Duales Studium Wirtschaftsrecht
Heutzutage kommt kein Unternehmen mehr ohne Rechtsberatung aus. Große Konzerne verfügen sogar über eigene Rechtsabteilungen mit mehr als 50 Juristen, die verschiedene Bereiche bearbeiten. Wenn Du bereits weißt, dass Du als Jurist in die Wirtschaft möchtest und Dir ein Rechtswissenschaft Studium zu trocken ist, so passt das duale Studium Wirtschaftsrecht gut zu Dir. Von Anfang an verknüpfst Du das Wissen über Gesetzestexte und deren Auslegung mit betriebswirtschaftlichem Know-how. Zusätzlich steigst Du in Deiner Studienzeit bei einem Praxisbetrieb ein, um selbst erste juristische Aufgaben in der Vertragsgestaltung oder dem Steuerwesen zu übernehmen.
Wie läuft das duale Studium Wirtschaftsrecht ab?
Im dualen Studium Wirtschaftsrecht verbindest Du akademische Bildung mit einer beruflichen Tätigkeit in einem kaufmännischen beziehungsweise juristischen Beruf. Während den Vorlesungszeiten im Semester bist Du überwiegend an Deiner Hochschule, um Lehrveranstaltungen zu besuchen und anschließend Modulprüfungen abzulegen. Im Frühjahr und Spätsommer des Winter- beziehungsweise Sommersemesters findest Du dann die Zeit für längere Praxisphasen im Betrieb. Je nach Uni, an der Du studierst, kann es außerdem sein, dass Du immer mindestens einen Tag pro Woche im Unternehmen mitarbeitest.
Neben der Aufteilung in Studien- und Praxisphasen hängt der Ablauf Deines dualen Studiums wesentlich davon ab, ob Du ausbildungs-, praxis- oder berufsintegrierend studieren möchtest. Beim ersten Modell absolvierst Du in Deinem Kooperationsbetrieb eine 2- bis 3-jährige Ausbildung. Im Bereich Wirtschaftsrecht sind unter anderem diese für Dich interessant:
- Steuerfachangestellter
- Kaufmann für Groß- und Außenhandel
- Kaufmann für E-Commerce
- Rechtsanwaltsfachangestellter
- Bankkaufmann
Praxisintegrierend bedeutet dagegen für Dich, dass Du im Rahmen eines Langzeitpraktikums bei einem Unternehmen arbeitest, ohne einen zusätzlichen Berufsabschluss zu erwerben. Bist Du bereits berufstätig, kannst Du Deine Wochenstunden im Einverständnis mit Deinem Arbeitgeber reduzieren, um die gewonnene Zeit für die Weiterbildung zu nutzen. Deine Studienzeit beträgt insgesamt etwa 6 bis 9 Semester. Zum Abschluss verleiht Dir Deine duale Hochschule den akademischen Grad des Bachelor of Laws (LL.B.).
Beliebteste Studiengänge
Was erwartet mich in meinem Studium Wirtschaftsrecht?
In der Regel setzen sich die Inhalte Deines Bachelor Studiengangs aus 60 % Jura, 30 % BWL beziehungsweise VWL und 10 % Schlüsselqualifikationen zusammen. So erhältst Du einen Einblick in die für wirtschaftlich relevanten Rechtsbereiche wie Arbeits-, Handels-, Schuld- oder Insolvenzrecht. In der Betriebswirtschaft befasst Du Dich mit den verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens wie der Personalabteilung, der Verwaltung, der Produktion oder dem Marketing. Ein besonderes Augenmerk legst Du auf das Rechnungswesen und übst beispielsweise die doppelte Buchführung. Darüber hinaus setzt Du Dich eingehend mit der Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem auseinander und erfährst, wie der Staat mit seinen Ein- sowie Ausnahmen darauf Einfluss nimmt.
Je nach Hochschule erwirbst Du zusätzliche Kompetenzen, die Dir als Unternehmer und Jurist gleichermaßen zugutekommen. Hier begegnen Dir häufig Themen wie Verhandlungsführung und Wirtschaftsenglisch. In höheren Semestern geben Dir viele Institute die Möglichkeit, einen Schwerpunkt über bestimmte Wahlmodule zu setzen, um Dein Studium stärker auf Deine Interessen und Karriereziele zuzuschneiden:
- Medienrecht
- Arbeitsrecht
- Kanzleimanagement
- Nachhaltigkeit, Umwelt- und Energierecht
- International Business Law
Welche Aufgaben erwarten mich in meinem Unternehmen?
Dein Berufsalltag variiert je nachdem, welche Ausbildung Du absolvierst und in welcher Branche Dein Praxisunternehmen angesiedelt ist. Als angehender Steuerfachangestellter arbeitest Du in einer entsprechenden Kanzlei und unterstützt den Steuerberater bei der Bewältigung der Kundenaufträge. Abhängig von Deinen Vorkenntnissen betraut Dein Vorgesetzter Dich zunächst mit der Buchführung. Hast Du Dich in diesem Bereich bewährt, erstellst und prüfst Du mit der Zeit auch Jahresabschlüsse von Unternehmen. Außerdem übernimmst Du die Steuererklärungen für Firmen. Dein betriebswirtschaftliches Know-how stellst Du mit verschiedenen Tätigkeiten wie Kostenrechnungen oder Finanzplanungen ebenfalls unter Beweis.
Das juristische Tagesgeschäft lernst Du stärker als Rechtsanwaltsfachangestellter kennen. In Anwaltskanzleien übernimmst Du viele organisatorische Aufgaben, die die Rechtsanwälte ein Stück weit entlasten. Beispielsweise kümmerst Du Dich um die Pflege der Fallakten, vereinbarst Termine mit Mandanten und rechnest mit diesen erbrachte Leistungen ab. Darüber hinaus verwaltest Du die ein- sowie ausgehende Korrespondenz und verfasst auch selbst verschiedene Schreiben, die Du Deinem Arbeitgeber zur Unterzeichnung vorlegst.
Welche Unternehmen bieten ein duales Studium Wirtschaftsrecht an?
- Steuer- & Rechtsanwaltskanzleien
- Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
- Bekleidungsunternehmen
- IT-Dienstleister
- Automobilzulieferer
- Leasing-Unternehmen
- Produkthersteller
- Handelsunternehmen
Aktuelle Stellenanzeigen
Als Wirtschaftsjurist bietest Du Unternehmen eine Rechtsberatung an
Quelle: Pixabay
Wie kann ich mich für ein duales Studium Wirtschaftsrecht bewerben?
Um das duale Studium Wirtschaftsrecht aufzunehmen, ist für Dich zunächst eine Anstellung bei einem Praxisbetrieb unerlässlich. Dementsprechend hältst Du auf Jobportalen nach passenden Stellenangeboten von Firmen Ausschau. Zudem haben die Hochschulen meist eine Liste mit Kooperationspartnern, die Du auf deren Website einsehen kannst. Normalerweise gestatten es die Bildungsinstitute auch, dass Du selbst ein Unternehmen vorschlägst, das noch nicht zum Partnernetzwerk gehört. Es muss lediglich sichergestellt sein, dass Du dort Aufgaben im betriebswirtschaftlichen und juristischen Bereich bewältigst, die sich beispielsweise um Steuern und Finanzen oder Vertragsgestaltungen drehen.
Bei Deinem Wunschunternehmen bewirbst Du Dich in der Regel in digitaler Form oder Du sammelst alle ausgedruckten Dokumente in einer Mappe, um diese dann mit der Post zu übermitteln. Deine Bewerbung beginnt mit dem Anschreiben. Hier solltest Du zeigen, dass Du Dich über den jeweiligen Betrieb informiert hast, und zudem gut begründen, warum Du für die offene Stelle die Idealbesetzung darstellst. Als nächstes folgt Dein Lebenslauf, der meist in tabellarischer Form Deine besuchten Schulen, etwaige Anstellungen und Praktika bereithält. In den Anhang gehören abschließend Dein letztes Zeugnis und andere Nachweise über Deinen Bildungs- und Berufsweg. Findest Du mit Deiner Bewerbung Anklang, schreibst Du Dich anschließend in den Bachelor Studiengang ein.
Welche Voraussetzungen bringe ich mit?
Dein Eintritt ins duale Studium Wirtschaftsrecht ist sowohl über schulische als auch berufliche Qualifikationen möglich. Du darfst einerseits studieren, wenn Du das Abitur, die Fachhochschulreife oder die Fachgebundene Hochschulreife erworben hast. Andererseits erhältst Du die Zulassung als Meister oder Absolvent einer anderen Aufstiegsfortbildung. Zudem erfüllst Du die Zugangsvoraussetzungen mit einer abgeschlossenen, mindestens 2-jährigen Ausbildung sowie anschließender Berufserfahrung von 3 Jahren im erlernten Job. Manche Hochschulen vergeben ihre Studienplätze zudem über ein Auswahlverfahren, das aus einem Eignungstest und einem persönlichen Gespräch besteht.
Ist der Studiengang der richtige für mich?
Dir eröffnen sich gute Chancen auf eine erfolgreiche Studienzeit, wenn Du bestimmte persönliche Eigenschaften mitbringst. So solltest Du Dich für betriebswirtschaftliche Fragestellungen interessieren, da Du Dich im Studium mit den Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften beschäftigst. Auch im Betrieb ist Dein unternehmerisches Denken gefragt, denn bei allen juristischen Entscheidungen strebst Du stets den größtmöglichen Nutzen für Deinen Arbeitgeber an. Im Bereich Buchführung und Rechnungswesen helfen Dir mathematische Kenntnisse besonders weiter. Wichtig für Deine juristische Tätigkeit sind außerdem eine strukturierte Arbeitsweise und ein gutes Argumentationsvermögen auf Grundlage der geltenden Gesetze. So verhinderst du, dass rechtliche Streitigkeiten Deinen Arbeitgeber viel Geld kosten.
Vergütung, Gehalt und Karriere
Für Deine Mitarbeit in einem Unternehmen während Deines Studiums erhältst Du eine monatliche Vergütung, die sich in der Regel an dem Verdienst von Auszubildenden orientiert. Meist legt Dir Dein Arbeitgeber ein Angebot vor und gibt Dir Gelegenheit, auf Deine Vorstellungen einzugehen.
Mit dem Bachelor of Laws in der Tasche empfiehlst Du Dich grundsätzlich für alle Branchen und Unternehmen, die eine eigene Rechtsabteilung betreiben. Zudem bist Du in der Lage, Dich mit einer eigenen Kanzlei selbstständig zu machen und Deine Rechtsberatung frei auf dem Markt anzubieten. Dein betriebswissenschaftlicher Hintergrund sorgt allgemein dafür, dass Du bei allen juristischen Entscheidungen immer auch das wirtschaftliche Wohl des betreuten Unternehmens mit einbeziehen kannst. Häufig wirkst Du bei der Gestaltung von Verträgen mit und überprüfst beispielsweise die schriftlichen Vereinbarungen zwischen Angestellten und Arbeitgeber. Ein anderer wichtiger Einsatzbereich ist außerdem das Steuerwesen und die Wirtschaftsprüfung. Hier kontrollierst Du unter anderem die Buchführung und die Jahresabschlussberichte oder klärst darüber auf, wie sich Einnahmen möglichst gering versteuern lassen. Alles in allem kommen diese Tätigkeitsgebiete für Dich infrage:
- Einkauf und Vertrieb
- Recht und Revision
- Personalwesen
- Compliance
- Finanzen und Steuern
Was Du als Wirtschaftsjurist später mal verdienst, richtet sich wesentlich nach der Größe und der jeweiligen Branche des Unternehmens. Große Konzerne verfügen in der Regel über eine eigene Rechtsabteilung, wo Du Dich auf bestimmte Rechtsgebiete der Wirtschaftswelt konzentrierst. Für Deine Tätigkeit erhältst Du mit Blick auf diese verschiedenen Faktoren zwischen 2.700 €¹ und 6.000 €¹ brutto pro Monat. Durch Dein BWL-Know-how steht Dir mit den Jahren auch ein Aufstieg ins Management in Aussicht, was Dir ein Spitzengehalt von gut 8.000 €¹ brutto bescheren kann. Weitere ausführliche Informationen zum Wirtschaftsjuristen findest Du in unserem Berufetext.
Vorteile des dualen Studiums Wirtschaftsrecht
- Du kannst Dich sowohl selbstständig machen als auch fest die rechtlichen Belange eines Unternehmens verantworten.
- Aufstieg in gehobene Positionen des Managements möglich.
- Gute Verdienstaussichten bei großen Firmen.
- Deine Rechtsberatung ist branchenunabhängig bei allen Wirtschaftsunternehmen gefragt.
Nachteile des dualen Studiums Wirtschaftsrecht
- Für eine Karriere als Richter, Staats- oder Rechtsanwalt ist ein Rechtswissenschaft Studium Grundvoraussetzung.
- Als Wirtschaftsjurist darfst Du Mandanten vor Gericht nur eingeschränkt betreuen.