Geld oder Leidenschaft – was zählt wirklich bei der Studienwahl?

Geraldine Zimmermann

„Wähle einen Beruf, den Du liebst, und Du brauchst keinen Tag zu arbeiten“ – so lautet ein berühmter Spruch von Konfuzius. Doch was, wenn gerade Dein Traumberuf brotlose Kunst ist? Du willst am liebsten Germanistik studieren, aber weißt, dass Du mit Jura oder BWL später viel bessere Chancen hast? Diese Entscheidung scheint wie die zwischen Geld oder Liebe. Doch beide Wege schließen sich nicht aus. Du kannst auch mit Philosophie Geld verdienen und sogar Jura macht Spaß – Voraussetzung ist, dass Dir das Fach wirklich liegt. Du stehst noch vor der Entscheidung für ein Studienfach und bist unsicher, was Dir wichtig ist? Dann lies Dir am besten vorher unsere Tipps durch.

„Philosophie? Und was kann man später damit machen?“

Kunst, Philosophie, Germanistik – manche Fächer haben den Ruf, akademische Taxi-Fahrer auszubilden. Fakt ist, Geisteswissenschaftler verdienen nach dem Studium weniger als zum Beispiel Naturwissenschaftler, Juristen und Wirtschaftswissenschaftler. Das heißt aber noch lange nicht, dass Du Dich mit der Immatrikulation gleich beim Arbeitsamt melden musst.

Geisteswissenschaftliche Fächer bilden nicht für einen bestimmten Beruf aus. Dafür sind die Möglichkeiten umso facettenreicher. Im Studium lernst Du, selbstständig zu denken, Dinge zu hinterfragen und Dich in verschiedene Sachgebiete einzuarbeiten. Du bist nach dem Studium also flexibel einsetzbar. Natürlich kannst Du nach einem Germanistik Studium nicht gleich als Projektmanager oder Journalist anfangen. Mach Dich auf eine längere Jobsuche gefasst und rechne damit, beim Gehalt erst mal keine großen Sprünge zu machen. Viele Geisteswissenschaftler absolvieren zuerst Praktika, Trainees oder Volontariate, bevor sie eine richtige Vollzeitstelle bekommen. Wichtig ist gerade in diesen Fächern, dass Du schon vor Ende des Studiums mit der Karriereplanung beginnst. Absolviere Praktika in den Semesterferien und knüpfe so erste Kontakte zu Arbeitgebern.

„Kind, studiere besser was handfestes!“

Nicht alle Absolventen verdienen nach dem Studium gleich viel, das ist klar. Besonders gut kommen zum Beispiel Mediziner, BWLer und Juristen weg. Wenn Du Dich also für ein „handfestes“ Studium entscheidest, hast Du automatisch ausgesorgt? Nicht ganz. Denn wer sich für ein anspruchsvolles Fach wie Jura oder Medizin nicht begeistern kann, der wird kaum einen erfolgreichen Abschluss schaffen. Gerade ein Studium wie Medizin erfordert einiges an Disziplin und Durchhaltevermögen. Das ist kaum zu schaffen, wenn Du Dich nicht für das Fach interessierst. Auch Jura-Absolventen bekommen nur Top-Gehälter, wenn sie ein gutes Examen schaffen. Und gerade Jura ist berüchtigt dafür, dass sogar Durchschnittsnoten schwer zu erreichen sind. Bevor Du Dich also durch ein Studium quälst und hinterher dennoch auf ausdauernde Jobsuche gehen musst, solltest Du besser ein Studienfach wählen, dass Dir wirklich Spaß macht.

Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Viele Studieninteressierte wollen beispielsweise „was mit Medien“ machen und entscheiden sich für Studiengänge wie Medienmanagement oder Design. Diese Branchen sind allerdings stark umkämpft und es gibt zahlreiche Bewerber. Auch Naturwissenschaftler finden nicht automatisch einen Job, besonders schwer haben es zum Beispiel Biologen.

Zu viel Planung bringt auch nix

Natürlich solltest Du die Berufsaussichten bei Deiner Studienwahl nicht außer Acht lassen. Aber die Wirtschaft verändert sich und ein Studium dauert ein paar Jährchen. Wer nur nach guten Gehaltsaussichten schielt, kann später bitter enttäuscht werden. Auch wird keine Firma einen Absolventen bevorzugen, der ohne Leidenschaft sein BWL Studium abgerissen hat. Und selbst wenn ein Studiengang auf den ersten Blick aus wirtschaftlicher Sicht nicht „verwertbar“ scheint, kannst Du später einen coolen Job finden. Zu den wichtigsten Kriterien bei der Bewerberauswahl vieler Unternehmen zählen neben der fachlichen Kompetenz nämlich Engagement und Motivation.

Und ein ganz wichtiger letzter Punkt: als Akademiker hast Du unabhängig vom Studienfach auf dem Arbeitsmarkt gute Karten. Akademiker sind die Bevölkerungsgruppe mit der geringsten Arbeitslosenquote in Deutschland! Na, wenn das nicht Mut macht …

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