mit korrekter Zitation etc., wird meiner Ansicht nach nicht häufig genug geübt. Insgesamt wird nur eine Hausarbeit vor der Bachelorarbeit geschrieben. Hier müsste das Curriculum angepasst werden. Alternativ dazu könnte man hin und wieder mal unbenotete, aber korrigierte Essays schreiben lassen.

Schön ist, dass die Altersstruktur in Mainz gemischt ist. Ich selbst gehöre auch zu den "Spätberufenen". Ich habe das Studium mit 37 Jahren begonnen und mit fast 40 den Bachelorabschluss bekommen. Mein erster Studienabschluss liegt nunmehr fast 17 Jahre zurück. Vorteil davon ist natürlich, dass man viele Dinge schon kennt und etwas gelassener mit Rückschlägen umgeht. Schwierig hingegen fand ich in den ersten Semestern das Auswendiglernen von Fakten und die strenge Anwesenheitspflicht. Ich hab einbißchen das "Vorlesungsgefühl" vermisst, also im Hörsaal zu sitzen und selbständig Mitschriften anzufertigen. Heute bekommt man im Seminar fertig ausgearbeitete Skripte und Präsentationen, ja bisweilen sogar ein regelrechtes "Unterhaltungsprogramm" geliefert, das mich natürlich positiv beeindruckt hat, weil es das enorme Engagement der Mainzer Dozenten widerspiegelt. Aber ich bin die Selbständigkeit gewohnt und hatte anfangs Probleme, mich in dieses System einzugewöhnen, weil ich es als Beschneidung meiner Freiheit empfunden habe.
Im Nachhinein jedoch erwies sich das ganze Studium als erfrischender Neubeginn mit einer gewissen "Heilwirkung": ich durfte etwas studieren, was mich von A bis Z fasziniert – ohne beruflichen Erfolgsdruck. Ich kann es nur jedem empfehlen, diesen Schritt zu wagen, auch wenn es mit persönlichen Entbehrungen einhergeht. Hier in Mainz ist man auf diese "spezielle Gruppe" von Studierenden vorbereitet. Man wird aufgrund seines Alters weder ausgegrenzt noch bevorzugt. Der individuelle Lebensplan des Einzelnen wird hier respektiert. Speziell für Mainz kann ich daher guten Gewissens behaupten, dass das ein Standort für alle ist, die das Prinzip des "lebenslangen Lernens" für sich verinnerlicht haben.

Um aus dem Studium einen Beruf zu machen, braucht es mehr als reines Interesse am Alten Ägypten. Ein "Ich fand die Pyramiden schon immer faszinierend." mag am Anfang noch dazu befähigen, die erste Grundlagen-Klausur zu bestehen. Später jedoch, wenn es z.B. an die lernaufwändigen antiken Sprachen geht, muss man wissen, was man mit diesem Studium erreichen will. Meiner Ansicht nach sind Geisteswissenschaftler, worunter auch Ägyptologen zählen, durchaus im Arbeitsmarkt gefragt, aber Generalisten werden es schwer haben. Computerkenntnisse, Kenntnisse in Bildbearbeitung, kaufmännisches Wissen, Erfahrungen im Projektmanagement oder redaktionelle Kenntnisse können und müssen schon neben dem Studium erworben werden. Hilfreich ist auch immer, eine Ausbildung davor gemacht zu haben, die zum einen das eigene berufliche Profil schärft und zum anderen das Gefühl gibt, mit dem Studium seinen Traum verwirklichen zu können, völlig unabhängig davon was die Zukunft bringen mag.
Wichtig ist, dass man als Student selber aktiv wird und sich frühzeitig Gedanken macht, wohin "die Reise" geht. Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass das Alte Ägypten mit dem modernen Land eng verknüpft ist. Das heißt, Arabisch-Kenntnisse sind nicht nur von Vorteil, wenn man in Ägypten arbeiten will, sondern von essentieller Bedeutung. Die Bereitschaft zum Reisen (nicht nur zu Grabungen, sondern auch zu Museen, Vorträgen, Tagungen, Konferenzen usw.) muss vorhanden sein. Und vielleicht auch die Fähigkeit, ein Stückchen (scheinbare) "Sicherheit" aufzugeben für ein Abenteuer, das nicht nur eine Herausforderung ist, sondern das eigene Leben auf ganz einzigartige Weise bereichert. Wer von den meisten Menschen kann schon behaupten zu wissen, wie eine Mumie riecht? ;-)
  • Individuelle Betreuung, engagierte Dozenten, angemessenes Lerntempo
  • Keine Cafeteria oder Gruppenarbeitsräume vorhanden

Aktuelle Bewertungen zum Studiengang

5.0
Ricarda , 13.01.2024 - Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)
4.6
Daniel , 20.11.2021 - Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)
2.9
Richard , 13.07.2021 - Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)
4.2
Swantje , 22.03.2018 - Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)
3.5
Swantje , 10.11.2016 - Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)
2.6
Madeleine , 04.01.2015 - Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)
3.6
Helene , 02.09.2014 - Ägyptologie / Altorientalistik (B.A.)

Über Momoli

  • Alter: Über 35
  • Geschlecht: Weiblich
  • Abschluss: Ja
  • Studiendauer: 6 Semester
  • Studienbeginn: 2013
  • Studienform: Vollzeitstudium
  • Standort: Standort Mainz
  • Schulabschluss: Abitur
  • Weiterempfehlung: Ja
  • Geschrieben am: 22.10.2016
  • Veröffentlicht am: 24.10.2016