Duales Studium Chemieingenieurwesen
Ob Kopfschmerztabletten, Waschmittel oder Autolackierungen - hinter vielen Gegenständen des alltäglichen Lebens stecken chemische Verfahren und Produkte. Wenn Du Dich in der Schule für die Versuche in der Chemie interessiert hast und endlich selbst im Labor experimentieren möchtest, eignest Du Dich bestens für das duale Studium Chemieingenieurwesen. An einer Hochschule eignest Du Dir fundiertes naturwissenschaftliches Wissen über Chemie, Physik und Mathematik an. Gleichzeitig steigst Du wahlweise als Auszubildender oder Langzeitpraktikant in einem Chemiebetrieb ein, um Nahrungsmittel auf Schadstoffe hin zu analysieren, Lacke herzustellen oder Kunststoffe maschinell zu erzeugen. Nach dem Bachelor Abschluss erwarten Dich finanziell lukrative Jobs in unterschiedlichen industriellen Branchen.
Wie läuft das duale Studium Chemieingenieurwesen ab?
Während des dualen Studiums Chemieingenieurwesen besuchst Du Seminare sowie Vorlesungen an einer Hochschule und arbeitest parallel in einem Unternehmen der Chemiebranche mit. Die genaue Verteilung Deiner theoretischen und praktischen Phasen variiert je nach Studiengang, so verbringst Du beispielsweise pro Woche jeweils 2 Tage im Hörsaal und 3 Tage im Betrieb. Außerdem stehen Dir zwei Studienmodelle, das ausbildungsintegrierende und praxisintegrierende, zur Auswahl. Entscheidest Du Dich für Ersteres, durchläufst Du eine der folgenden Ausbildungen:
- Chemikant
- Chemielaborant
- Lacklaborant
- Textillaborant
Nach rund 3 Jahren schließt Du diese mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) ab und erwirbst zusätzlich zum Bachelorgrad auch den entsprechenden Berufsabschluss. Das zweite Studienmodell sieht für Dich vor, dass Du ein Langzeitpraktikum in einem Unternehmen durchläufst. Du erhältst die Möglichkeit, die einzelnen Abteilungen kennenzulernen und das Tagesgeschäft mit zu bewältigen.
Dein duales Studium Chemieingenieurwesen dauert 7 bis 8 Semester. Gegen Ende steht für Dich an der Hochschule noch die Bachelor Thesis an. Dazu suchst Du Dir einen Dozenten Deines Vertrauens, mit dem Du ein Thema aus der Chemie zur Bearbeitung absprichst. Über mehrere Monate erledigst Du diese letzte Studienleistung und nutzt dazu wissenschaftliche Fachliteratur sowie Methoden zum Erkenntnisgewinn. Hast Du alle nötigen Credit Points über Prüfungen und Kursteilnahmen erworben, verleiht Dir Deine Hochschule den Bachelor of Science (B.Sc.) oder Bachelor of Engineering (B.Eng.).
Beliebteste Studiengänge
Was erwartet mich in meinem Studium Chemieingenieurwesen?
In den ersten Semestern des Studiengangs Chemieingenieurwesen legst Du essenzielle theoretische Grundlagen, die Du als angehender Ingenieur benötigst. So beschäftigst Du Dich tiefergehend mit Mathematik sowie Physik, wobei Du neben allgemeinen Kenntnissen über Geometrie und Algebra auch spezifische Berechnungsmethoden für chemische Zusammenhänge kennenlernst. Ebenso erhältst Du einen breitgefächerten Einblick in die organische, anorganische, analytische und physikalische Chemie.
Außerdem arbeitest Du Dich in verschiedene Verfahrens- und Produktionstechniken ein, mit denen Du Lacke, Farben sowie andere chemische Substanzen maschinell erzeugen kannst. Dabei übst Du auch das wissenschaftliche Arbeiten unter Laborbedingungen. Im späteren Verlauf Deines Studiums setzt Du fachliche Schwerpunkte beziehungsweise suchst Dir mithilfe verschiedener Wahlmodule interessante Themen heraus:
- Biotechnologie
- MSR Prozessmesstechnik und Sensorik
- Chemische Reaktionstechnik
- Angewandte Organische Chemie
- Instrumentelle Analytik und Umweltschutzanalytik
Zudem begegnen Dir einführende BWL-Module, mit denen Du managementbezogenes Know-how zur Projektarbeit, der Personalplanung und Organisation in einem Betrieb erwirbst. Deine Englischkenntnisse erweiterst Du gezielt mit Kursen zu technischen Begrifflichkeiten. Weitere Informationen zu den Studieninhalten erhältst Du in unserem Infotext zum Präsenzstudium Chemieingenieurwesen.
Welche Aufgaben erwarten mich in meinem Unternehmen?
Welche praktischen Tätigkeiten Du während Deines dualen Studiums Chemieingenieurwesen übernimmst, hängt wesentlich davon ab, welche Ausbildung Du absolvierst. Im Lehrberuf des Chemikanten lernst Du, wie Du organische und anorganische Rohstoffe verarbeitest, um daraus chemische Produkte wie Medikamente, Farben oder Kunststoffe zu erzeugen. Dazu befüllst und steuerst Du große Maschinen sowie Anlagen, die das Produktionsverfahren in einem automatisierten Prozess ausführen.
Wie der Name es schon andeutet, ist Dein Arbeitsplatz als Chemielaborant das Labor. Dort bereitest Du chemische Untersuchungen vor und führst diese auch selbstständig durch. So stellst Du Stoffgemische her oder trennst diese in ihre einzelnen Bestandteile auf. Dabei protokollierst Du Deine Arbeitsschritte sorgfältig, unter anderem welche Mengen und Apparaturen Du jeweils verwendest. Auf diese Weise lässt sich Dein Vorgehen später noch nachvollziehen und eventuelle Fehler analysieren.
Hast Du Dich für die Ausbildung zum Lacklaborant entschieden, dreht sich für Dich alles um flüssige und pulverförmige Beschichtungsstoffe für Autos, Küchengegenstände oder Kleidungsstücke. Hier brütest Du nicht nur über der Entwicklung neuer, beispielsweise besonders hitzebeständiger Farb- sowie Lackmittel, sondern optimierst auch bestehende chemische Zusammensetzungen und produzierst benötigte Substanzen.
Welche Unternehmen bieten ein duales Studium Chemieingenieurwesen an?
- Hersteller für Klebeprodukte
- Automobilzulieferer
- Forschungsinstitute
- Düngemittelproduzenten
- Stahlhersteller
- Chemiekonzerne
- Öl- und Erdgasunternehmen
- Produzenten von Oleochemikalien
- Hersteller für Spezialchemikalien
- Servicedienstleister im Chemiebereich
- Farb- und Lackproduzenten
In Deinen Praxisphasen bist Du häufig im Labor im Einsatz
Quelle: Pixabay
Wie kann ich mich für ein duales Studium Chemieingenieurwesen bewerben?
Wenn Du die Bewerbung für das duale Studium Chemieingenieurwesen in Angriff nehmen möchtest, wendest Du Dich in der Regel zunächst an ein Unternehmen, das Dich während dieser Zeit beschäftigt. Dazu durchsuchst Du die diversen Jobportale im Internet nach passenden Stellenangeboten. Hier kannst Du Dich meist auch darüber informieren, welche Unterlagen der Betrieb im Detail von Dir benötigt.
Grundsätzlich gilt es für Dich, Deinem Arbeitgeber eine Bewerbungsmappe per Post oder digital zuzusenden, in der ein Anschreiben, Dein Lebenslauf sowie ein Anhang mit Kopien von Schul- und etwaigen Arbeitszeugnissen enthalten sind. Das Anschreiben dient dazu, zu erklären, warum Du Dich gut für die in der Stelle beschriebenen Aufgaben eignest. Im Lebenslauf hältst Du all Deine schulischen und beruflichen Stationen fest, soweit Du bisher auf solche Erfahrungen zurückblickst.
Hinterlässt Du einen guten Eindruck, steht für Dich häufig noch ein Vorstellungsgespräch an. Schließlich unterschreibst Du einen Ausbildungs- beziehungsweise Studienvertrag, der für Dich auch die Eintrittskarte in den Studiengang Chemieingenieurwesen darstellt. An der kooperierenden Hochschule immatrikulierst Du Dich nun über ein Online-Bewerbungsportal und reichst dabei alle geforderten Unterlagen ein.
Welche Voraussetzungen bringe ich mit?
Den Zugang für das duale Studium Chemieingenieurwesen erhältst Du, wenn Du über das Abitur, die Fachhochschulreife oder die Fachgebundene Hochschulreife verfügst. Ebenfalls studieren darfst Du als Meister oder Absolvent einer Fortbildung wie die zum Techniker, Fachwirt oder Betriebswirt.
Ist der Studiengang der richtige für mich?
Für das duale Studium Chemieingenieurwesen eignest Du Dich besonders gut, wenn Du eine Leidenschaft für die Naturwissenschaften, vor allem Chemie, Physik sowie Mathematik, hegst und Dir diese Fächer bereits in der Schule gefallen haben. Ebenfalls solltest Du ein technisches Verständnis mitbringen, damit Du nicht nur chemische Prozesse begreifst, sondern auch die Produktions- beziehungsweise Verarbeitungsmaschinen bedienen kannst, die im Labor und den Fabriken zum Einsatz kommen. Außerdem erleichtern Dir solide Englischkenntnisse die Lektüre der meist fremdsprachigen Fachliteratur. Da Du auf eine Karriere als Ingenieur hinarbeitest, helfen Dir Kommunikationsfähigkeit und organisatorisches Talent enorm weiter, um gemeinsam mit anderen Teamkollegen aufwendige Experimente oder Produktionsverfahren durchzuführen.
Vergütung, Gehalt und Karriere
Mit dem dualen Studium Chemieingenieurwesen bist Du in der komfortablen Lage, ein Monatsgehalt über Dein Praxisunternehmen zu beziehen und so Deinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Zusätzlich zahlt Dein Arbeitgeber häufig auch Deine Semestergebühren. Die genaue Höhe Deiner Vergütung verhandelst Du im Zuge der Vertragsgespräche individuell. Grundsätzlich orientiert sich diese meist am gängigen Auszubildendengehalt in der Branche. An staatlichen Forschungseinrichtungen steht Dir dagegen eine fest geregelte Bezahlung nach dem Tarifvertrag für Auszubildende im Öffentlichen Dienst (TVAöD) zu:
Dauer der Ausbildung | Ausbildungsvergütung |
1. Ausbildungsjahr | 918,26 €¹ |
2. Ausbildungsjahr | 968,20 €¹ |
3. Ausbildungsjahr | 1014,02 €¹ |
4. Ausbildungsjahr | 1077.59 €¹ |
Deine Einsatzgebiete nach dem dualen Studium Chemieingenieurwesen sind breit gefächert, da viele Industriezweige zur Fertigung von Werkstoffen sowie Materialien auf chemische Verfahrenstechniken zurückgreifen und damit auch Dein fachliches Know-how benötigen. Letztlich bleibt es also Deinen persönlichen Interessen überlassen, ob Du zum Beispiel bei einem Pharmaunternehmen Medikamente chemisch herstellst, in der Lebensmitteltechnologie die maschinelle Produktion von Nahrungsmitteln verbesserst oder in der Automobilindustrie korrosionsbeständige Bauteile entwickelst.
Bei großen Chemiekonzernen erzeugst Du mithilfe technischer Anlagen viele verschiedene Alltags- und Verbrauchsgegenstände wie Reinigungsmittel, Pflegeprodukte, Düngemittel sowie Farb- oder Lackmittel. Darüber hinaus sind auch diese Aufgabengebiete für Dich interessant:
- Forschung und Entwicklung
- Qualitätskontrolle
- Projektmanagement
- Technisches Marketing
- Kundendienst
Allgemein erfreuen sich Ingenieure in Deutschland an stattlichen Gehältern. Als Chemieingenieur gehörst Du statistisch betrachtet sogar zu den Spitzenverdienern dieser Berufssparte und übertriffst unter anderem Maschinenbau- und Fahrzeugbauingenieure. Durchschnittlich verdienst Du etwa 3.300 €¹ bis 7.900 €¹ brutto monatlich. Dabei solltest Du beachten, dass sich Berufserfahrung auch finanziell lohnt und größere Unternehmen aus wirtschaftsstarken Branchen wie der Pharmaindustrie Dir mehr zahlen können als kleine Betriebe mit nur wenigen Mitarbeitern.
Vorteile des dualen Studiums Chemieingenieurwesen
- Viele Spezialisierungen in und nach der Studienzeit möglich
- Angesehener Abschluss als Ingenieur
- Breite Einsatzmöglichkeiten in der gesamten Industrie
- Gute Gehaltsaussichten
- Praktikums- und Ausbildungsplätze findest Du bei vielen verschiedenen Unternehmen
Nachteile des dualen Studiums Chemieingenieurwesen
- Gute Kenntnisse in Mathe, Chemie und Physik sind für Dich Pflicht, um den Lernstoff zu bewältigen
- Teilweise Arbeit mit gefährlichen Substanzen
- Wenn Du es nicht magst, fast den ganzen Tag im Stehen zu arbeiten