Umstritten: Wie gerecht ist der NC?

Geraldine Zimmermann

Der NC hat schon viele Träume zum Platzen gebracht. Da schuftest Du für ein 2,0er Abi und trotzdem ist das Fach, das Du schon immer studieren wolltest, unerreichbar. Beliebte Studiengänge wie Medizin, Psychologie oder Jura sind in der Regel zulassungsbeschränkt. Die Unis legen den NC fest, um Bewerber auszusieben. Schlechte Noten in Deutsch können den Traum vom Medizin Studium zu Fall bringen und ein Versager in Physik hat keine Chance mehr, Jura zu studieren. Beim NC kommt es nicht auf Begabung oder Interesse an, sondern auf die Noten, die Du während der Schullaufbahn gesammelt hast. Ist das noch gerecht? Inzwischen ist das NC-Verfahren ziemlich umstritten. Doch gibt es einen Ausweg?

Was ist so ungerecht am NC?

Das Problem mit dem NC: Allein die Noten im Abi-Zeugnis entscheiden über die Zulassung. Dabei ist unerheblich, in welchen Fächern die Studienbewerber begabt sind oder welche Interessen und Vorerfahrungen sie haben. Ob sich jemand bereits als Sanitäter engagiert hat oder besonders begabt in naturwissenschaftlichen Fächern ist – beim NC-Verfahren ist das völlig egal.

Auch sind die Abiturnoten nicht unbedingt aussagekräftig, was die spätere Leistung im Studium angeht. Wer mit dem Schulsystem nicht zurechtkam, kann an der Uni plötzlich aufblühen. Und selbst wer im Abi noch ziemlich faul gewesen ist, entwickelt nicht selten nach ein paar Jahren plötzlich Ehrgeiz für sein Studium.

Diese Kritikpunkte am Numerus clausus sind nicht neu. Schon in den 70er Jahren gab es eine Klage gegen das NC-Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht. Zwar verpflichtete das Urteil die Hochschulen dazu, alle Studienplatz-Kapazitäten voll auszuschöpfen, also so viele Bewerber wie möglich zuzulassen. Aber das Auswahlverfahren mit NC sah das Gericht generell als gerecht an.

Wie genau funktioniert eigentlich das NC-Verfahren?

Den Numerus clausus legen die Hochschulen jedes Semester neu fest, wenn es mehr Bewerber als Studienplätze gibt. Nachdem alle Bewerbungen eingegangen sind, werden die Bewerber nach der Durchschnittsnote im Abschlusszeugnis sortiert. Danach bekommen die ersten Plätze auf der Rangliste die vorhandenen Studienplätze. Haben mehrere Bewerber die gleiche Note, ist die Wartezeit zwischen Schulabschluss und Bewerbung ausschlaggebend oder es wird gelost. Sind alle Studienplätze verteilt, macht die Hochschule die Schotten dicht. Alle Bewerber mit schlechteren Noten bekommen keine Zulassung und können den Traum vom Studieren vorerst vergessen. Die Abschlussnote des letzten zugelassenen Bewerbers ist gleichzeitig der NC für das Studienfach.

Welche Alternativen gibt es?

Sollte Deine Abinote nicht für Dein Wunschstudium ausreichen, gibt es Alternativen. Einige Universitäten setzen inzwischen auf andere oder zusätzliche Verfahren und Kriterien, um ihre Studenten auszuwählen. Leider sind diese Verfahren in der Regel sehr viel zeit- und kostenaufwendiger als das NC-Verfahren. Deshalb sind die alternativen Zulassungsverfahren bisher nur an wenigen Hochschulen möglich. An fast jeder Hochschule kannst Du jedoch auf eine Zulassung über Wartesemester hoffen und als letzter Ausweg besteht die Möglichkeit einer Studienplatzklage.

Studienplatzklage

Der letzte Ausweg aus Deinem NC-Dilemma kann eine Studienplatzklage sein. Hast Du auf Deine Bewerbung eine Absage der Uni bekommen, kannst Du Dich an einen spezialisierten Anwalt wenden. Er versucht dann zu beweisen, dass die Uni nicht alle Kapazitäten für mögliche Studienplätze ausgeschöpft hat. Der Nachteil einer Studienplatzklage: der Erfolg ist nicht garantiert und die Anwaltskosten sind ziemlich hoch.

Zulassung über Wartesemester

Wenn Du lange genug auf einen Studienplatz wartest, kann Dich die Uni ebenfalls zum Studium zulassen. Du kannst die Zeit beispielsweise mit einem freiwilligen sozialen Jahr oder einer Berufsausbildung überbrücken. Nur studieren darfst Du nicht, denn diese Zeit wird nicht auf die Wartesemester angerechnet. Je nach Wunschstudium und Uni kann die Wartezeit allerdings ziemlich lang sein. Bei Medizin sind es nicht selten 6 Jahre, bis Dich eine Uni über die Wartesemester zum Studium zulässt.

TMS – Test für Medizinische Studiengänge

Der TMS überprüft die Eignung für ein medizinisches Studium. Bei dem Test geht es vor allem um die Begabung für Naturwissenschaften und medizinische Problemstellungen. Bisher wählen 17 Hochschulen ihre Studenten mit dem Test aus. Die Teilnahme ist für die Bewerber zwar freiwillig, das Ergebnis kann das Auswahlverfahren aber positiv beeinflussen.

AdH – Auswahlverfahren der Hochschulen

Die sogenannten Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) können ganz unterschiedlicher Natur sein. Oft führen die Hochschulen persönliche Bewerbungsgespräche oder Auswahltests durch. Bei manchen Hochschulen etwa sind inzwischen Motivationsschreiben ausschlaggebend. Zusätzlich können Bewerber Pluspunkte sammeln, wenn sie sich in einem passenden Bereich engagieren, etwa durch ein freiwilliges soziales Jahr. Manche Hochschulen setzen auch gute Noten in passenden Fächern voraus.

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